Wirtschaft

Ex-Deutsche-Bank-Manager angeklagt Finanzaufsicht sprengt Insiderring

Die britische Finanzaufsicht hat vier mutmaßliche Insiderhändler angeklagt, darunter einen ehemaligen Manager der Deutschen Bank.

Die britische Finanzaufsicht hat vier mutmaßliche Insiderhändler angeklagt, darunter einen ehemaligen Manager der Deutschen Bank.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die britische Finanzaufsicht klagt vier Insiderhändler an, darunter auch einen ehemaligen hochrangigen Manager der Deutschen Bank. Die Männer sollen mit ihrem Insiderwissen aus der Londoner City jahrelang verbotene Aktiengeschäfte gemacht und mit den Transaktionen Millionen verdient haben.

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Die britische Finanzaufsicht (FSA) hat Anklage gegen vier mutmaßliche Insiderhändler am britischen Aktienmarkt erhoben, darunter auch gegen einen ehemaligen Manager der Deutschen Bank. Wie die Behörden mitteilten, handelt es sich um den komplexesten Fall eines Insider-Börsenrings, mit dem es die Ermittler bisher zu tun hatten.

Seit fast fünf Jahren sind die britischen Kontrolleure den Machenschaften bereits auf der Spur und arbeiten dabei eng zusammen mit anderen behördlichen Verbrechensbekämpfern in Großbritannien. Im März 2010 hatten die Fahnder nach einer groß angelegten Razzia neun Personen unter dem Verdacht des Insiderhandels festgenommen, darunter auch Martyn Dodgson, der zu dem Zeitpunkt Geschäftsführer der Londoner Corporate-Broking-Sparte der Deutschen Bank war.

Erst zweieinhalb Jahre später haben die Finanzermittler genügend Beweise gesammelt, um offiziell Anklage gegen Dodgson und drei weitere Männer zu erheben. Sie sollen zwischen November 2006 und März 2010 Informationen über Unternehmen ausgetauscht haben, bevor sie allgemein am Markt bekannt waren und entsprechende Aktiengeschäfte gemacht haben.
Dabei machten die vier Männer nach FSA-Angaben mehr als 3 Mio. britische Pfund (rund 3,8 Mio. Euro) Gewinn. Sie wurden gegen Kaution auf freien Fuß gelassen. Im schlimmsten Fall drohen ihnen aber sieben Jahre Haft. Der Gerichtsprozess ist für den 19. Oktober angesetzt.

Der 40-jährige Dodgson war Ende 2008 zur Deutschen Bank gestoßen. Zuvor hatte er bei der kollabierten Investmentbank Lehman Brothers gearbeitet, wo er sich als Anlagespezialist für Versicherungskonzerne profiliert hatte. Einer gut unterrichteten Person zufolge soll Dodgson vertrauliche Informationen an den ebenfalls angeklagten Londoner Geschäftsmann Andrew Hind weitergeleitet haben. Der wiederum soll sein Insiderwissen an Benjamin Anderson und an den in Spanien lebenden Iraj Parvizi weitergereicht haben. Diese beiden Briten hätten aber auf eigene Rechnung an der Börse spekuliert, sagte eine zweite gut unterrichtete Person.

Deutsche Bank beteuert ihre Unschuld

Die Deutsche Bank betonte in einer schriftlichen Stellungnahme, dass sie "vollends" mit den Behörden kooperiere und dass die Untersuchung "eine Einzelperson, Martyn Dodgson, betraf, und nicht die Bank selbst". Parvizis Anwalt teilte mit, dass sein Mandant "die Anschuldigungen nachdrücklich zurückweist und entschlossen ist, seinen Ruf wiederherzustellen". Von den Anwälten der anderen drei Beschuldigten war keine Stellungnahme zu erhalten.

Die Razzia der FSA ließ im Jahr 2010 die Londoner Finanzwelt erzittern. Nach anhaltender Kritik, sie würden zu lax vorgehen, sind die Fahnder der FSA seit einiger Zeit darum bemüht, hart durchzugreifen. Bei ihrer so genannten Operation Tabernula schalteten sie auch Spezialisten gegen Bandenkriminalität ein, um den wuchernden Insiderhandel in London aufzudecken. Gegen fünf Personen, die schon 2010 festgenommen wurden, laufen die Ermittlungen noch. Zu den Verdächtigen gehört auch ein Manager des Börsenmaklers Exane, einem engen Partner der französischen Bank BNP Paribas.

Börsenaufsicht verschärft Kampf gegen Insiderhandel

Mit schärferen Fahndungen und höheren Strafen versucht die FSA, dem Insiderhandel die Fesseln anzulegen. Seit 2009 verhängten Gerichte in Großbritannien 20 Urteile und saftige Strafen gegen Insiderhändler. Im Januar erst wurden ein US-Hedgefondsmanager und seine Firma zu einer Strafe von 11,2 Mio. US-Dollar verurteilt, weil er vom Börsengang eines großen britischen Kneipenbesitzers vor der Öffentlichkeit erfahren und die Information entsprechend zu Geld gemacht hatte.

Im internationalen Vergleich allerdings bleibe die FSA dennoch weniger gefürchtet als etwa die amerikanische Justiz oder die US-Finanzaufsicht SEC, sagen Anwälte. Allein die Staatsanwaltschaft im Süden von New York, die sich im Auftrag des US-Justizministeriums um einen Großteil der Insiderhandelsfälle kümmert, hat seit Oktober 2009 mit 69 verhängten Strafen schon mehr als dreimal so viele Prozesse abgewickelt.

Das liege auch daran, dass die britischen Ermittler "zu dünn aufgestellt" seien und mehrere Fälle gleichzeitig bearbeiten müssten, sagte Sara George, die früher bei der Behörde arbeitete und jetzt als Partner in einer Anwaltskanzlei tätig ist. Dabei müssten für eine solche Fahndung nicht selten riesige Berge an Emails und Börsendaten ausgewertet werden.

Quelle: ntv.de

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