Wirtschaft

Staatsbank KfW rechnet nach Euro-Rettung lohnt sich

Der Euro - auch eine Geschmacksfrage?

Der Euro - auch eine Geschmacksfrage?

(Foto: REUTERS)

Deutschland stünde ohne den Euro wirtschaftlich schlechter dar, zeigt die staatliche Förderbank KfW in einer Studie. Daher lohnen sich unter dem Strich auch die immensen Rettungspakete zur Stützung der Währungszone. Damit liefert das Institut auch eine Steilvorlage für die erste Debatte im Bundestag über die Ausweitung des Euro-Rettungsschirms.

Der Euro hat Deutschland nach Berechnungen der staatlichen Bankengruppe KfW in den vergangenen beiden Jahren einen Wohlstandsgewinn von 50 bis 60 Mrd. Euro gebracht. "Um diesen Betrag wäre die wirtschaftliche Leistung weniger gestiegen, wenn wir die D-Mark gehabt hätten", sagte KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch der "Frankfurter Rundschau". Die Summe hat das Institut in einer Studie zum Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung mit und ohne Euro ermittelt. Irschs Fazit: "Die Euro-Rettung lohnt sich, nicht nur für Deutschland, sondern für jedes einzelne Mitgliedsland der Euro-Zone."

So profitiere die Exportwirtschaft davon, dass der Euro weniger aufwerte als die D-Mark. Zudem wären die Zinsen in den vergangenen beiden Jahren höher gewesen, wären sie allein von der Bundesbank mit Blick auf die deutsche Situation festgelegt worden. "Auch das hätte uns Wachstum gekostet", betonte Irsch. Vorteile sieht der KfW-Ökonom auch unter Berücksichtigung der Hilfspakete. Es sei eindeutig "kostengünstiger, die konditionierten Rettungsmaßnahmen fortzusetzen sowie die Institutionen der Währungsunion zu reformieren, als die Eurozone auseinanderbrechen zu lassen".

Bundestag muss zustimmen

Der Bundestag debattiert am Donnerstag erstmals über die geplante Ausweitung des Euro-Rettungsschirms EFSF. Der vorliegende Gesetzentwurf sieht eine Aufstockung des deutschen Anteils an den im Notfall übernommenen Kreditbürgschaften für angeschlagene Euro-Partner auf 211 von bislang 123 Mrd. Euro vor.

Bundesfinanzminister Schäuble ringt um Zustimmung zum EFSF.

Bundesfinanzminister Schäuble ringt um Zustimmung zum EFSF.

(Foto: dpa)

Einer Vereinbarung der Staats- und Regierungschefs zufolge erhöhen die Euro-Länder ihre Garantien auf 780 Mrd. Euro von bislang 440 Mrd. Euro. Außerdem wird der Instrumentenkasten des EFSF für strauchelnde Länder erweitert. Künftig soll der Fonds Staatsanleihen von Krisenländern am Markt oder direkt bei den Staaten kaufen, Banken stützen und Kreditlinien für krisengefährdete Staaten eröffnen können.

Der Bundestag soll am 29. September über den deutschen Beitrag zum EFSF abstimmen. SPD und Grüne haben bereits ihre Zustimmung angekündigt. Unklar ist aber, ob die Koalition auf die Mehrheit der Sitze im Bundestag - die sogenannte Kanzlermehrheit - bauen kann.

Die französische Nationalversammlung hat derweil zusätzliche Hilfen für Griechenland bewilligt. Die Parlamentskammer stimmte einer Änderung des Haushalts für 2011 zu, die den französischen Beitrag für ein zweites Hilfspaket erhöht. Die Regierung in Paris geht davon aus, dass die französische Staatsverschuldung wegen der Hilfe bis 2014 um etwa 15 Milliarden Euro steigt.

USA fordern Entschlossenheit

Darüber hinaus drängen die USA Europa zu entschlossenen Schritten bei der Bewältigung der Schuldenkrise. Auf dem kommenden Treffen der Finanzminister der größten sieben Industriestaaten (G7) in Marseille soll dieses Thema laut einem hochrangigen Vertreter des US-Finanzministeriums im Zentrum stehen. Vor allem gelte es eine Ausweitung der Probleme durch Ansteckungseffekte zu verhindern. "Es ist extrem wichtig sicherzustellen, dass Länder, die einem sinkenden Vertrauen an den Märkten ausgesetzt sind, Zusagen haben, dass sie weiter Zugang zu Finanzierungen zu tragfähigen Kosten haben", sagte der Regierungsvertreter.

Als zentral bezeichnete er eine Stützung des Bankensystems in Europa. Dieses müsse Zugang zu Liquidität haben. Wo es Kapitallücken gebe, müssten diese geschlossen werden. Eine gemeinsame Erklärung der G7-Minister nach dem Treffen wird nicht erwartet. Doch die Staaten werden wohl deutlich machen, dass sie zu einer Kräftigung der zerbrechlichen weltweiten Konjunkturerholung bereit seien, wie aus G7-Kreisen verlautete.

Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts

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