Frauen in der Wirtschaft Erdverbunden an der Spitze
02.12.2009, 12:42 Uhr
Christine Wolff arbeitet als Europa-Bereichsleiterin des amerikanischen Ingenieur-Konzerns URS.
(Foto: dpa)
Ihre Arbeitswelt ist eindeutig von Männern dominiert und Christine Wolff ist sich dessen bewusst. Zwischen Mitarbeitern, Kollegen und Firmenkunden bewegt sich die Europa-Chefin des amerikanischen Ingenieur-Konzerns URS dennoch so, als seien Frauen in Führungspositionen längst normaler Unternehmensalltag. Die Managerin und Diplom-Geologin sagt deutlich, was sie antreibt: "Ich versuche nur das zu tun, was ich kann, was mich interessiert und was mir Spaß macht. Für alles andere wäre ein Arbeitstag viel zu lang."
Spaß und Interesse sind ein hoher Motivationsfaktor für die Managerin. Schon zu Beginn ihres Geologie-Studiums in Berlin war der gebürtigen Bremerhavenerin klar, dass sie damit in Deutschland beruflich eigentlich nichts anfangen können wird.
Wechsel zum Management als Wendemarke
Für ihren Karrierestart wählte sie den buchstäblich steinigen Weg bis ans andere Ende der Welt. In Australien entdeckte sie als 25-jährige Praktikantin einer Explorationsgesellschaft ein seltenes Chromerz-Vorkommen. Die Anerkennung in der Fachwelt freute sie. Doch statt den Karriere-Anschub für den Sprung zurück nach Europa zu nutzen, blieb sie zunächst lieber "downunder" auf der Suche nach Gold und Diamantenvorkommen. "Nach fünf Jahren hatte ich aber keine Lust mehr allein im Outback zu arbeiten", sagt sie rückblickend. Zwei weitere Jahre blieb sie noch in Sydney: "Dann hatte ich Heimweh nach Europa."
Für ihren neuen Arbeitgeber in Europa, den amerikanischen Ingenieurs-Dienstleister URS, hatte Christine Wolff zwar schon in Australien gearbeitet. Der Wechsel in die Deutschland-Zentrale in Frankfurt wurde dennoch zur beruflichen Wendemarke: "Es war der bewusste Abschied aus der Technikerwelt und die klare Entscheidung zu einer Karriere im Management", sagt Christine Wolff.
Lieblingsherausforderung: Entscheidungen treffen
Mittlerweile ist sie zur Europe/Middle East-Chefin von URS aufgestiegen und von Frankfurt nach Hamburg umgezogen. Rund 2000 Beschäftigte und etwa 3000 Projekte stehen unter ihrer Verantwortung. In 13 Ländern ist ihr Arbeitgeber als einer der weltgrößten Ingenieursgesellschaften für Umweltthemen, Architektur und Ingenieurplanung sowie im Hoch- und Tiefbau aktiv. Projekte anbahnen, vorantreiben und kontrollieren, Kontakte zu den Kunden pflegen und zur Unternehmenszentrale halten - das Flugzeug ist das wichtigste Fortbewegungsmittel für die Managerin: "Aber ins Büro in Hamburg fahre ich möglichst immer mit dem Fahrrad."
Nahezu täglich steht eine ihrer Lieblingsherausforderungen auf der Tagesordnung: "Ich treffe gerne Entscheidungen." Allerdings bedeutet Entscheidungsfreude für sie nicht, immer den Ton angeben zu wollen. "Unser Produkt ist eine geistige Leistung", sagt sie. "Dahinter stecken entsprechend intelligente Köpfe mit starken Charakteren." Solche Kollegen streiten nicht einfach um Ansichten, sondern vertreten wohlbegründete Positionen: "Zu vermitteln und in Konflikten den richtigen Weg für alle zu finden, gehört deshalb zu den wichtigsten Aufgaben."
Christine Wolff strahlt ein gesundes Selbstbewusstsein aus: "Als Technikerin war ich nur gut, als Managerin bin ich deutlich besser." In diesen Worten steckt nicht Überheblichkeit, sondern das Signal an andere Frauen, sich beruflich mehr zuzutrauen: "Auch wenn man gut ist, schafft man die Karriere nicht, indem man darauf wartet entdeckt zu werden".
Das Motto "Tue Gutes und rede darüber" reiche aber nicht für den langfristigen Erfolg aus, betont die Managerin. "Wichtig sind auch Freude an der Verantwortung, Entschlossenheit, Selbstvertrauen und der Wille, sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen".
Quelle: ntv.de, Wolfgang Heumer, dpa