Wirtschaft

Zeichen für Erholung mehren sich Experten sehen "Licht am Ende des Konjunkturtunnels"

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Unter anderem vom Export erwarten Experten entscheidende Impulse für eine Konjunkturerholung.

Unter anderem vom Export erwarten Experten entscheidende Impulse für eine Konjunkturerholung.

(Foto: picture alliance/dpa)

Höhere Löhne und eine geringere Inflation sowie anspringende Exporte: Mehrere Wirtschaftsexperten sehen Deutschland auf dem Weg aus der Flaute. Allerdings spricht selbst das Ministerium von einem holprigen Weg. Und Konjunkturforscher verweisen darauf, dass es durchaus noch Hindernisse gibt.

Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich Volkswirten zufolge allmählich aus der Konjunkturflaute heraus. Wirtschaftsforschungsinstitute zeigten sich etwas zuversichtlicher als noch im Frühjahr. "Es gibt Licht am Ende des Konjunkturtunnels", sagte Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel. Große Sprünge trauen die Experten der Wirtschaft allerdings weiterhin nicht zu. Stützen der Erholung dürften vor allem ein wieder anziehender Export sowie eine Erholung des privaten Konsums angesichts höherer Löhne und niedrigerer Inflationsraten sein. Im vergangenen Jahr war Europas größte Volkswirtschaft mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 0,2 Prozent in eine Rezession gerutscht.

Nach Ansicht des Bundeswirtschaftsministeriums befindet sich die Erholung in Deutschland noch auf einem "holprigen Pfad". Im Monatsbericht heißt es: "Aktuelle Indikatoren zeichnen noch ein verhaltenes Bild der deutschen Wirtschaft zu Beginn des Sommers." Die spürbare Aufhellung der Stimmungsindikatoren in der Industrie, im Bau und auch bei den Dienstleistern und die verbesserten Rahmenbedingungen spiegelten sich erst schrittweise in den realen Daten wider. Für eine nachhaltige gesamtwirtschaftliche Belebung brauche es "neben einer breiten Erholung der binnenwirtschaftlichen Nachfrage auch weitere, spürbare Impulse seitens der Außenwirtschaft", betonten die Experten von Ressortchef Robert Habeck.

Das IfW Kiel rechnet im laufenden Jahr mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent. Für 2025 wird ein Wachstum von 1,1 Prozent erwartet. Die Inflationsrate dürfte sich bei etwa 2 Prozent einpendeln. Der Arbeitsmarkt zeige sich weitgehend robust. Etwas optimistischer ist das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen, das seine Wachstumsprognose für 2024 auf 0,4 Prozent heraufsetzte. Die Erholung dürfte an Schwung gewinnen, auch wenn Unsicherheiten darüber bestünden, wie sich Energiepreise und Wirtschaftspolitik entwickelten, schrieben die Experten.

Zölle als Gefahr für die Erholung

"Eine wichtige Weichenstellung" für das Aufhellen der Wirtschaft sei die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) bei ihrer Sitzung Anfang Juni gewesen, die Leitzinsen erstmals seit Jahren zu senken. Dies verbessere "die Finanzierungsbedingungen sowohl für Unternehmen als auch für private Konsumenten", erklärte das IfW.

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Risiken für die exportorientierte deutsche Wirtschaft sieht das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) vor allem in einem möglichen Wettlauf um Zölle. Die EU-Kommission hatte vorläufige Strafzölle auf E-Autos aus China angedroht. Peking könnte darauf mit eigenen Zollerhöhungen antworten. Besonders in Mitleidenschaft gezogen würde dann die Autobranche, auch durch europäische Zölle auf Fahrzeuge, die deutsche Firmen in China für den europäischen Markt produzieren, erläuterte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller. Unter solchen Bedingungen wären die Chancen für eine Ausweitung der deutschen Exporte schlecht. Im laufenden Jahr rechnet das IWH mit einem BIP-Anstieg um 0,3 Prozent. Im kommenden Jahr erwartet das Institut unverändert ein Plus von 1,5 Prozent.

Auch das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung erwartet ab der Jahresmitte eine "etwas beschleunigte Erholung". Der Konjunkturindikator des Instituts zeigte zuletzt eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 39,5 Prozent. Anfang Mai betrug der Wert für die folgenden drei Monate noch 45,6 Prozent. Auch das IMK sieht ebenso Export und privaten Konsum als "tragende Säule" des Wachstums. Seine neue Konjunkturprognose stellt das IMK kommende Woche vor.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/DJ/AFP/rts

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