Warten auf den Ausverkauf Fonds umwerben Banken
30.08.2012, 11:15 Uhr
Leere Regale? Bei den Banken nicht, aber noch wollen sie ihre unliebsamen Wertpapiere nicht unter Wert verkaufen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Gerade in der Krise zählt das Motto: Schnäppchen kaufen. Hedgefonds und Private Equity-Firmen halten sich daran. Aber es gibt ein Problem, obwohl genug Kapital vorhanden ist: Die Kaufgelegenheiten fehlen. Denn die Banken zieren sich noch, ihr Eigenkapital durch das Abstoßen schlechter Wertpapiere zu stärken.
Die große Schnäppchenjagd ist ausgeblieben. Gerade viele Finanzinvestoren und Hedgefonds hatten gehofft, den in der Schuldenkrise unter Druck geratenen Banken für wenig Geld faule Kredite und unliebsame Wertpapiere abzuluchsen. Schließlich müssen die Institute ihre Risiken abbauen und ihre Bilanzen schrumpfen. Morgan Stanley schätzte den Abbaubedarf allein bei Europas Banken auf rund drei Billionen Euro. Allein: Die Geldhäuser auf dem Kontinent zieren sich. Sie wollen ihr Eigenkapital zwar entlasten, aber nicht um jeden Preis. Größere Verluste scheuen sie. Wollen die Fonds mit ihren milliardenschweren Kundengeldern zum Zuge kommen, gibt es nur eine Möglichkeit: Sie müssen kreativ werden.
Zu den Vorreitern zählt der Finanzinvestor KKR. Er bietet neuerdings an, den Banken kriselnde Kredite abzunehmen, will sie aber auch an Gewinnen beteiligen, sollten sich die Darlehen wieder erholen. "In den vergangenen drei oder vier Monaten sind die Banken viel offener geworden, sich auf Deals einzulassen, bei denen wir unsere Expertise einbringen und sie umgekehrt an der Wertaufholung teilhaben können", sagt Mubashir Mukadam, der für KKR in Europa Ausschau nach schwierigen, aber interessanten Assets hält. Die Kreditaufkäufer argumentieren, dass sie mehr Erfahrung und mehr Zeit haben als die Banken, um mit den klammen Kreditnehmern nach Lösungen zu suchen.
Die schlechten ins Kröpfchen
KKR baut den Instituten damit eine Brücke. Die Rechnung ist einfach: Zu welchem Wert die Kredite in den Bilanzen stehen, hängt davon ab, wie gut oder schlecht es dem Kreditnehmer geht. Ist dieser in Schieflage, muss die Bank einen Teil des Kredits oder das gesamte Darlehen wertberichtigen. Aber das muss nicht das letzte Wort sein: Kommt das Geld überraschend doch wieder herein, können auch wieder Rückstellungen aufgelöst werden.
Doch wer faule Kredite zu früh verkauft, kann davon nicht mehr profitieren. Und wer faule Kredite unter dem restlichen Buchwert abstößt, hat sich zwar auf der Kapitalseite Entlastung verschafft, unter dem Strich aber ein Minus gemacht - was das Ergebnis belastet. Also sitzen viele Häuser das Problem einfach aus, so lange sie können.
Gäbe es die Aussicht, auch nach dem Verkauf an einer Wertaufholung mitzuverdienen, sähe die Welt wohl anders aus. Das räumt auch Jerome Henrion von der Schweizer Großbank Credit Suisse ein. "Es gibt ganz klar die Sorge, dass man sich Geld entgehen lässt", sagt er. Auch synthetische Asset-Verkäufe könnten nach seiner Ansicht eine Lösung sein. In diesem Fall übernehmen Fonds nur die Risiken eines Darlehens, nicht aber den eigentlichen Kredit. Den Banken hilft es trotzdem: Sie müssen dafür dann deutlich weniger Eigenkapital hinterlegen. Und die Fonds werden zu Partnern. Die französische Credit Agricole etwa bediente sich jüngst dieser Methode und übertrug Risiken für ein Portfolio an den US-Hedgefonds BlueMountain.
Geld ist genug da
Der Anlagedruck der Fonds ist groß. Die Beratungsgesellschaft PwC schätzt, dass die Branche rund 65 Mrd. Euro zur Verfügung hat, um Banken ausgesonderte Kredite und andere Papiere abzukaufen. Gerade angelsächsische Finanzinvestoren, etwa Oaktree, haben in den vergangenen Jahren zuhauf Kundengelder für neue Fonds eingesammelt. Doch bei klassischen Firmenübernahmen, gerade in den USA, tummeln sich so viele Interessenten, dass die Preise durch die Decke gehen und die Renditen unter Druck kommen, berichten Branchenkenner.
Die Hedgefonds tun sich im Krisenumfeld ebenfalls schwer, selbst für die "Zocker" sind die Märkte inzwischen unberechenbar geworden. Die Performance vieler Hedgefonds bleibt weit hinter jenen zweistelligen Wachstumsraten zurück, die die Kunden in der Vergangenheit gewöhnt waren. Also drängen auch diese Fonds in den Markt für notleidende Assets. Jüngstes Beispiel: Capula, ein 13 Milliarden Dollar schwerer Hedgefonds aus London, der eigentlich auf Relative-Value-Strategien spezialisiert ist, also an Preisdifferenzen ("Spreads") zwischen Wertpapieren verdient. Er will nun Insidern zufolge faule Kredite europäischer Kunden kaufen.
Quelle: ntv.de, Tommy Wilkes, rts