Wirtschaft

EZB in der Zwickmühle Europa fürchtet Inflationsgespenst

Besonders für Benzin und Energie müssen Verbraucher in Europa immer tiefer in die Tasche greifen.

Besonders für Benzin und Energie müssen Verbraucher in Europa immer tiefer in die Tasche greifen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Teuerungsrate in den 17 Euroländern liegt unvermindert hoch. Sie steigt im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent und liegt damit nach wie vor deutlich über den Vorgaben der Europäischen Zentralbank. Die allerdings hat gerade ganz andere Sorgen.

Die Lage an der Inflationsfront hat sich etwas entspannt, die Teuerungsrate in den 17 Ländern des Euroraums schwächt sich im Juli leicht ab. Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 2,5 Prozent mehr als noch im Juni 2010, teilte das Statistikamt Eurostat auf der Basis endgültiger Berechnungen mit. Grund für den Preisanstieg im Juli seien vor allem die schwankungsanfälligen Benzin- und Energiepreise in der Eurozone.

Damit liegt die Inflation weiter deutlich über dem Ziel der Europäischen Zentralbank. Sie sieht stabile Preise bei einer Rate von knapp unter zwei Prozent gewährleistet. Im Juni hatte die Inflationsrate bei 2,7 Prozent gelegen. Vor diesem Hintergrund erhöhte die EZB ihren Schlüsselzins auf 1,5 Prozent. Wegen des schwachen Wachstums im Währungsraum rechnen immer mehr Experten damit, dass die Bank erst im nächsten Jahr wieder an der Zinsschraube dreht. In der Euro-Zone wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal lediglich um 0,2  Prozent im Vergleich zum Vorquartal. In Deutschland legte die  Wirtschaft sogar nur um 0,1 Prozent zu.

In der gesamten EU sank die Inflationsrate ebenfalls um 0,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat, hier allerdings auf eine Rate von 2,9 Prozent. Zudem beschleunigte sich der Preisauftrieb laut Eurostat im Vergleich zu 2010 in jedem dritten Mitgliedsstaat. Spitzenreiter sind Estland mit 5,3 Prozent und Rumänien mit 4,9 Prozent. In Deutschland liegt die Teuerungsrate bei 2,6 Prozent, die niedrigsten Werte verzeichnen Slowenien und Irland mit 1,1 beziehungsweise 1 Prozent.

"EZB steckt in der Falle"

Angela Merkel und Nicolas Sarkozy haben gemeinsame Vorschläge zur besseren Steuerung der Eurozone beschlossen.

Angela Merkel und Nicolas Sarkozy haben gemeinsame Vorschläge zur besseren Steuerung der Eurozone beschlossen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Ergebnisse des Pariser Treffens von Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Staatschef Sarkozy werden die EZB nach Ansicht von Ökonomen indes nicht entlasten. "Der Druck auf die EZB steigt sogar weiter", sagte etwa Jacques Cailloux, Chefvolkswirt bei der Royal Bank of Scotland. Die von Merkel und Sarkozy forcierte Idee einer Euro-Wirtschaftsregierung und einer Finanztransaktionssteuer seien zwar auf lange Sicht möglicherweise Schritte in die richtige Richtung - kurzfristig könne die Vertrauenskrise an den Finanzmärkten dadurch aber nicht gelöst werden. "Es ist klar, dass die EZB in der Falle steckt. Wenn sie keine Staatsanleihen (von Schuldenländern, d. Red.) mehr kaufen würde, würden sich die Bedingungen an den Märkten sofort wieder verschärfen", urteilt der Experte.

Da in Paris nicht über eine Ausweitung des Rettungsschirms EFSF gesprochen wurde, der bald Staatsanleihen kaufen dürfen soll und die EZB dadurch entlasten könnte, könne die Notenbank nicht zufrieden sein, meint Postbank-Ökonom Heinrich Bayer. "Die EZB bleibt weiter in der Pflicht, für geordnete Verhältnisse an den Finanzmärkten zu sorgen." Offen ist allerdings, wie lange die EZB noch an den Märkten intervenieren muss. RBS-Experte Cailloux: "Mit ein bis eineinhalb Monaten muss man noch rechnen." Dann könnte der EFSF politisch von allen Euro-Ländern legitimiert sein, selbst am Markt Staatsanleihen zu kaufen. Die EZB wäre dann nicht mehr in der Bredouille.

Die Zentralbank hat vergangene Woche mit dem Ankauf von spanischen und italienischen Staatspapieren begonnen. Bis vergangenen Freitag wickelte sie binnen einer Woche Geschäfte in einem Volumen von 22 Mrd. Euro ab, darin enthalten sind allerdings auch Anleihen der Krisenländer Griechenlands, Irlands und Portugals. Der gewünschte Effekt hat sich bereits eingestellt. Die Zinsen, die Spanien und Italien seit Beginn des Ankaufprogramms zahlen müssen, sind deutlich gesunken.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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