Wirtschaft

Börsengang in Sicht? Facebook lässt was blicken

Beschäftigt Anleger, Medien und mehr als 500 Mio. Nutzer: Facebook.

Beschäftigt Anleger, Medien und mehr als 500 Mio. Nutzer: Facebook.

(Foto: dpa)

Die Hysterie um das Online-Netzwerk Facebook steigt weiter: Das Unternehmen soll bereits Kurs Richtung Börse genommen haben und lässt sich dazu gar in die Bücher blicken. Bei nüchterner Betrachtung verraten die gebotenen Zahlen aber immer noch wenig darüber, wie das Online-Netzwerk eigentlich Geld verdient.

Der Facebook-Rausch geht weiter. Nachdem die US-Großbank Goldman Sachs einen Riesen-Coup mit ihren außerbörslichen Facebook-Anteilen gelandet hat, werden Medien und Investoren weltweit mit immer neuen Details zu der Zukunft des Online-Riesen gefüttert. Entweder, so zitieren US-Medien aus Unterlagen für Investoren, wird Facebook im kommenden Jahr seine bislang geheimen Finanzen offenlegen. Oder das rasant wachsende Internetunternehmen wird direkt an die Börse gehen und sich damit für jeden Anleger öffnen.

Facebook enthüllte seine Absichten in einem Prospekt, den Goldman Sachs an ausgesuchte Klienten verteilt hat. Das Wall-Street-Haus sammelt derzeit Gelder für einen 1,5 Mrd. Dollar schweren Fonds ein. In dem Prospekt gewährte Facebook Einblick in bislang weitgehend geheime Geschäftszahlen. Das mit rund 50 Mrd. Dollar bewertete Jung-Unternehmen verdiente in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres 355 Mio. Dollar, wie aus Unterlagen hervorging. Gleichzeitig habe die Webseite einen Umsatz von 1,2 Mrd. Dollar verbucht.

Ungeprüft und unkommentiert

Goldman Sachs verteilte die geheimen Unterlagen im Umfang von gut 100 Seiten in New York per Hand an seine interessierten Kunden, die eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterschreiben mussten. Dem Empfänger zufolge waren die Geschäftszahlen nicht geprüft und boten zudem wenig Details darüber, wie Facebook seinen Umsatz erwirtschaftet. Die Kunden der Investmentbank müssen bis Freitag entscheiden, ob sie in Facebook investieren wollen und bis Dienstag das Geld überweisen.

Goldman Sachs selbst investiert selbst 450 Mio. Dollar in Facebook und will mindestens 1,5 Mrd. Dollar von Kunden einsammeln, die mitziehen wollen. Die Anteile finden reißenden Absatz: Das Haus habe Anfragen für Beteiligungen im Gesamtvolumen von "einigen Milliarden Dollar" erhalten, berichtete das "Wall Street Journal". Die Anleger sollen jeweils mindestens zwei Mio. Dollar investieren und sich verpflichten, nicht vor 2013 zu verkaufen. Sollte Facebook tatsächlich an die Börse gehen, würde Goldman Sachs wohl profitieren. Experten sind sich sicher, dass die Investmentbank die Onliner auch beim Gang auf das Parkett begleiten würden.

Trotz Datenschutzbedenken, Ermittlungen der US-Börsenaufsicht wegen des Handels mit Firmenanteilen und zahlreicher Berichte über Verletzungen der Privatsphäre laufen Facebook neue Nutzer in Scharen zu. Das Netzwerk hat weltweit mehr als 500 Mio. Nutzer. Das macht das Online-Netzwerk für die Werbeindustrie interessant. Der Gesamtwert des noch jungen Unternehmens wird inzwischen auf rund 50 Mrd. Dollar taxiert. Das ist mehr als das Auktionshaus Ebay oder das Interneturgestein Yahoo auf die Waage bringen.

Durch die neuen Investoren steigt der Druck auf Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, die bisherige Geheimniskrämerei um die Finanzlage aufzugeben. Laut US-Gesetz müssen auch nicht börsennotierte Firmen ihre Daten veröffentlichen, wenn sie mehr als 500 Investoren haben. Diese Regel versuchen Zuckerberg und Goldman Sachs aber offenbar durch den Goldman-Fonds zu durchbrechen, in dem sie das US-Investmenthaus als Hauptinvestor auftreten lassen, der einfach weitere Gelder von verschiedenen Investoren einsammelt. Kritiker sprechen bereits von einem "privaten Börsengang". Sollte Facebook sich für den traditionellen Weg an die Börse entscheiden, müsste das Unternehmen seine Daten dann ohnehin preisgeben.

Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa

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