Geldpolitische Kehrtwende? Fed in der Zwickmühle
27.08.2009, 17:28 UhrDer Chef der regionalen Fed von Richmond, Jeffrey Lacker, sinnierte bei einer Rede in Danville darüber, ob es vor dem Hintergrund einer sich stabilisieren Konjunktur notwendig sei, alle ergriffenen Maßnahmen im Kampf gegen die Krise auch vollständig umzusetzen.
"Ich bin vorsichtig mit einem Urteil darüber, ob wir den zusätzlichen Stimulus, den ein Ankauf in der vollen Höhe bringen würde, wollen oder brauchen", sagte er mit Blick auf die laufenden milliardenschweren Ankaufprogramme der Notenbank. Die Fed pumpt derzeit mehr als eine Billion Dollar in das Finanzsystem, in dem sie Staatsanleihen und eine Vielzahl anderer Wertpapiere - zum Beispiel hypothekenbesicherte Anleihen - aufkauft. De facto druckt sie damit Geld.
Ausstiegsstrategie in Arbeit
Experten befürchten, dass das zusätzliche Geld eines Tages den Inflationsdruck nach oben treiben könnte, wenn die Fed nicht rechtzeitig gegensteuert. Der gerade erst von Präsident Barack Obama für eine zweite Amtszeit nominierte Zentralbankchef Ben Bernanke hat zwar bereits eine Ausstiegsstrategie skizziert, zum Zeitablauf aber noch keine näheren Angaben gemacht.
Beim Ankauf von Staatsanleihen tritt die Fed bereits auf die Bremse und lässt das Programm mit gedrosseltem Tempo im Oktober auslaufen. Zuletzt hat sich die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten nach der tiefsten Krise der letzten 80 Jahre begonnen zu fangen. Lacker sagte in Danville, die Fed müsse sicherstellen, dass der von ihr gegebene Stimulus nicht zu stark wirke. Obwohl in vielen Industriezweigen und Regionen der Weg zurück zu einem ordentlichen Wachstumspfad noch weit sei, gebe es begründete Hoffnung. "Die Wirtschaft scheint sich gefangen zu haben und ich glaube, wir haben bessere Zeiten vor uns." Er erwarte im nächsten Jahr ein Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukts zwischen zwei und drei Prozent.
Gefahr einer Spekulationsblase
Lacker hat in diesem Jahr Stimmrecht im Offenmarktausschuss der Fed, der über den Leitzins und die geldpolitische Strategie entscheidet. Die Fed hat in der Krise den Leitzins auf null Prozent gesenkt - so tief wie noch nie. Experten rechnen erst im kommenden Jahr wieder mit einer Zinserhöhung, sollte der Aufschwung tragen. Lacker sagte, die Fed werde wahrscheinlich die Zinsen bereits zu einem Zeitpunkt anheben müssen, wenn die Arbeitslosenquote noch hoch sei.
Der Notenbanker versprach, aus den Fehlern der Jahre 2003/04 zu lernen, als die Fed nach landläufiger Meinung zu lange damit wartete, den Leitzins anzuheben und damit eine Spekulationsblase füllte, die zur derzeitigen Krise führte. "Im Rückblick haben einige Ökonomen das Urteil abgegeben, dass wir zu lange gewartet haben. Ich nehme das mit ... wenn wir den Zeitpunkt unseres Ausstiegs wählen." Die Fed steckt wie andere Zentralbanken auch in einer Zwickmühle. Hält sie die Zinsen zu lange niedrig, besteht die Gefahr einer Spekulationsblase und neuer Übertreibungen an den Finanzmärkten; hebt sie den Leitzins zu früh an, dann könnte sie den beginnenden Aufschwung abwürgen.
Quelle: ntv.de, rts