Wirtschaft

Ausfälle in Ungarn und Rumänien Erste Bank enthüllt Verluste

"Das wird die Sorgen um die Kapitalausstattung vergrößern." (Archivbild)

"Das wird die Sorgen um die Kapitalausstattung vergrößern." (Archivbild)

(Foto: REUTERS)

Die österreichische Großbank Erste Group erschreckt mit umfangreichen Abschreibungen im Auslandsgeschäft Aktionäre und Analysten. Das laufende Jahr dürften die Wiener wohl tief in den roten Zahlen beenden. Die Dividende fällt aus, die Aktie geht an der Börse in Wien auf Talfahrt.

Die österreichische Erste Bank schreibt Milliarden auf ihr Geschäft in Ungarn und Rumänien ab und sorgt damit am Finanzmarkt für erhebliches Aufsehen.

Kalter Regen in Wien: Die Erste-Zentrale wird gerade umgebaut.

Kalter Regen in Wien: Die Erste-Zentrale wird gerade umgebaut.

(Foto: REUTERS)

Für 2011 rechnet das Haus eigenen Angaben zufolge nun mit einem Verlust von 700 bis 800 Mio. Euro. Die Bank streicht vor diesem Hintergrund ihre Ausschüttungen komplett zusammen: Für die Aktionäre werde es für 2011 keine Dividende geben, teilte die Bank mit Sitz in Wien mit.

Die Erste Bank ist der zweitgrößte Kreditgeber in Osteuropa. Bisher war die Erste Group von einem Gewinn in Höhe von etwa 700 Mio. Euro bis Ende September ausgegangen. Trotz des unerwarteten Verlustes geht das Unternehmen davon aus, dass die Kernkapitalquote (bezogen auf das Gesamtrisiko) mit etwa 9,2 Prozent gegenüber dem Jahresende 2010 unverändert bleiben wird.

Als Konsequenz werden geplante vorzeitige Rückzahlungen von Staatshilfen verschoben. In der vergangenen Finanzkrise hatte die Bank nur mit staatlicher Hilfe überleben können. Das staatliche Partizipationskapital von 1,2 Milliarden Euro werde wohl mindestens ein Jahr später zurückgezahlt, hieß es.

"Besorgniserregende" Risiken

Bei den beiden Töchtern in Ungarn und in Rumänien wird der Bank zufolge nun jeweils der vollständige Firmenwert abgeschrieben. Das sind in Ungarn 312 Mio. Euro und in Rumänien 627 Mio. Euro.

In Ungarn macht die Erste Group das neue Bankengesetz verantwortlich für die Entwicklung. Zudem müssten dort aufgrund der "besorgniserregenden" politischen und wirtschaftlichen Entwicklung Risikovorsorgen von 450 Mio. Euro gebildet werden.

In die ungarische Tochter muss die Erste insgesamt 600 Mio. Euro frisches Kapital einschießen. Die Erste Bank Hungary leidet - wie auch andere österreichische Banken in Ungarn - unter einem neuen Gesetz, das Kunden erlaubt, Fremdwährungskredite unter Marktwert zurückzuzahlen. Allein dafür stellt die Erste 450 Mio. Euro zurück.

Ungarn komplett auf null

Die betroffenen Darlehen waren vielfach in Franken begeben worden und nach dem deutlichen Anstieg der Schweizer Währung für die Kreditnehmer sehr teuer geworden. Künftig werde die Erste in Ungarn nur noch Kredite in lokaler Währung ausgeben, hieß es.

Der Firmenwert der ungarischen Tochter werde auf null, der der rumänischen BCR um die oben genannten 627 Mio. Euro auf 1,1 Mrd. Euro abgeschrieben.

Das Engagement in Griechenland und den anderen Schuldenstaaten am Rand der Eurozone sei um zwei Drittel auf 600 Mio. Euro reduziert worden und stehe nun zu 95 Prozent mit Marktwerten in der Bilanz. Die Abschreibung von verkauften Kreditversicherungen (CDS) auf Marktpreise kostete in den ersten neun Monaten des Jahres weitere 180 Mio. Euro. Der Nettoverlust der Erste Bank beläuft sich bis Ende September damit auf 920 bis 970 Mio. Euro.

Wirbel an der Wiener Börse

Die überraschend schweren Einbußen sorgten an den Aktienmärkten für erhebliche Unruhe. Die Titel des österreichischen Finanzinstituts brachen bei hohem Volumen zeitweise um fast 14 Prozent ein. Am Handelsende schlossen sie rund 10 Prozent niedriger bei 18,60 Euro. Damit waren sie im Wiener Leitindex ATX der mit Abstand größte Verlierer.

"Die heutige Mitteilung wird vermutlich eine Reihe von Herunterstufungen nach sich ziehen und angesichts des schwierigen Umfeldes in Osteuropa die Sorgen um die Kapitalausstattung vergrößern", urteilten die Analysten von GFI Research.

Die Aktien der Raiffeisen Bank sackten in Wien zeitweise um 7,7 Prozent auf 20,54 Euro ab. Der ATX notierte währenddessen lediglich 3,1 Prozent im Minus bei 1937 Punkten.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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