Wirtschaft

Fragen und Antworten zum BER Flughafen könnte fünf Milliarden kosten

Der BER harrt seiner Eröffnung.

Der BER harrt seiner Eröffnung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Eigentlich sollte der neue Hauptstadtflughafen BER schon vor zwei Jahren eröffnet werden. Bis es wirklich so weit ist, könnte es 2015 werden. Viele Fragen sind nach wie vor ungeklärt – zum Beispiel, ob Klaus Wowereit wieder Aufsichtsratschef werden darf.

Hat keine leichte Aufgabe: BER-Chef Hartmut Mehdorn.

Hat keine leichte Aufgabe: BER-Chef Hartmut Mehdorn.

(Foto: picture alliance / dpa)

Riesige Kreuze aus Folie ruhen unter Sandsäcken - die neue Start- und Landebahn ist durchgestrichen, das sieht man aus Hunderten Metern Höhe. Damit auch der letzte Pilot weiß: Hier darf er nicht runter. Dabei sollte der neue Hauptstadtflughafen seit zwei Jahren in Betrieb sein. Doch das Milliardenprojekt liegt weiter am Boden. Und weiterhin gibt es viele offene Fragen.

Wann kann denn der Flughafen endlich in Betrieb gehen?

Das kann nicht mal Flughafenchef Hartmut Mehdorn sicher sagen. Er wollte längst einen Termin genannt haben, verschiebt das aber immer wieder. "Wir können uns keine weitere Blamage leisten", weiß der sturmerprobte frühere Bahnchef. Fest steht: Wichtige Arbeiten am Brandschutz im Terminal könnten bis 2015 dauern. Erst wenn Handwerker und Programmierer fertig sind und der Probebetrieb gelaufen ist, kann es eine Eröffnung geben. Vorher will Mehdorn in einem Seitenflügel einen kleinen Testbetrieb starten, doch ob das gelingt, ist offen. Für die nötigen Umbauten ist nicht einmal der Bauantrag komplett.

Wie ist der Stand der Dinge auf der Baustelle?

Im Terminal wird wieder gebaut, nachdem es viele Monate gedauert hatte, zunächst das Chaos zu überblicken. Die Mängelliste hat mehr als 60.000 Posten - nicht ganz ungewöhnlich für Großprojekte, denn auch kaputte Fliesen zählen dazu. Aber einige Mängel haben es in sich, vor allem beim Brandschutz. Hier soll nun Siemens dafür sorgen, dass Rauch bei Feuer ordentlich abzieht und ausreichend Frischluft nachkommt. Arbeiter zerlegen die riesige Sprinkleranlage in drei Teile, damit sie beherrschbar wird. Für das überdehnte Datennetz ziehen Techniker viele neue Kabel ein.

Wie teuer ist das Ganze inzwischen?

Vor einem Jahr hat der Aufsichtsrat den Rahmen für das einstige Prestigeprojekt auf 4,3 Milliarden Euro ausgedehnt, Zieldatum war eine Eröffnung in diesem Oktober. Das war eine Illusion. Beobachter rechnen deshalb damit, dass es am Ende mehr als 5 Milliarden Euro sein werden. Aufsichtsrat Rainer Bretschneider von der SPD sagt nur: "Es pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass die 4,3 Milliarden nicht reichen werden." Die 5 Milliarden will er aber nicht bestätigen.

Beim ersten Spatenstich 2006 sollte der Flughafen 2,4 Milliarden Euro kosten. Weil immer mehr Menschen nach Berlin flogen, wurde das Terminal aber umgeplant und kräftig vergrößert. Für den Lärmschutz der Anwohner war zunächst viel zu wenig Geld eingeplant. Je länger sich der Start des Flughafens hinzieht, desto teurer wird er: Jeder Monat Verzögerung kostet laut Mehdorn bis zu 35 Millionen Euro.

Stimmt es, dass Klaus Wowereit wieder Aufsichtsratschef wird?

Möglich ist es - auch wenn damit aus Sicht der Grünen der Bock zum Gärtner würde. Wowereit hat das Gremium lange geleitet, in diese Zeit fallen die großen Termin- und Kostendebakel. Als Brandenburgs damaliger Regierungschef Matthias Platzeck sich im August nach einem Schlaganfall zurückzog, übernahm Wowereit zunächst kommissarisch.

Momentan läuft es auf Wowereit zu, denn weder Brandenburg noch der Bund als Miteigentümer wollen den Posten, der wenig Lorbeer, aber viel Prügel bedeuten kann. Auch ein Externer ist nicht in Sicht, der sich an dem politisch hoch aufgeladenen Projekt die Finger verbrennen möchte. Die neueste Spekulation, dass es Wowereits CDU-Justizsenator, der Unternehmer Thomas Heilmann, werden könnte, löst in Gesellschafterkreisen eher Heiterkeit aus. Der Aufsichtsratsvorsitz dürfte mindestens bis Dezember unbesetzt bleiben: "Wir werden abwarten, wie die neue Bundesregierung aussieht und wer der neue Bundesverkehrsminister wird", sagte Aufsichtsrat Bretschneider.

Der Regierende Bürgermeister hält sich vornehm zurück. "Die Entscheidung steht derzeit nicht an", heißt es aus dem Roten Rathaus nur. Für Wowereit wäre es gewiss eine Genugtuung, wenn die ihn um Hilfe bäten, die ihn erst im Januar aus dem Amt drängten - als wieder ein Eröffnungstermin geplatzt war. Gelänge es ihm, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, stünde der Gescholtene geläutert da. Wenigstens ein bisschen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen