Wirtschaft

Der Geldhahn bleibt auf EZB ganz behutsam

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt den Liquiditätstropf für die Banken weiter laufen. Laut EZB-Chef Trichet können die Kreditinstitute noch bis ins vierte Quartal bei Bedarf so viel Geld bei der Zentralbank abrufen wie sie wollen. Den Leitzins belässt die EZB beim Rekordtief von 1,0 Prozent.

Unverändert bei 1,0 Prozent: Die EZB rührt ihre wichtigste Stellschraube lieber noch nicht an.

Unverändert bei 1,0 Prozent: Die EZB rührt ihre wichtigste Stellschraube lieber noch nicht an.

(Foto: AP)

Die Europäische Zentralbank (EZB) will die Banken der Euro-Zone deutlich später von ihrem Liquiditätstropf nehmen als erwartet. Gut eineinhalb Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise setzt die EZB ihren Ausstieg aus der Rundumversorgung des Bankensystems zwar mit angezogener Handbremse fort. Wie EZB-Präsident Jean-Claude Trichet aber erklärte, können sich die Kreditinstitute noch bis ins vierte Quartal darauf verlassen, dass sie bei Bedarf so viel Geld bei der EZB abrufen können wie sie wollen. Viele Experten hatten ein schnelleres Auslaufen der Hilfe erwartet.

Die EZB schließe zwar in den kommenden Monaten die in der Krise weit geöffneten Geldschleusen Schritt für Schritt, um Verzerrungen an den Finanzmärkten zu vermeiden, sagte Trichet nach der Sitzung des EZB-Rats in Frankfurt. Der Haupthahn der Geldversorgung - das wöchentliche sogenannte Hauptrefinanzierungsgeschäft - bleibt jedoch bis mindestens Mitte Oktober offen, da sich die Banken weiterhin zum Festzins unbegrenzt Geld bei der Zentralbank holen können. Den Leitzins, in normalen Zeiten ihre schärfste Waffe, beließen die Währungshüter bei rekordniedrigen 1,0 Prozent.

Damit die Banken nicht nur jede Woche zur Tränke der EZB gehen können, werde der erst während der Krise eingeführte so genannte Monatstender weitergeführt, sagte Trichet. Er läuft über die rund einen Monat dauernde Mindestreserveperiode, also den Zeitraum in dem die Banken im Schnitt ihrer Verpflichtung, bei der EZB eine Mindestreserve zu hinterlegen, nachkommen müssen.

Zinserhöhung erst 2011?

Auf die Bremse tritt die EZB dagegen bei den länger laufenden Refinanzierungsgeschäften mit den Banken. So will sie ab Ende April bei den drei Monate laufenden Tenderoperationen zum vor der Krise üblichen Auktionsverfahren zurückkehren. Dabei müssen die Banken Gebote abgeben, wenn sie sich bei der EZB mit Zentralbankgeld eindecken wollen.

Auch das letzte Sechs-Monats-Geschäft Ende März steht nach den Worten Trichets schon ganz im Zeichen des Ausstiegs aus der Politik des billigen Geldes. Es solle - ebenso wie bereits der letzte Jahrestender im Dezember - an die künftige Entwicklung des Leitzinses gekoppelt werden. Experten gehen nicht davon aus, dass die EZB vor Beginn des vierten Quartals an dem Schlüsselzins für die Geldversorgung der Banken drehen wird.

Viele Ökonomen glauben mittlerweile sogar, dass die erste Zinserhöhung nach der schwersten Finanzkrise seit Jahrzehnten wegen der Schuldenkrise Griechenlands sogar erst 2011 stattfinden wird. Trichet nannte das gegenwärtige Zinsniveau am Donnerstag zum wiederholten Male als "angemessen". Die EZB wolle derzeit "kein Signal bei den Zinsen" geben.

Holprige Erholung

Trichet bekräftigte die Einschätzung des EZB-Rats, dass sich die Wirtschaft der Euro-Zone zwar Schritt für Schritt nach der schwersten Rezession seit Generationen berappelt. "Die Erholung setzt sich fort. Aber sie bleibt holprig".

Dies sehen auch die Volkswirte der Notenbank so. Sie erhöhten ihre alle drei Monate publizierten Wachstumsprognosen für dieses und das kommende Jahr leicht. Die Teuerung soll in diesem Zeitraum weiterhin deutlich unter der EZB-Zielmarke von knapp unter zwei Prozent bleiben.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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