Rohöl, Kohle, Erze, Nahrungsmittel Forscher prophezeien Preiswelle
02.11.2010, 12:09 UhrIn der Finanzkrise und den nachfolgenden Konjunktureinbrüchen sind die Rohstoffpreise steil abgestürzt, jetzt baut sich an den Märkten eine gewaltige Welle auf: Weil die Rohstoffnachfrage wieder ans Vorkrisenniveau heranreicht, müssen sich Industrie und Verbraucher auf zum Teil kräftige Preiserhöhungen einstellen.

An den Rohstoffmärkten ist die krisenbedingte Ruhe Geschichte: Ein 960 Tonnen schwerer Eimerkettenbagger überquert auf dem Weg in den Braunkohletagebau im Burgenlandkreis eine Eisenbahnstrecke und eine Straße zwischen Profen und Hohenmölsen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Rohölpreise werden nach Erwartung führender europäischer Wirtschaftsforscher in den kommenden Monaten wieder deutlich anziehen. "2010 werden die Energierohstoffpreise im Jahresdurchschnitt um 27 Prozent zulegen, nachdem sie im vergangenen Jahr um 37 Prozent gefallen waren", erklärte die Arbeitsgruppe Rohstoffpreise der Vereinigung Europäischer Konjunkturinstitute (AIECE). "Für 2011 ist angesichts des reichlichen Angebots an Öl nur ein geringer Preisanstieg zu erwarten", hoben die Experten hervor.
Für das kommende Jahr prognostizieren die AIECE-Forscher laut Mitteilung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) einen Anstieg der Energierohstoffpreise um 6 Prozent. Die Preise für eisenhaltiges Rohmaterial dürften dagegen im Jahresdurchschnitt 2010 um zwei Drittel steigen. Für nächstes Jahr sei aufgrund einer zu erwartenden Produktionsausweitung bei Eisenerz ein Preisrückgang zu erwarten. Die Preise für Eisenschrott dürfte allerdings noch etwas weiter nach oben wandern.
Bei den Preisen von Nichteisenmetallen sei 2010 ein Anstieg von 35 Prozent zu erwarten, hieß es. 2011 würden sie sich voraussichtlich auf einem Niveau stabilisieren, das 7 Prozent über dem Durchschnitt des laufenden Jahres liege. Die Preise für Agrarrohstoffe würden dieses Jahr ebenfalls um 35 Prozent steigen und nächstes Jahr um 2 Prozent sinken. Die Preise von Rohstoffen für Nahrungsmittel werden nach der Erwartung der Experten "moderater steigen als die Preise für Industrierohstoffe". Dort sei in diesem Jahr mit einem Plus von 9 Prozent zu rechnen. Im kommenden Jahr sollen es demnach 12 Prozent sein.
Vieles hängt am Dollar und an China
Ihre Vorhersagen stellen die Konjunkturforscher unter starke Vorbehalte. "Ein Risiko für die in dem Bericht vorgelegte Rohstoffpreisprognose besteht in der Wechselkursentwicklung", warnten die Experten. Sollte der US-Dollar stärker abwerten als erwartet, würde dies zu zusätzlichen Preisanstiegen bei in Dollar notierten Rohstoffen führen. Ein weiteres Risiko für Preissteigerungen stelle ein als Folge einer erfolgreichen Stärkung der chinesischen Inlandsnachfrage unerwartet hohes Wachstum der chinesischen Industrie dar.
Das Risiko eines starken Preisverfalls sahen die Experten vor allem in einer schwächer als erwartet ausfallenden Erholung in den Industriestaaten, was sich negativ auf das Wachstum der auf Rohstoffexporteinnahmen angewiesenen Entwicklungsländer auswirken würde. Der starke Preisanstieg bei Rohstoffen seit 2000 spiegele "größtenteils fundamentale Faktoren, insbesondere das rasche Wachstum der rohstoffintensiven Wirtschaft Chinas, wider", hoben die Experten zudem in dem Bericht hervor, der auf der Analyse von 29 Rohstoffen und Rohstoffmärkten basiert.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