Kursrückschläge bei Indizes Fed verteilt Beruhigungspillen
22.05.2014, 14:01 Uhr
Händler versuchen sich immer wieder einen neuen Reim auf das Tagesgeschehen zu machen.
(Foto: AP)
Die Verunsicherung bei den US-Investoren hat deutlich zugenommen. Für Kopfzerbrechen sorgt vor allem, dass Small Caps und Technologie-Aktien zuletzt kräftig unter Druck waren. Die US-Notenbank beruhigt, doch wie lange hält das vor?
Die Entwicklung am US-Aktienmarkt sorgt bei zunehmend mehr Investoren für Bauchschmerzen, dabei notiert der S&P 500 lediglich 0,7 Prozent unter dem Allzeithoch. Eine Korrektur von mindestens zehn Prozent gab es bei dem Index seit Mitte 2012 nicht mehr. Zuletzt hatte aber der Hedgefondsmanager David Tepper von Appaloosa Management auf einer Hedgefondskonferenz erklärt, dass er "nervös" sei. "Der Aktienmarkt ist irgendwie gefährlich", und es sei an der Zeit, "das Kapital zu erhalten". Das waren äußerst ungewöhnliche Worte für den Finanzprofi, der 2013 rund 3,5 Milliarden Dollar verdient hat. Viele Investoren kennen ihn nur als Aktienmarkt-Optimisten.
US-Aktienmarkt verliert an Attraktivität
In einem Interview im September 2010 hatte er zum Kauf von Aktien geraten mit der Begründung: Entweder werde sich die Wirtschaft in den nächsten Monaten erholen, dann würden Aktien steigen. Oder die Wirtschaft werde sich nicht erholen, doch dann werde die Fed Geld drucken und der Aktienmarkt aus diesem Grund steigen. Mit dem zweiten Teil seiner Prognose lag Tepper goldrichtig, weshalb seine Einschätzung inzwischen großes Gewicht in der Finanzszene hat. In einer monatlichen Umfrage der Bank of America unter weltweiten Fondsmanagern hatten die Finanzprofis zuletzt erklärt, dass sie den US-Aktienmarkt derzeit für den weltweit unattraktivsten hielten. Seit Anfang Mai haben Investoren rund zehn Milliarden Dollar aus US-Aktienfonds abzogen.
Etliche Indizes sind sehr hoch bewertet
Für Verunsicherung bei Tepper ebenso wie bei vielen anderen Investoren sorgt der Kursrückgang beim Russell 2000, beim Nasdaq und beim Nasdaq Biotech Index. So notiert der Russell 2000 um 8,7 Prozent unter dem Rekord vom März. Diese Indizes hatten in den vergangenen Jahren besonders stark vom Gelddrucken der Fed profitiert und waren viel stärker gestiegen als der S&P 500. Entsprechend hoch ist die Bewertung dieser Indizes. So ist der Russell 2000 derzeit mit einem KGV für die nächsten zwölf Monate von 18,2 viel höher bewertet als der S&P 500 mit 15,8. In einem "normalen" Umfeld werden Small Caps aber mit einem Abschlag zu den Large Caps gehandelt, weil der Börsenwert und das Handelsvolumen bei Small Caps viel kleiner sind, weshalb Investoren im Notfall kaum aussteigen können, ohne das es zu einem deutlichen Kursrückschlag kommt.
Geldpolitik entscheidend
Noch viel höher bewertet als der Russell 2000 ist der Nasdaq Biotech Index. Dessen KGV liegt bei 40,9. Allerdings sind bei dieser Berechnungsmethode die Unternehmen, die Verluste erwirtschaften, herausgerechnet. Ansonsten liegt das KGV bei 82. Entsprechend anfällig ist dieser Index, der bereits Ende Februar seinen Abstieg begann. Die Ursache für den Rückgang ist die Verschärfung der Geldpolitik durch die US-Notenbank Fed. Als ihr erstes Anleihenkaufprogramm im März 2010 endete, war es ebenso zu Turbulenzen am Aktienmarkt gekommen wie im Juni 2011, als das zweite Programm auslief.
Im Zuge des aktuellen Programms kauft die Fed noch für 45 Milliarden Dollar monatlich Staats- und Hypothekenanleihen. Das Programm soll in den nächsten Monaten jedoch weiter heruntergefahren werden und im Herbst auslaufen. Darauf deutet auch das gestern veröffentlichte Sitzungsprotokoll der Notenbanksitzung vom 30. April hin. "Die Fed hat den Aktienmarkt nach oben getrieben. Und wenn sich die Fed nun zurückzieht, treibt das den Markt nach unten", vermutet Peter Boockvar, Analyst beim US-Beratungsunternehmen The Lindsey Group. Allerdings hat die Fed in ihrem Sitzungsprotokoll den Anlegern die Angst genommen, dass eine schnelle Abkehr vom aktuellen Kurs nicht zu erwarten ist. Zinserhöhungen dürften also noch eine Weile auf sich warten lassen.
Und wer weiß, ob die Fed ihrer Beruhigungspille nicht bald auch Taten folgen lässt. Immerhin hat sie in den vergangenen vier Jahren immer wieder Liquiditätsprogramme zügig eingesetzt, wenn die ersten Abkühlungstendenzen zu erkennen waren. Diese Medizin hilft aber nicht gegen hohe Bewertungen in den US-Indizes. Um sie abzubauen, müssten entweder die Aktienkurse fallen oder die Unternehmensgewinne wieder zulegen, was aber erst im Juli/August bei der nächsten Bilanzsaison deutlich werden dürfte.
Quelle: ntv.de