Wirtschaft

Begeisterte Anleger Facebook stemmt Rekord-Börsengang

Hat allen Grund zur Freude: Mark Zuckerberg.

Hat allen Grund zur Freude: Mark Zuckerberg.

(Foto: dapd)

Jetzt steht es fest: Facebook bringt seine Aktien zum Höchstpreis an die Börse. Damit schreibt das Soziale Netzwerk Geschichte. Nie war ein Unternehmen beim Börsengang wertvoller. Und der Wert dürfte beim Debüt noch steigen.

Facebook hat den größten Börsengang eines Internet-Unternehmens aller Zeiten hingelegt. Das soziale Netzwerk konnte seine Aktien zum anvisierten Höchstpreis losschlagen. Facebook und seine Alteigentümer nahmen insgesamt 16 Mrd. Dollar ein.

Damit reizt Facebook die zuvor genannte Preisspanne bis zum Äußersten aus. Das von Mark Zuckerberg geführte Unternehmen hatte erst am Dienstag wegen der hohen Nachfrage nach seinen Aktien die Preisspanne von 28 bis 35 auf 34 bis 38 Euro angehoben. Einen Tag später teilte das Unternehmen mit, dass beim Börsengang statt der ursprünglich geplanten 337,4 Millionen Aktien sogar 421,4 Millionen Papiere ausgegeben werden sollen. Zahlreiche Altaktionäre des Unternehmens nutzen den hohen Emissionspreis, um mehr Aktien abzustoßen und damit Kasse zu machen.

Am Freitag wird die Aktie zum ersten Mal an der US-Technologiebörse Nasdaq gehandelt. Zum Ausgabepreis kommt Facebook als Ganzes auf einen Unternehmenswert von 104 Mrd. Dollar. So wertvoll war weltweit noch kein Börsenneuling. Auch in punkto Emissionsvolumen ist der Konzern in Spitzenregionen vorgestoßen. Sollten die Konsortialbanken die bei IPOs übliche Mehrzuteilungsoption ziehen, würden mit der Aktienplatzierung insgesamt 18,4 Mrd. Dollar eingespielt. Nach dem Kreditkartenunternehmen Visa, das vor vier Jahren 19,65 Mrd. Dollar einsammelte, wäre dies das zweitgrößte IPO eines US-Unternehmens. Weltweit käme Facebook auf Platz 4.

Der große Erfolg des Börsengangs setzt dem Social-Media-Boom im Silicon Valley die Krone auf. Im vergangenen Jahr hatten bereits das Karriere-Netzwerk Linkedin, das Schnäppchenportal Groupon und der Spiele-Dienstleister Zynga die Euphorie der Anleger für Internet-Unternehmen der neuen Generation genutzt.

Trotz des mittlerweile wieder wackligeren Börsen-Umfelds hält diese Begeisterung auch 2012 an. Internetfirmen wie Yelp oder Splunk haben seit Jahresbeginn bereits erfolgreiche IPOs hingelegt. Aufstrebende Konzerne wie der Kurzmitteilungsdienst Twitter oder Dropbox - ein Unternehmen, das virale Speicherlösungen für Fotos, Dokumente und andere Dateien anbietet, gelten als Kandidaten für weitere erfolgreiche Börsengänge in der Zukunft.

Zweifel bleiben

So groß die Begeisterung der Investoren, insbesondere der Privatanleger, ist - hinter dem Börsengang von Facebook stehen auch einige Fragezeichen. Dass viele Altaktionäre Kasse machen, werten Skeptiker als Signal, dass diese nicht an nachhaltig steigende Aktienkurse glauben - zumal die Aktie alles andere als günstig ist. Facebook hat 2011 unter dem Strich eine Mrd. Dollar verdient. Zum Ausgabepreis wird das Unternehmen folglich mit einem dreistelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis bewertet. Auch die Relation vom Aktienkurs zum Umsatz ist alles andere als günstig. Im vergangenen Jahr erzielte das Soziale Netzwerk Gesamterlöse von 3,7 Mrd. Dollar. Und im ersten Quartal sank der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal um sechs Prozent auf 1,06 Mrd. Dollar. Noch schlechter entwickelte sich der Nettogewinn, der im gleichen Zeitraum um 32 Prozent auf 205 Mio. Dollar absackte.

Facebook-Optimisten halten dem vor allem die gewaltige Kundenbasis von mehr als 900 Millionen Nutzern weltweit entgegen. Diese schaffe ein immenses Potenzial für die Zukunft. Unklar ist bis heute jedoch, welchen Wert Anzeigen auf Facebook für Werbekunden haben. Der Autokonzern General Motors hatte Dienstagabend überraschend angekündigt, sich aus dem Sozialen Netz zurückzuziehen, weil ihm Anzeigen dort keinen Mehrwert brächten.

Im Idealfall läuft es für Facebook an der Börse wie für den heutigen Internet-Giganten Google. Als das Unternehmen 2004 seine Aktien an die Nasdaq brachte, schoss der Aktienkurs am ersten Handelstag vom Ausgabekurs bei 85 Dollar auf zeitweise mehr als 100 Dollar nach oben. Und das war erst der Anfang: Mittlerweile kosten Google-Aktien fast 635 Dollar je Stück.

Beim Debüt könnte Facebook den Google-Erfolg womöglich wiederholen: Weil viele Anleger bei der Zeichnung der Aktie leer ausgingen, erwarten Experten, dass etliche am ersten Handelstag zuschlagen und den Aktienkurs damit in die Höhe treiben werden. Ob Facebook Google an der Börse auch langfristig nacheifern kann, steht jedoch auf einem anderen Papier.

Quelle: ntv.de, jga/DJ/dpa

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