Atomkonsens elektrisiert Aktien Eon und RWE im Plus
06.09.2010, 11:34 Uhr
Unpopuläre Richtungsentscheidung: Als studierte Physikerin versteht Angela Merkel - hier bei einem Besuch in der Steuerzentrale des RWE-Reaktors in Lingen - immerhin wohl mehr von der Materie als der durchschnittliche Stromverbraucher.
(Foto: REUTERS)
Der Kompromiss aus dem Kanzleramt strahlt bis an die Börsen: Mit der Laufzeit-Entscheidung sichert die Bundesregierung den Betreibern der Kernkraftwerke lukrative Aussichten für mindestens ein weiteres Jahrzehnt. Das wollen sich Anleger nicht entgehen lassen. Die Aktienkurse ziehen an.
Die Aktien der Energieriesen haben positiv auf die Entscheidung der Bundesregierung über eine Laufzeitenverlängerung für Kernkraftwerke reagiert. Analysten erklärten in ersten Reaktionen, der Beschluss falle für die Versorger noch besser aus als ursprünglich angenommen. Energiekonzerne wie Eon, RWE oder EnBW würden bei den Kompensationen für die längeren Laufzeiten weit weniger belastet als erwartet. Die Versorger hatten in einer breiten Kampagne für die längeren Laufzeiten geworben.
Nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle und Bundesumweltminister Norbert Röttgen sollen die älteren deutschen Atomkraftwerke mit einem Baujahr vor 1980 acht Jahre länger laufen dürfen, neuere Anlagen 14 Jahre. Aktien von RWE verteuerten sich zeitweise um mehr als 2,6 Prozent auf 54,65 Euro, Eon-Papiere gewannen kurzzeitig sogar über drei Prozent auf 23,66 Euro. Beide Titel legten damit deutlich stärker zu als der Leitindex Dax, der lediglich 0,2 Prozent höher notierte. EnBW-Aktien verteuerten sich sogar um knapp vier Prozent.
Grüne Schleife lässt Analysten kalt
Die Entscheidung der Bundesregierung falle "klar positiv" für die beiden Energieriesen RWE und Eon aus, erklärten Analysten der DZ-Bank. Im Durchschnitt dürften die Meiler zwölf Jahre länger laufen - deutlich mehr als die von den Experten zuvor angenommenen zehn Jahre. Die Beiträge der Versorger zur Förderung von erneuerbaren Energien fielen zudem deutlich geringer aus als von den Analysten prognostiziert und seien "weitgehend zu vernachlässigen". Offenbar gebe es auch keine verbindlichen Anforderungen für höhere Sicherheitsstandards der Atomkraftwerke. Zudem sei auch nicht zu erwarten, dass auch der Bundesrat den Plänen der schwarz-gelben Bundesregierung zustimmen müsse.
Auch die Analysten der WestLB kamen zu dem Schluss, dass die Belastungen für die Versorger deutlich geringer ausfallen dürften als ursprünglich befürchtet. Für Theo Kitz, Experte bei Merck Finck & Co, fällt die Verlängerung der Laufzeiten länger aus, als zu erwarten war. Es bleibe aber abzuwarten, ob die Pläne nicht doch auch im Bundesrat beraten werden müssten, warnte er Investoren. Analysten der Royal Bank of Scotland erklärten, die Auswirkungen der Entscheidungen sei für Eon noch positiver als für RWE zu bewerten, da die Atomkraftwerke des Düsseldorfer Konzerns moderner seien.
Zu den Akw-Betreibern in Deutschland gehören neben Eon und RWE auch EnBW und Vattenfall. Sprecher von RWE und Eon wollten die Ergebnisse des Berliner Spitzentreffens der schwarz-gelben Koalition zunächst nicht kommentieren.
Quelle: ntv.de, rts