Wirtschaft

Perfekter Interessenvertreter? Ex-Prokon-Chef wirbt um Anleger

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Carsten Rodbertus buhlt weiter um die Anleger.

(Foto: picture alliance / dpa)

Anlegerschützer kommen beim Gedanken an Prokon aus dem Kopfschütteln nicht heraus. Der geschasste Chef Rodbertus will sich zum Interessenvertreter der Genussschein-Inhaber wählen lassen. Das sind die, deren Geld bei der Prokon-Pleite auf dem Spiel steht.

Der ehemalige Chef des insolventen Windparkunternehmens Prokon, Carsten Rodbertus, will sich Anlegerschützern zufolge auf der Gläubigerversammlung zum Interessenvertreter der Genussschein-Inhaber wählen lassen. Rodbertus lasse derzeit eine "ganze Armada von Helfern" die Prokon-Anleger abtelefonieren, teilte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf mit.

Sie sollen den Ex-Chef bei der Gläubigerversammlung am 22. Juli demnach als ihren Vertreter bevollmächtigen. "Auf diese Art will der Bock sich selbst zum Gärtner machen", warnte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Erst habe Rodbertus das Unternehmen in die Insolvenz geführt, nun wolle er Interessenvertreter der Anleger werden. "Das ist absurd."

Prokon war im Januar in die Insolvenz gerutscht, seither müssen viele Prokon-Anleger um einen beträchtlichen Teil ihres Geldes fürchten. Die Firma hatte sich durch den Verkauf sogenannter Genussrechte im Wert von 1,4 Milliarden Euro an rund 75.000 Anleger finanziert. Es hatte mit einer Verzinsung von sechs Prozent geworben und zeitweise bis zu acht Prozent ausgezahlt. Zuletzt konnte es aber keine Zinsen mehr zahlen und die Genussrechteinhaber auch nicht auszahlen.

Keine Freunde mehr?

Mit einem dramatischen Appell versuchte Prokon Anfang des Jahres die Anleger zu halten und drohte ihnen mit der Planinsolvenz, wenn sie ihr Geld abziehen wollten. Die geforderten Rückantworten wurden von Anlegerschützern als Erpressung gewertet. Auch durch die jüngste Telefonaktion fühlten sich mehrere Genussrechtsinhaber bedrängt. Selbst in der Anlegergemeinschaft "Freunde von Prokon", die lange Zeit zu Rodbertus hielten, sind nun kritische Töne zu hören. "Wer ihm weiter vertraut, mag ihm die Vollmachten für die Gläubigerversammlung geben", hieß es Anfang Juni auf der Website der "FvP". "Wir vertrauen seinen Absichtserklärungen nicht mehr."

Derzeit prüft Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin Schadenersatzsprüche gegen den 53-jährigen Rodbertus. Dessen Geschäftsführung hat nach Ansicht von Penzlin bei den Gläubigern bisher Schäden von mehr als einer halben Milliarde Euro verursacht. Der Fall hatte eine Debatte um den grauen Kapitalmarkt angestoßen und Rufe nach einer strengeren Regulierung laut werden lassen.

Quelle: ntv.de, sla/AFP

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