Wirtschaft

Gespräche zwischen Rüstungsriesen EADS glaubt an die Hochzeit

Abrupte Kursänderungen führen zu extremen Belastungen: Ein Eurofighter Typhoon legt sich in die Kurve.

Abrupte Kursänderungen führen zu extremen Belastungen: Ein Eurofighter Typhoon legt sich in die Kurve.

(Foto: dapd)

Die spektakuläre Megafusion von EADS und BAE System zum weltgrößten Rüstungskonzern steht auf der Kippe. Einen Tag vor dem Ende einer wichtigen Frist wollen die Chefs der beiden Unternehmen über die Zukunft der umstrittenen Konzernhochzeit entscheiden. EADS spricht von erheblichen Fortschritten und dementiert ein Scheitern der Fusionspläne.

Bleibt alles beim Alten? EADS-Chef Tom Enders wäre nicht begeistert.

Bleibt alles beim Alten? EADS-Chef Tom Enders wäre nicht begeistert.

(Foto: dpa)

Der Traum von der Megafusion der beiden Luftfahrt- und Rüstungskonzerne EADS und BAE Systems zum weltgrößten Luftfahrt- und Rüstungskonzern ist offenbar doch nicht geplatzt.

Frankreich und Großbritannien haben sich in Gesprächen über die geplante Rüstungsfusion von EADS und BAE angenähert. Es gebe erhebliche Fortschritte bei den Verhandlungen über die Begrenzung der Staatsanteile an dem geplanten neuen Konzern, teilte EADS am Dienstag mit. Allerdings bleibe eine Einigung von Paris und London weiter abhängig von einer Übereinkunft mit der deutschen Bundesregierung, die weiter ausstehe, hieß es Kreisen zufolge.

Unterdessen zeigte sich EADS über Medienberichte überrascht, wonach die Fusionsgespräche gescheitert sein sollen. Noch am Nachmittag seien Gespräche mit BAE geplant. Zuvor hatten mehrere Nachrichtenagenturen unabhängig voneinander über ein Scheitern der Mega-Fusion berichtet und damit nicht nur an den Börsen erhebliches Aufsehen ausgelöst.

Frankreich und Großbritannien hätten sich nicht über die Modalitäten des Zusammengehens einigen können, zitierten unter anderem die Agenturen dpa und AFP nicht näher bezeichnete Informanten aus dem Umfeld der beiden Unternehmen. Gegen eine Fusion gibt es massive politische Bedenken. Hauptstreitpunkt war der staatliche Einfluss, den sich Deutschland und Frankreich sichern wollten. Beide Länder sind auch maßgeblich an EADS beteiligt. Kritik an der geplanten Rüstungsehe war zuletzt aber auch vom privaten BAE-Großaktionär gekommen.

Die Fusionspläne stehen einen Tag vor dem Ende einer wichtigen Börsenfrist auf dem Prüfstand: Die Chefs der beiden Rüstungskonzerne wollten noch im Lauf des Tages über die Zukunftsaussichten des bei den Anteilseignern umstrittenen Zusammenschlusses entscheiden, hieß es. "Ian King und werden heute die gegenwärtige Lage besprechen", hatte ein EADS-Sprecher zuvor bestätigt. "Danach werden sie mit den jeweiligen Verwaltungsräten der beiden Unternehmen den weiteren Gang der Dinge gemeinsam beschließen."

Mitte der Woche endet eine Frist, bis zu der nach britischem Recht ein Zwischenergebnis vorliegen muss. Zuletzt hatte es immer mehr kritische Stimme zu dem geplanten Zusammenschluss gegeben. Möglich seien eine Absage des Vorhabens, hieß es, aber auch weitere Verhandlungen.

London dafür, Berlin dagegen

Berichten zufolge galt auch eine Verlängerung der Frist als denkbar, um für die komplizierten Verhandlungen Zeit zu gewinnen. Der britische Verteidigungsminister Philip Hammond sagte in Brüssel am Rande eines Treffens der Nato-Verteidigungsminister, es sei Sache der beteiligten Unternehmen zu entscheiden, ob sie bei der Londoner Börse eine Verlängerung der Frist beantragen müssten.

"Ich hoffe, mit meinem deutschen, französischen und amerikanischen Kollegen im Verlauf dieses Verteidigungsministertreffens über das Thema sprechen zu können", sagte Hammond. Er hatte auch betont, es sei "Sache des Unternehmens", zu entscheiden, ob es bei der Londoner Börse eine Verlängerung der Frist für eine Aussage über die Fusion beantragen wolle.

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière wollte sich dagegen beim Nato-Treffen nicht öffentlich zu den Fusionsplänen äußern. "Das Thema steht heute nicht auf der Tagesordnung", sagte er. "Und es gibt nichts Neues aus meiner Sicht gegenüber dem Verhandlungsstand hinzuzufügen." Der unter anderem von EADS-Chef Thomas Enders vorangetriebene Plan zur Schaffung eines europäischen Rüstungsriesen schien die Teilnehmer des Treffens dennoch zu beschäftigen.

Die Nato mischt sich nicht ein   

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen würde eine Restrukturierung der europäischen Verteidigungsindustrie begrüßen. "Ganz allgemein bin ich für eine Restrukturierung der europäischen Verteidigungsindustrie mit der Absicht, sie wettbewerbsfähiger und effektiver zu machen", sagte er am Dienstag in Brüssel am Rande eines Treffens der Nato-Verteidigungsminister.

Bei der geplanten Fusion von EADS und BAE Systems handele es sich aber um eine wirtschaftliche Entscheidung: "Und es ist Sache der Eigentümer und der beteiligten Regierungen, das zu regeln. Es ist deren Sache. Und die Nato mischt sich in solche Entscheidungen nicht ein."

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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