Wirtschaft

Pipelines, Pumpen, Panzer Rheinmetall investiert in "Türöffner"

Wer über Pipelines spricht, entscheidet vielleicht auch über Panzer: Rheinmetall sucht im Ölbereich nach neuen Ansprechpartnern.

Wer über Pipelines spricht, entscheidet vielleicht auch über Panzer: Rheinmetall sucht im Ölbereich nach neuen Ansprechpartnern.

(Foto: REUTERS)

Strategische Entscheidung: Der deutsche Zulieferer und Militärausstatter Rheinmetall baut sich ein neues Standbein auf - scheinbar abseits von Autobau und Rüstung. Doch das Geschäft folgt einem Hintergedanken. Die Düsseldorfer wollen ihre Chancen im Waffenverkauf verbessern.

Waffensysteme von Weltruf aus Deutschland: Panzerhaubitze 2000, Leopard II, Schützenpanzer Marder (v.l.).

Waffensysteme von Weltruf aus Deutschland: Panzerhaubitze 2000, Leopard II, Schützenpanzer Marder (v.l.).

(Foto: REUTERS)

Bei Rheinmetall zeichnet sich eine größere unternehmerische Neuausrichtung ab: Der Düsseldorfer MDax-Konzern will Teile des Industriedienstleisters Ferrostaal übernehmen. Der Geschäftsbereich "Oil & Gas" von Ferrostaal solle in eine Gemeinschaftsfirma ausgegliedert werden, an der Rheinmetall die Hälfte halte, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger dem "Handelsblatt".

Die Sparte "Oil & Gas" entwickelt, baut und installiert unter anderem Gasförderanlagen für Großkunden in rohstoffreichen Regionen. Daneben projektiert und liefert die Ferrostaal-Sparte auch Pipelines und Pumpstationen.

Rheinmetall
Rheinmetall 1.930,00

"Wir können uns vorstellen, zu einem späteren Zeitpunkt auch die Mehrheit zu übernehmen", ergänzte Rheinmetall-Chef Papperger. Das gemeinsame Unternehmen von Ferrostaal und Rheinmetall werde von Beginn an einen Umsatz von 200 bis 300 Millionen Euro haben, sagte Papperger. Der Umsatz dürfte den Erwartungen des Konzernchefs zufolge in den kommenden Jahre weiter steigen.

Mit dem Einstieg in das Gemeinschaftsunternehmen verfolgt Rheinmetall allerdings nicht nur eine Strategie eines dritten Standbeins neben der Automobilindustrie und der Rüstungssparte. Die Beteiligung an der gemeinsamen "Öl und Gas"-Tochter soll den Düsseldorfern auch als eine Art "Türöffner" für den Export von militärischem Großgerät dienen. Ein Grund für den Einstieg ins Ölgeschäft sei, so Papperger weiter, neue Märkte wie Südamerika, Nordafrika und den Mittleren Osten schneller erschließen zu können.

Identische Ansprechpartner

Über den Umweg der Rohstofferschließung erhofft sich Rheinmetall nämlich auch Zugang zu den politischen Entscheidungsträgern in den jeweiligen Ländern. Die Ansprechpartner für den Rüstungs- und den Ölbereich seien oft identisch, ergänzte Papperger. "Unser Geschäft besteht aus Kontakten, und diese aufzubauen dauert Jahre. Mit dem Joint Venture wird es schneller gehen."

Hintergrund der Entscheidung sind die umwälzenden Veränderungen, der sich Rüstungskonzerne im Verhältnis zu ihren bisherigen Stammkunden ausgesetzt sehen: Wie nahezu alle Unternehmen aus der Branche bekommt zunehmend auch Rheinmetall die Sparzwänge in den Verteidigungsetats der Industriestaaten zu spüren. In Zeiten knapper Kassen treten mittlerweile selbst die Vereinigten Staaten bei ihren Rüstungsausgaben auf die Bremse. Andere Großabnehmer wie etwa Griechenland fallen bis auf weiteres als Absatzmarkt aus.

In der Verteidigungssparte "Defence" liefert Rheinmetall mit Partner Krauss-Maffei Wegmann (KMW) zusammen unter anderem den schweren Hauptkampfpanzer "Leopard II" und Neuentwicklungen wie die "Panzerhaubitze 2000" oder den Radpanzer "Boxer". Für den "Leopard II" interessieren sich unter anderem die Militärs in Saudi-Arabien und Katar. Das Exportgeschäft mit Kriegswaffen ist in Deutschland unterdessen politisch nicht unumstritten. Neben gepanzerten Rad- und Kettenfahrzeugen verkauft Rheinmetall auch Geschützkomponenten, Aufklärungstechnik sowie Munition für Heeres-, Flugabwehr- und Marineeinheiten.

Die Aufrüstung aufstrebender Schwellenländer gilt derzeit als einer der wichtigsten Zukunftstrends der Rüstungsbranche. Als rohstoffreiche - und damit finanzstarke - Zielländer kommen dabei offenbar auch teils autoritär regierte Staaten wie Indonesien, Saudi-Arabien oder Algerien in Betracht.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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