Wirtschaft

Europäer fordern US-Firmen heraus Druck auf Ratingagenturen wächst

Den drei dominierenden US-geprägten Ratingagenturen bläst der Wind aus Europa heftig ins Gesicht. Die neue EU-Wertpapieraufsicht ESMA legt sich mit Standard & Poor's, Moody's und Fitch an und droht ihnen, die Zulassung zu verweigern, sollten sie die europäischen Bewertungsregeln nicht einhalten.

ESMA-Chef Steven Maijoor.

ESMA-Chef Steven Maijoor.

(Foto: REUTERS)

Die neue europäische Wertpapieraufsicht ESMA verschärft den Ton gegenüber den drei US-amerikanischen Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch. Ihre Zulassung in den USA bedeute nicht, dass sie künftig automatisch in Europa weiterarbeiten könnten, sagte ESMA-Chef Steven Maijoor der "Financial Times Deutschland".

Die drei großen Ratingagenturen mit Sitz in den USA, die den Weltmarkt für Risikobewertungen von Unternehmen, Staaten und Finanzinstrumenten dominieren, sehen sich in Europa seit längerem heftiger Kritik ausgesetzt. Ihnen wird nicht nur wegen Fehlbewertungen von toxischen Finanzprodukten eine Mitschuld an der Finanzkrise gegeben, die immer noch nachwirkt. Auch ihre Rolle bei der Beurteilung der dramatischen Rettungsbemühungen und -konzepte für hochverschuldete Euro-Länder, wie Griechenland, Portugal und Irland, ist umstritten. Das Urteil der Ratingagenturen prägt letztlich vielfach die Marktreaktionen auf solche Bemühungen.

Transatlantischer Streit

"Wir sollten nicht blindlings das regulatorische System von Drittländern übernehmen", sagte Maijoor. Wenn die großen Ratingagenturen sich nicht an die Regeln in Europa hielten, könnten sie auch nicht zugelassen werden. Damit unterstrich er den Anspruch der Europäer, mit ihren Regulierungsregeln in Abgrenzung zu den USA eigene Standards für die Risikobewertung zu setzen. Ab 1. Juli wird die ESMA alleiniger Aufseher für die Agenturen in Europa. Wird ihnen die Lizenz von der neuen Aufsicht versagt, können ihre Ratings auf dem alten Kontinent nicht mehr genutzt werden.

Derzeit tobt der "FTD" zufolge ein transatlantischer Streit über dieses Thema. Da in den USA die Auflagen für Ratingagenturen noch nicht genau geregelt seien, wolle die ESMA das dortige Aufsichtsregime nicht als gleichwertig anerkennen. Zudem fordere sie von den US-Agenturen, dass sie - wie andere Mitbewerber - ausführliche Unterlagen einreichten. Da dies bisher nach Ansicht der ESMA nicht geschehen sei, wurde der Zulassungsprozess bereits um drei Monate verlängert. Offensichtlich hätten sich die Amerikaner darauf verlassen, als Marktführer automatisch in Europa zugelassen zu werden.

Gelingt auch nach den Übergangsfristen keine Einigung, hätte das nach Darstellung der Zeitung zur Folge, dass europäische Banken und Versicherer die Ratings der drei US-Agenturen nicht mehr zur Ermittlung ihres benötigten Kapitals benutzen könnten. Banken warnen, dass das einen zusätzlichen Kapitalbedarf von zehn Mrd. Euro zur Folge hätte. Experten gingen jedoch von einer Einigung aus, berichtet die Zeitung. Standard & Poor's, Moody's und Fitch teilen weltweit 95 Prozent des Marktes unter sich auf.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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