Markus Zschabers "Welthandelsindex" Europäische Krisenpolitik belastet Welthandel
22.04.2013, 11:42 Uhr
Die Schwellenländer können sich den negativen Effekten der europäischen Entwicklung nicht gänzlich entziehen. Der Welthandelsindex von Vermögensverwalter Markus C. Zschaber sinkt zwar leicht, doch der Experte rechnet im Gesamtjahr mit einem positiven Verlauf für den Welthandel.
Die Verflechtungen der Weltwirtschaft werden immer bedeutender und die wechselseitigen Abhängigkeiten der einzelnen Wirtschaftsregionen untereinander nehmen stetig zu. Selbst der Wachstumsriese China merkt im 1. Quartal 2013, dass die Abnehmermärkte in Europa weiterhin konsolidieren und erreichte mit einem annualisierten Wert von 7,7 Prozent zwar einen soliden Wert, dieser reichte aber nicht an die Erwartungen vieler Experten heran. Dennoch sieht Markus C. Zschaber keine wirklichen Gefahren für die Erholung an den Weltmärkten. "Wir alle müssen akzeptieren, dass es in der Wirtschaft keine Linearität gibt, sondern wir immer wieder zyklische Pausen erleben werden, gerade in einem Umfeld, welches von politischen Einflüssen geprägt wird. Grundsätzlich stimmen mich aber unsere analysierten Daten im globalen Kontext sehr zufrieden". Diese Robustheit wird auch von vielen Logistikern untermauert. Viele global tätige Logistiker konnten trotz Unsicherheiten ihre Umsätze im 1. Quartal steigern, was nicht zuletzt auch an höheren Frachtaufkommen aus den USA und in die USA begründet wird. Die Nachfragekurve im gesamtwirtschaftlichen Kontext bleibt stabil, auch wenn diese durch Störfeuer, wie die Zypernkrise etc., kurzfristig an Dynamik einbüßen kann.
"Die Weltproduktion als auch der Welthandel zeigen nach wie vor eine robuste Konsistenz, was die Daten zur Auftragslage, Produktionsvolumina sowie zu den Stornierungsquoten im globalen Kontext belegen. Lediglich Europa hinkt hier zurück", fasst der Vermögensverwalter zusammen. Die Auftragseingangssituation zeigte sich im März 2013 zwar noch nicht im Vorkrisenzustand, doch die Zunahmen aus den letzten 12 Monaten stimmen zuversichtlich. "Mit Blick auf die langfristige Entwicklung bleibe ich grundlegend optimistisch, für 2014 ist die Perspektive sogar nochmals deutlich positiver. Ich erwarte eine merkliche Zunahme der Umsatzaktivität in den kommenden 24 Monaten" so Zschaber weiter.
Von konjunktureller Seite zeigen sich derzeit aber gemischte Tendenzen: Während Europa weiterhin unter der Krisenpolitik leidet und Investitionen viel zu unterdimensioniert stattfinden, erhalten Länder von der sehr expansiven Geld- und Fiskalpolitik Auftrieb, wie zum Beispiel große Teile Asiens und natürlich die USA. Die aktuellen Konjunkturdaten belegen, dass die Schwellenländer sich den negativen Effekten der europäischen Entwicklung nicht gänzlich entziehen konnten. Sie haben sich gleichwohl durch ein immer noch strukturell starkes Wachstum als Stabilitätsanker der Weltwirtschaft erwiesen.
Grundsätzlich zeigt sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage robust, auch wenn diese aufgrund der wachsenden Verunsicherung bezüglich der künftigen Ausrichtung der Politik und der ungelösten Eurokrise, sich jüngst etwas abschwächte. Nachhaltige Belastungen sollten aber nicht entstehen, welche die eingesetzte Belebung der Weltwirtschaft umkehren könnten.
Gerade die Investitions- und Kapitalströme zeigen nach wie vor eine hohe Abhängigkeit zur politischen Ausrichtung bzw. zum politischen Krisenmanagement in Europa.
