Wirtschaft

Ab Mittwoch Arbeitskampf möglich Fluglotsen stimmen für Streik

In der Gehaltsfrage ist laut Gewerkschaft eine Einigung denkbar. Ein Streitpunkt sind die Überstunden.

In der Gehaltsfrage ist laut Gewerkschaft eine Einigung denkbar. Ein Streitpunkt sind die Überstunden.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Bei der Deutschen Flugsicherung stimmen die Gewerkschaftsmitglieder mit großer Mehrheit für einen Arbeitskampf. Ein Fluglotsenstreik ist ab Mittwoch und damit mitten in der Ferienzeit möglich. Laut Flughafenverband hätte dieser ähnliche wirtschaftliche Folgen wie die isländische Aschewolke. Noch kann ein Ausstand aber abgewendet werden.

Die deutschen Fluglotsen erhöhen in dem monatelangen Tarifkonflikt mit der Deutschen Flugsicherung den Druck: In einer Urabstimmung stimmten die Fluglotsen einem Streik mit 95,8 Prozent zu, wie deren Gewerkschaft GdF mitteilte. Am Dienstag werde nun der GdF-Bundesvorstand über das Abstimmungsergebnis und das weitere Vorgehen entscheiden, danach könnte gestreikt werden. Die GdF werde jede Arbeitsniederlegung 24 Stunden vorher ankündigen. Damit könnte der Flugverkehr erstmals am Mittwoch zum Erliegen kommen.

Noch ist aber eine Verhandlungslösung möglich. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) legte am Wochenende ein verbessertes Angebot vor, um den drohenden Streik noch abzuwenden. Bewerten wollte die Gewerkschaft den Vorschlag noch nicht, da dafür die Zeit gefehlt habe, sagte ein GdF-Sprecher. "Das Ergebnis der Urabstimmung bleibt gültig, auch wenn wir auf Basis des Angebots noch mal an den Verhandlungstisch zurückkehren würden", betonte er.

Zu der Urabstimmung hatte die GdF rund 2600 Fluglotsen und andere Tarifbeschäftigte der bundeseigenen GmbH aufgerufen. Über das weitere Vorgehen in dem Tarifkonflikt will der Gewerkschaftsvorstand beraten.

5,2 Prozent mehr Lohn

Das Unternehmen hat zuletzt sein Angebot vor allem bei den Gehaltszusagen nachgebessert. Nach Angaben einer DFS-Sprecherin sollten sich die Gehälter danach in einem Zeitraum von 29 Monaten um 5,2 Prozent erhöhen, wobei die erste Stufe bereits ab August 3,2 Prozent vorsehe. Zuvor hatte die Eingangsstufe nur 1,1 Prozent betragen.

Das bundeseigene Unternehmen verknüpfte sein bereits am Freitag vorgelegtes Angebot mit der Forderung nach mehr bezahlten Überstunden, mit denen bestehende Personallücken geschlossen werden könnten. Die GdF verlangt 6,5 Prozent mehr Geld auf ein Jahr und lehnt mehr als 80 jährliche Überstunden ab. Die DFS will verbindlich 150 Überstunden pro Lotse und bis zu 250 auf freiwilliger Basis.

5500 Beschäftigte

In der Gehaltsfrage sei eine Einigung sicherlich denkbar, sagte GdF-Tarifsekretär Markus Siebers. Entscheidend seien aber die unterschiedlichen Vorstellungen zu Eingruppierungen und Stellenbeschreibungen, die ebenfalls Gegenstand der Verhandlungen sind.

Die GdF will viele Tätigkeiten und Posten solchen Beschäftigten vorbehalten, die über lange praktische Erfahrung als Fluglotsen verfügen. Der Tarifvertrag soll für alle rund 5500 Tarifbeschäftigten in den vier Kontrollzentren und den Towern der 16 internationalen Flughäfen in Deutschland gelten.

Schlichtung denkbar

Zur vorübergehenden Abwendung eines Arbeitskampfes besteht für beide Tarifpartner noch die Möglichkeit, die Schlichtung anzurufen. In diesem Fall würde sofort eine neue Friedenspflicht einsetzen und der Streik müsste für die Dauer der Vermittlungsversuche um einige Wochen verschoben werden. Der Schlichterspruch ist nicht bindend für die Tarifparteien. Das Recht zur Benennung des Schlichters wechselt zwischen den Kontrahenten. Für die aktuelle Runde hat die DFS den umstrittenen Arbeitsrechtler Volker Rieble aus München benannt.

Der Flughafenverband ADV warnte vor einem Streik der Fluglotsen. Wenn über mehrere Tage hinweg die Flugzeuge nicht starten und landen könnten, drohe ein ähnlicher wirtschaftlicher Schaden wie in der Folge der isländischen Aschewolke, sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.

Laut Gewerkschaft haben die DFS-Fluglotsen noch nie gestreikt. Die Gewerkschaft besteht seit 1993. Zuvor war die Überwachung des Luftraums eine hoheitliche Aufgabe und wurde von Beamten versehen, die in den 70er-Jahren zum Mittel des «Bummelstreiks» griffen. Eine Urabstimmung der angestellten Fluglotsen hatte es im Jahr 2004 gegeben, ohne dass es später zum Arbeitskampf kam.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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