Harte Zeiten für Italiens Waffenschmied Finmeccanica-Aktie rutscht ab
15.11.2011, 13:02 Uhr
Ein Eurofighter über der Wüste bei Dubai: Die Schuldenkrise trifft Rüstungskonzerne hart.
(Foto: Katsuhiko TOKUNAGA/DACT, INC.)
Die finanziellen Probleme Italiens setzen den wichtigsten Rüstungskonzern des Landes heftig unter Druck: Nach einer eigentlich unspektakulären Korrektur der Umsatzerwartungen bricht der der Aktienkurs von Finmeccanica scharf ein. Anleger rechnen mit Kürzungen im italienischen Verteidigungshaushalt.
Die Schuldenkrise bringt Italiens größten Rüstungskonzern Finmeccanica in Schwierigkeiten. Unter dem Druck ungünstiger Perspektiven muss das Unternehmen seine Jahresziele zurechtstutzen.

Ein Radpanzer vom Typ "VBM Freccia" blickt samt Allradantrieb, 25-mm-Kanone und "Spike"-Raketen einer ungewissen Zukunft entgegen: Wohin mit den italienischen Qualitätswaffen?
(Foto: Finmeccanica)
Zugleich kündigte Finmeccanica an, Vermögenswerte in Höhe von etwa einer Milliarde Euro zu veräußern. Die einschneidenden Maßnahmen sollen vor allem dazu dienen, die Schuldenlast zu senken. Den Angaben zufolge soll die Schienenfahrzeug-Tochter Ansaldo Breda ausgegliedert werden.
An der Börse in Mailand sorgten die Ankündigungen für Aufsehen. Anleger trennten sich in Scharen von ihren Finmeccanica-Anteilen. Die Aktie wurde zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt. In Mailand setzt das eine Talfahrt von mehr als 14 Prozent voraus.
Finmeccanica entwickelt und produziert hauptsächlich für den italienischen Markt. Die Staatsschuldenkrise trifft den Konzern mit voller Härte: Der mit Abstand wichtigste Kunde, der italienische Staat, muss drastische Einsparungen vornehmen. Es wird erwartet, dass ein Teil der Sparschnitte im neuen italienischen Haushalt auch im Verteidigungsetat angesetzt werden.
Beobachtern zufolge kommen bei dem Unternehmen hausgemachte Probleme hinzu: Schwierigkeiten bestehen demnach beispielsweise in der Luftfahrtsparte. Auch der politische Aufbruch in Libyen belastet Finmeccanica. Im südlichen Nachbarland auf der anderen Seite des Mittelmeers ist das italienische Rüstungsunternehmen traditionell stark vertreten. Unabhängig davon laufen gegen Finmeccanica auch noch Ermittlungen wegen des Verdachts auf Schwarze Kassen.
Probleme an allen Fronten
Fürs Gesamtjahr rechnet der Konzern mittlerweile nur noch mit einem Umsatz zwischen 17,0 und 17,5 Mrd. Euro. Zuvor hatte Finmeccanica einen Umsatz in einer Spanne von 17,5 bis 18,0 Mrd. Euro prognostiziert. In den ersten neun Monaten erlöste Finmeccanica 12,25 Mrd. Euro. Beim Jahresergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnet der Rheinmetall-Konkurrent mit einem Verlust von rund 200 Mio. Euro. Eine Dividende werde nicht gezahlt, kündigte Finmeccanica-Chef Giuseppe Orsi an. "Es sind unsichere Zeiten und diese erfordern ungewöhnliche Maßnahmen", sagte er.
Finmeccanica baut unter anderem Hubschrauber, Torpedos, Drohnen und Radpanzer sowie elektronische Komponenten für Kampfjets, Energieanlagen und Überwachungssatelliten. Über die Tochter Alenia Aeronautica ist Finmeccanica auch am Bau des "Eurofighter Typhoon" beteiligt.
Quelle: ntv.de, mmo/rts