Der Welthandel befindet sich nach unseren empirischen Auswertungen zum Welthandelsindex somit, trotz des aktuellen Rückgangs, in einem Umfeld der Expansion. Aktuell weist der Welthandelsindex einen Punktestand von 64,3 aus, was bedeutet, dass einerseits die gesamtwirtschaftliche Produktion weiter ansteigen sollte, höhere Kapazitäten erforderlich werden und die Nachfrage, auch mit Blick auf die kommenden Monate, eine hohe Stabilität anzeigen sollte. Die nachfrageorientierten Impulse kommen in erster Linie aus Asien, Lateinamerika, den USA und Deutschland. "Ich sehe trotz aller politischen Verwerfungen in der Eurozone eine gute Ausgangslage, für weitere Steigerungen auf der Nachfragekurve weltweit", fasst Markus C. Zschaber zusammen.
Die Schwankungen der Preise für Industrierohstoffe bleiben sehr ausgeprägt, sowohl für agrarische als auch für Metalle, allen voran für Eisenerz, dem – gemessen am Volumen des internationalen Handels – nach Rohöl, zweitwichtigsten Rohstoff. "Diese höheren Preisschwankungen sind nach unseren empirischen Analysen eindeutig Ausdruck einer Verunsicherung, hinsichtlich der europäischen Krise. Die Politik muss jetzt liefern und endlich nachhaltige Lösungen präsentieren.
Alles in allem weist gegenwärtig vieles darauf hin, dass bereits eine Belebung der Weltwirtschaft eingesetzt hat, zumal sich auch der systemische Stress an den Finanzmärkten beruhigt hat. Größtes Risiko bleibt weiterhin, dass aufgrund von politischer Entscheidungen rasch neue Unsicherheiten aufkommen könnten, welche die Unternehmen und Verbraucher zu einer erneut abwartenden Haltung veranlassen und zu stagnierender oder sogar abnehmender Nachfrage führen könnten. Wie nervös die Märkte sind, wird daran deutlich, dass die Entscheidung, Sparer in Zypern – also in einer sehr kleinen Volkswirtschaft – durch eine Vermögensabgabe an der Bankensanierung zu beteiligen, eine weltweite Erhöhung der Risikoaversion auslöste.
Die aktuelle Geschäftslage im Handel reduzierte sich in den vergangenen vier Wochen leicht. Durch die Ereignisse rund um Zypern und Italien hat sich die Aktivität im Handel gedämpft. Vor allem die Umschlagsmengen von Produktionsgütern haben sich im internationalen Güterverkehr verlangsamt. Allerdings definieren wir diese Entwicklung nicht als Umbruch sondern als temporäre zyklische Pause aufgrund der Unsicherheiten in Europa.
Eine steigende Dynamik konnte in Asien und in den USA erkannt werden. Auch der Binnenhandel in den USA konnte nochmals deutlich an Stärke zulegen. Die verschiedenen Preis- und Tonnageentwicklungen sowie die Kapazitätsauslastungen verdeutlichen das Potenzial, dass in den kommenden Monaten ein nachfragebedingter Auftrieb realistisch erscheint. "Ich erwarte für das 2. Quartal gerade in Asien / China und den USA nochmals eine deutliche Belebung" so der Vermögensverwalter.
Teilbereiche:
Schifffahrt
Die operativen Rahmenbedingungen in der Schifffahrt haben sich nach den vergangenen beiden starken Monaten etwas eingetrübt. Die Verschlechterung der globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, stellte die maritime Wirtschaft in den vergangenen Jahren immer wieder vor große Herausforderungen, so dass die Anfälligkeit auf politische Unsicherheiten immer noch ausgeprägt ist. Dennoch sehen wir eindeutige Stabilitäten innerhalb der strukturellen Gegebenheiten. Aus diesem Grund ist nach unseren empirischen Auswertungen eindeutig davon auszugehen, dass bei einer weiteren Erholung der Weltwirtschaft und der Zunahme des Welthandels die maritime Wirtschaft merklich profitieren sollte. Positive Tendenzen können über das steigende Seefrachtaufkommen, die anziehende Tonnageraumnachfrage und der wieder zunehmende Güterumschlag in den Häfen rund um Asien und die USA erkannt werden, was wiederum die Seeschifffahrt und die Hafenwirtschaft im Allgemeinen sukzessive auf Wachstumskurs bringen sollte, sofern weitere Störungen durch die Eurokrise vermieden werden können. Der kurzfristige Ausblick bleibt positiv, Lagerzyklus sowie die nur geringen Stornierungsquoten unterstreichen die Robustheit der Handelsaktivität.
