Der ehemalige Chef der von Siemens mitfinanzierten Betriebsräteorganisation AUB, Wilhelm Schelsky, ist nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" wieder auf freiem Fuß. Überraschend habe Schelsky am Montag das Gefängnis in Nürnberg verlassen, berichtet das Blatt unter Berufung auf Justizkreise.

Das Oberlandesgericht Nürnberg habe zuvor einer Haftbeschwerde stattgegeben, erklärt sein Anwalt Jürgen Lubojanski. Schelsky war Ende des vergangenen Jahres wegen Betrugs, Steuerhinterziehung und Beihilfe zur Untreue zu einer viereinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Weil sein Verteidiger Revision eingelegt hat, ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.

Schelskys Verteidiger ging nun gegen eine überlange Untersuchungshaft vor. Sein Mandant sitze bereits seit dem 14. Februar 2007 ohne rechtskräftiges Urteil in Haft, erklärte Lubojanski. Es sei nicht auszuschließen, dass der ehemalige AUB-Chef wieder in Haft müsse, wenn die Revision scheitert, sagte sein Verteidiger weiter.

Schelsky hat nach Erkenntnissen der Justiz und Siemens zwischen 1990 und 2006 verdeckt mehr als 50 Mio. Euro für den Aufbau der AUB bekommen. Damit sollte er die arbeitgebernahe AUB als Gegengewicht zur kritischen Gewerkschaft IG Metall positionieren.