Wirtschaft

Analysten zur EZB-Zinsentscheidung EZB ist "hoch wachsam"

Die nächste Zinserhöhung der EZB kommt - wahrscheinlich im Juli, wenn man richtig zwischen den Zeilen von Notenbank-Präsident Trichet herausliest. Analsysten sehen das so.

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine Zinserhöhung im Juli signalisiert. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte, bei der Beobachtung der Preisentwicklung sei "hohe Wachsamkeit" geboten. Diese Formulierung gilt an den Märkten als Zeichen, dass der EZB-Rat im kommenden Monat den Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr anhebt.

Im April hatten die Notenbanker ihn zum ersten Mal seit Mitte 2008 auf nunmehr 1,25 Prozent heraufgesetzt. Trichet betonte nun, die Liquiditätsversorgung bleibe ausreichend und die Geldpolitik stütze weiter die Konjunktur.

Analysten sagte zu Trichets Äußerungen in ersten Reaktionen:

Marco Bargel, Postbank:

"Im Juli kommt die nächste Zinserhöhung. Das hat Trichet ganz klar signalisiert. Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass die EZB jedes Quartal eine Zinserhöhung vornehmen wird. Bei zwei Prozent wird die EZB sicher eine Pause einlegen und abwarten, ob die Fed und die Bank of England nachziehen, damit der Euro nicht zu sehr aufwertet. Außerdem schwelt die Schuldenkrise weiter, die Konjunktur in einigen Länder bleibt wackelig. Das hält die EZB von einer stärkeren Anhebung ab."

Holger Schmieding, Berenberg Bank

"Im Juli kommt eine weitere Zinserhöhung. Der nächste Zinsschritt wird dann womöglich länger auf sich warten lassen als gedacht - nicht schon im Oktober, aber spätestens im Dezember dürfte er folgen. Darauf deutet die relativ niedrige Inflationsprognose von 1,7 Prozent für 2012 hin. Trichet hat sich aber alle Optionen offen gehalten."

Ralf Umlauf, Helaba

"Auf der Pressekonferenz signalisierte der EZB-Chef, dass bezüglich der Inflationsgefahren "erhöhte Wachsamkeit" vonnöten sei. Dies ebnet den Weg für eine weitere Zinserhöhung im Juli. Der Druck für die Inflation sei aufwärts gerichtet und die wirtschaftliche Expansion halte an, wenngleich die Dynamik etwas geringer ausfalle. Dass die Notenbanker weiterhin sorgenvoll auf die Inflationsentwicklung schauen, zeigen auch die Projektionen des EZB-Stabes. Diese wurden erhöht.

Die EZB setzt den graduellen Straffungsprozess fort und erhöht im Juli den Leitzins auf 1,50 Prozent. Darüber hinausgehend positionieren wird uns zurückhaltend, denn die reduzierte Wachstumsprognose 2012 könnte ein Hinweis auf eine zögerliche Haltung der EZB sein. Zudem sinkt die Inflation 2012 im Mittel der EZB-Projektion wieder unter die 2 Prozent-Marke. Ein ausgeprägter Zinszyklus lässt sich damit nicht begründen. Insgesamt halten wir die Wortwahl des EZB-Chefs für weniger "hawkish" als erwartet."

Quelle: ntv.de, rts

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