Lastwagen & Schienentransport
Im Binnengüterverkehr zeigen die aktuellen Daten ein moderates, im Jahresverlauf an Dynamik zunehmendes Wachstum der Güternachfrage an. Gerade der Trend nach mehr Ausrüstungsinvestitionen sowie der dynamische private Verbrauch sind die stabilen Säulen des aktuellen Zyklus. Gerade in Deutschland, den USA und in den BRIC – Staaten bleibt das Konsumfundament für eine stabile Inlandsnachfrage in Takt. Unbeeindruckt zeigen sich die deutschen Verbraucher dieser Tage von der Eurokrise um sie herum. Das Land steht gut da - trotz der Rezession im Euroraum. Die Wirtschaft ist solide aufgestellt und es gibt einen gesunden Arbeitsmarkt.
Die USA bleiben in diesem Kontext erneut besonders hervorzuheben: Getragen von einem zunehmenden Konsum und anziehenden Immobilienmarkt, machen sich markant verbesserte Rahmenkonditionen im US – amerikanischen Güterverkehr bemerkbar. Den bereits im Rahmen des Welthandelsindex seit acht Monaten angekündigten, positiven Verlauf der Binnenaktivität in den USA, bestätigt sich weiterhin. Ähnliches kann auch aus China vernommen werden. Vor allem aus der Auto-, Elektronik- und Maschinenbaubranche können deutlich stärkere Kapazitätsauslastungen erkannt werden. Dies gilt für die gesamten BRICS – Staaten, auch die Investitionen, welche derzeit umgesetzt werden, zeigen, dass man sich nicht auf Erfolgen ausruht, sondern in die Zukunft plant. An anderen Stellen der Welt werden die zukünftigen Weichen gestellt, in Europa dagegen versucht man die Planungsfehler der Vergangenheit zu reparieren.
Flugtransport
Die höchste Anfälligkeit zur Eurokrise zeigt einmal mehr der Güterverkehr per Flugzeug, was dazu führte, dass im Bereich der Luftfahrt die höchsten Eintrübungen der Dynamik in den vergangenen vier Wochen zu erkennen waren. Zwar sind die asiatischen Luftfrachtrouten deutlich durch die Verlagerung von Frachtmengen in den asiatischen Raum in den vergangenen Jahren gestiegen, allerdings noch nicht so dominant, dass sie die europäischen Schwankungen kompensieren könnten. Dennoch sehen wir hinsichtlich des weltweiten Frachtwachstum im Jahresverlauf eine weitere positive Wachstumsdynamik, getrieben von den Schwellenländern. Interessant ist, dass die empirischen Daten bezüglich des Luftfrachtverkehrs, die höchsten relativen Wachstumspotenziale in den kommenden Monaten und Jahren im Nahen Osten, in Lateinamerika und in Afrika quantifizieren. Der asiatisch- pazifische Raum sollte aber die höchsten Frachtvolumina verzeichnen können.
Zusammenfassung:
Für die asiatischen Schwellenländer, Nahost, Afrika sowie Teile Lateinamerikas kann unverändert eine überproportionale Handelsaktivität erwartet werden. Auch in den USA bleibt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in einem sehr robusten Zustand. Alle relevanten Bewertungsfaktoren lassen auf einen durchaus positiven Verlauf für den Welthandel in 2013 schließen. Vor allem die frühzyklischen Signale aus bei den Bestellungen und Aufträgen lassen uns optimistisch auf die kommenden Monate blicken.
Die weltweite gesamtwirtschaftliche Nachfrage konnte, gemessen an den Detailanalysen zum Welthandelsindex, trotz Rückgang der allgemeinen Handelsaktivität, gegenüber dem Vormonat zulegen, was der wichtigste Faktor für die Weltwirtschaft und deren Expansionspfad darstellt.
Folgende Unternehmen sollten nach Angaben von Markus C. Zschaber vom gegenwärtigen Zyklus des Welthandels besonders profitieren:
SAP: Der Softwarekonzern steht für zweistellige Wachstumsraten innerhalb des operativen Geschäfts. Der Wert ist ein zyklisches Unternehmen, welches dadurch eine höhere Abhängigkeit zur konjunkturellen Lage insgesamt hat. Die solide Liquiditätssteuerung hat dafür gesorgt, dass das Unternehmen "Speck" angesammelt hat für schlechtere Zeiten. Die gute Produktpalette sorgt weiterhin für starke Absätze in den USA und in Asien. "Die jüngsten Zahlen von Oracle und Infosys zeigen zwar an, dass der Markt für Softwareprodukte gerade in den USA noch nicht zur alter Dynamik zurückgefunden hat, dies sollte sich aber meiner Meinung nach, in den kommenden Quartalen ändern. Insofern wird weiterhin gerade das dynamische Asiengeschäft im Fokus bleiben. Das große strategische Ziel wird es sein, die Wettbewerbsfähigkeit weiterhin zu optimieren und weitere Innovationen zu platzieren. Hier sieht der Vermögensverwalter aber eine gute Ausgangslage.
