Wirtschaft

Überraschend schwache Daten Frankreich verliert an Kraft

Paris - Weltstadt mit Schwierigkeiten: Der Staat gibt mehr Geld aus als hereinkommt.

Paris - Weltstadt mit Schwierigkeiten: Der Staat gibt mehr Geld aus als hereinkommt.

(Foto: REUTERS)

Deutschlands wichtigster Handelspartner steckt in Schwierigkeiten: Die wirtschaftliche Erholung Frankreichs zieht sich wohl länger hin als bislang erwartet. Beobachter werten die jüngsten Konjunkturdaten aus Paris als schweren Rückschlag. Der Euro reagiert deutlich.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Unerwarteter Dämpfer für die französische Wirtschaft: In der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone drosselten die Unternehmen ihre Produktion im Juli überraschend um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Es ist der dritte Rückgang in Folge.

Im Vorfeld befragte Ökonomen hatten hingegen im Schnitt ein Wachstum von 0,6 Prozent erwartet. Besonders ungewöhnlich ist, dass keiner der befragten 20 Experten ein Minus vorausgesehen hatte. Im Juni fuhren die Unternehmen ihre Fertigung sogar um 1,4 Prozent nach unten.

Auch im Jahresvergleich beschleunigte sich der Abwärtstrend: Nach einem Minus von 0,1 Prozent im Juni sank das Herstellungsvolumen im Juli binnen Jahresfrist um 1,8 Prozent. Beobachtern zufolge verdichten sich damit die Anzeichen für eine Abschwächung der französischen Industriekonjunktur.

Der Rückschlag kam für Börsenprofis damit quasi aus heiterem Himmel: An den Märkten sorgten die Daten der Statistikbehörde Insee für deutliche Kursreaktionen beim Euro. Der Kurs der Gemeinschaftswährung brach seinen Erholungsansatz unmittelbar nach Veröffentlichung der Angaben ab und fiel bis auf 1,3244 Dollar zurück. Am Vormittag notiert der Euro unwesentlich fester bei 1,3250 Dollar.

Frankreich war erst im Frühjahr der Rezession entkommen und hatte mit plus 0,5 Prozent ein überraschend kräftiges Wachstum verzeichnet. Die EU-Kommission prognostiziert den Franzosen für 2013 ein Schrumpfen des Bruttoinlandsproduktes um 0,1 Prozent.

Im Staatsetat wackeln die Ziele

Die neuen Konjunkturdaten verdüstern in Paris die Perspektiven: Nach Einschätzung der französischen Regierung wird Frankreich im laufenden Jahr auch seine Haushaltsziele verfehlen. Das Defizit werde etwas höher ausfallen als die bisher vorhergesagten 3,7 Prozent der Wirtschaftsleistung, sagte Finanzminister Pierre Moscovici. Die eigentlich verbindlich festgelegte Schwelle liegt nach den Maastricht-Kriterien bei einem Defizit von 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Bereits Ende Juni hatte Präsident Francois Hollande eingeräumt, dass das Ziel vermutlich wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage und wegbrechender Steuereinnahmen nicht erreicht werden kann. Die EU-Kommission gestand Frankreich erst im Frühjahr mehr Zeit zu, um das Missverhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben in den Staatsfinanzen unter Kontrolle zu bringen. Das Land hat bis 2015 Zeit, um sein Haushaltsdefizit wieder unter die Grenze von drei Prozent zu drücken.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen