"Es kann zu Problemen kommen" EnBW beklagt Moratorium
06.05.2011, 17:30 UhrGehen im Sommer im Südwesten die Lichter aus? Dieses Szenario beschwört jedenfalls EnBW-Chef Villis. Das Atomoratorium belastet den Konzern. Die Gewinne im ersten Quartal brechen - nicht nur, aber auch wegen der Abschaltung zweier Meiler.
Das Atommoratorium belastet nicht nur das Geschäft beim drittgrößten deutschen Stromkonzern. EnBW-Chef Hans-Peter Villis sorgt sich auch um Stromausfälle im Sommer wegen der Abschaltung von Kernkraftwerken. Die für die Stabilität der Netze wichtigen Reserveleistungen seien dadurch deutlich reduziert. "Wir fürchten, dass es zu Problemen kommen kann", sagte Villis der "Wirtschaftswoche". Mit Stromausfällen rechne er besonders in Süddeutschland.
EnBW ist von dem Moratorium, das nach dem Reaktorunglück von Fukushima beschlossen wurde, besonders betroffen: Zwei der vier EnBW-Meiler sind deshalb vom Netz genommen worden. Die Gewinne im ersten Quartal brachen ein. Nicht nur, aber auch wegen der Abschaltung von Neckarwestheim I und Philippsburg I.
Wenn wegen der geplanten Revision des jüngeren Meilers Philippsburg II noch ein weiteres Werk heruntergefahren werden muss, würde im bisher vom Atomstrom stark abhängigen Südwesten nur noch ein Kernkraftwerk laufen. In Ausnahmesituationen könnte die EnBW darum zeitweise nicht in der Lage sein, die benötigten Strommengen zur Verfügung zu stellen, warnte Villis. Zwar könnten noch Kapazitäten alter Kohlekraftwerke zugeschaltet werden. "Eine solche Ausnahmesituation in den Netzen würde aber alle Stromerzeuger und alle Netzbetreiber in Deutschland und sogar darüber hinaus herausfordern."
Geringeren Gewinn erwartet
Auch wenn der Konzernumsatz sich im ersten Quartal vor allem wegen eines erfolgreichen Stromvertriebs um 2,7 Prozent auf rund fünf Milliarden Euro erhöhte, wird der Gewinn in diesem Jahr deutlich schmaler ausfallen. Zwar begann das dreimonatige Moratorium erst Mitte März, aber "im operativen Geschäft machte sich die Abschaltung der zwei Kernkraftwerke im Ergebnis des ersten Quartals 2011 bereits bemerkbar", sagte Villis.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel um 15 Prozent auf 744 Millionen Euro. Unterm Strich gab es aber noch größere Einbußen. Der Konzernüberschuss ging um mehr als die Hälfte auf 386,9 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Ausschlaggebend für diesen Einbruch war laut EnBW vor allem, dass im Vorjahr der Verkauf der Energieholding Geso das Ergebnis hochtrieb.
Das Atommoratorium schlug negativ zu Buche, weil bereits am Terminmarkt verkaufte Strommengen aus den beiden betroffenen Meilern zurückgekauft werden mussten. Die Kosten im Bereich Kernenergie bezifferte die EnBW auf 140,1 Millionen Euro. Darin enthalten sind Rückstellungen für Neckarwestheim I, das nicht mehr ans Netz gehen wird.
Quelle: ntv.de, dpa