Hering auf Platz eins Fischer an Hochsee und Küste fangen weniger - Preise gestiegen
21.08.2023, 16:26 Uhr Artikel anhören
Die Fangmengen deutscher Fischer (hier auf Hiddensee) in Nord- und Ostsee machen längst nur noch einen Bruchteil der Gesamtfangmenge aus.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Sinkende Fangquoten setzen den Fischern in Nord- und Ostsee zu, sollen aber die Bestände sichern. Der deutsche Berufsstand holte im vergangenen Jahr weniger aus den Meeren, ist aber längst überwiegend in anderen Gewässern unterwegs. Dank höherer Preise erlösten die Fischer allerdings mehr.
Die deutschen Fischer haben im vergangenen Jahr weniger Fisch aus den Meeren geholt. Die insgesamt 1245 Fischereifahrzeuge landeten 150.249 Tonnen Fisch an - auf Jahressicht ein Rückgang um Prozent, wie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung mitteilte. Gründe für den Rückgang seien gekürzte Fangquoten, weniger Fangtage sowie "jährliche Schwankungen durch Umwelteinflüsse".
Mit gut 86 Prozent landeten die deutschen Fischer den Großteil ihrer Fänge im Ausland an, vor allem in den Niederlanden. Weitere wichtige Häfen liegen in Dänemark und in Marokko. Gut ein Drittel der Fänge entfiel auf den Hering. Auf Platz zwei und drei der meist gefangenen Fische lagen der Blaue Wittling (14,5 Prozent) und die Sprotte (11,5 Prozent).
Über die heimischen Kaikanten in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen gingen den Angaben zufolge 21.487 Tonnen Fisch einschließlich Beifang, eingelagerter Ware, Fischmehl und Futterfisch. Von den 20.758 Tonnen an verkaufter und eingelagerter Ware fielen die Hauptmengen auf Speisekrabbe (36,9 Prozent), Makrele (12,1 Prozent) und Sprotte (9,3 Prozent).
Die geringeren Fangmengen könnten die Fischer Behörde aber durch höhere Preise ausgleichen. Die Einnahmen legten auf Jahressicht von rund 162 Millionen auf mehr als 187 Millionen Euro zu. Im vergangenen Jahr haben Privathaushalte in Deutschland dem Fisch-Informationszentrum zufolge 434.413 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte gekauft und dafür 4,9 Milliarden Euro ausgegeben. Lieblingsfisch der Deutschen ist der Alaska-Seelachs, gefolgt von Lachs, Thunfisch, Hering und Garnelen.
WWF: Lebensbedingungen in Nord- und Ostsee sind schlecht
Unterdessen teilte Naturschutzorganisation WWF mit, dass die Lebensbedingungen von Fischen in Nord- und Ostsee schlecht seien. "Die vergangenen fünf Jahre waren für den Ostseehering die historisch schlechtesten Jahre. Seine Erholung wird eine längere Zeit in Anspruch nehmen. Und der Dorschbestand in der westlichen Ostsee ist in den vergangenen Jahren gänzlich kollabiert", sagte WWF-Fischereiexpertin Karoline Schacht. Gründe dafür seien unter anderem Überfischung und die zunehmenden Auswirkungen der Klimakrise. Konkrete Zahlen zu den Beständen nannte der WWF nicht.
Die Organisation forderte mit Blick auf den schlechten Zustand der Fischbestände in den heimischen Meeren unter anderem die Einrichtung von großflächigen und langfristigen Schutzgebieten ohne wirtschaftliche Nutzung und bessere Kontrollen der Fänge. Dann könne künftig auch wieder mehr Fisch aus Nord- und Ostsee auf dem Speiseplan der Deutschen stehen. "Fisch aus heimischer Produktion ist mittlerweile eine Rarität", so Schacht weiter.
Von den deutschlandweit beliebtesten Fischen und Meeresfrüchten wie Alaska-Seelachs, Thunfisch oder Garnelen würden rund 80 Prozent importiert und landeten vorwiegend als Dosen- oder Tiefkühlware bei den Verbrauchern. "Wenn wir weiterhin lokalen Wildfisch essen wollen, müssen wir seine Lebensbedingungen dringend verbessern. Gesunde Fischbestände gibt es nur in gesunden Meeren, das ist untrennbar miteinander verbunden."
Quelle: ntv.de, jwu/dpa