Procter & Gamble: Das Produktportfolio des weltgrößten Konsumgüterherstellers beherbergt mehr als 300 Marken, die weltweit ihren Absatz finden. Im Vordergrund der Unternehmensaktivität steht die Entwicklung und Produktion von Markenartikeln in den Schwerpunktbereichen Beauty, Textil- und Haushaltspflege, Hygiene & Gesundheit sowie Nahrungsmittel und Getränke. Durch diese breit diversifizierte Segmentsteuerung erreicht Procter & Gamble Absätze in mehr als 180 Ländern. Hinzu sitzt das Unternehmen nach wie vor auf hohen, aber niedrig verzinsten Cash-Reserven, so dass diese Liquidität zukünftig u. a. durch das angestrebte Aktienrückkaufprogramm einem höheren Nutzen für alle Aktionäre zuzuordnen ist.
Ericsson: Das Unternehmen ist ein gutes Beispiel für ein strukturell starkes Geschäftsmodell. Hinzu kommt, dass sich für das Unternehmen derzeit kaum jemand interessiert und damit höhere Kurspotenziale vorhanden sind. Fakt ist, Ericsson hat einen breiten geografischen Absatzmarkt mit den Schwerpunkten auf Nordamerika, China und Lateinamerika. Hinzu kommt, das Unternehmen ist einer der wichtigsten Wartungslieferanten für den neuen Mobilfunkstandard LTE, was eine hohe Dynamik innerhalb des organischen Wachstums ermöglicht, gerade mit Blick auf die kommenden Jahre.
Disclaimer: Die benannten Aktien sind nur als begleitende Information zu verstehen und dienen nicht als konkreter Anlage-Ratschlag. Sie stellen keine Anlageberatung, keine Anlagevermittlung, keine steuerliche Beratung, kein Angebot, keine Empfehlung und keine Aufforderung zum Treffen von Anlageentscheidungen oder zum Tätigen von Geschäften in Finanzinstrumenten, wie zum Beispiel den Erwerb oder die Veräußerung von Investmentanteilen und keine sonstige Empfehlung dar.
Neben diesen drei Aktientiteln befinden sich noch eine ganze Reihe weiterer interessanter Aktienunternehmen im sogenannten Welthandelsportfolio, die im Rahmen der Veröffentlichung zum Welthandelsindex zukünftig vorgestellt werden. Das Welthandelsportfolio ist eine musterhafte Allokation von Unternehmen, die hinsichtlich ihrer Absatz- und Produktionsstrukturen am Welthandel direkt beteiligt sind bzw. vom Welthandel und dessen globalen Handelsströmen partizipieren. Das Welthandelsportfolio reagiert auf die Veränderungen des Welthandelsindex und erreicht damit eine hohe Teilnahme an der Wertschöpfung unserer Weltwirtschaft.
Dadurch, dass der Welthandelsindex ein dynamisches, aggregiertes Gesamtbild des Welthandels bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen.
Der Welthandelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index. Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl und wird monatlich dem Handelsblatt exklusiv von der V.M.Z. Vermögensverwaltung zur Verfügung gestellt. Indexstände überhalb eines Niveaus von 50 Punkten deuten einen wachsenden Welthandel an, inmitten einer expandierenden Gesamtwirtschaft. Unterhalb des Niveaus von 50 lässt sich dagegen aussagen, dass die Welthandelsaktivität schrumpft, wobei ab einem Niveau von unter 45 sogar eine deutliche Kontraktion der Gesamtwirtschaft zu erwarten ist.
Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH erstellt den Index monatlich exklusiv für das „Handelsblatt“ und n-tv. Informationen zum Index unter www.welthandelsindex.de
Quelle: ntv.de, Dr. Markus C. Zschaber Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH