Jäger des verlorenen Schatzes Franzosen suchen nach Francs
06.01.2012, 18:52 UhrIn Frankreich endet die Umtauschfrist für alte Franc-Scheine. Kurz vor dem Stichtag durchforsten viele Franzosen Schubladen und Kassetten auf der Suche nach alten Geldbündeln. Findige Händler wittern das große Geschäft und akzeptieren wieder Francs.
Zehn Jahre nach Einführung des Euro-Bargelds macht Frankreich Jagd auf die alten, bunten Francs-Geldscheine. Alle möglichen Verstecke unter Matratzen, in Schatullen, Büchern oder Zuckerdosen werden auf der Suche nach Notenbündeln durchforstet. Denn am 17. Februar endet die in Frankreich festgesetzte zehnjährige Umtauschgarantie: Was bis zu diesem Stichtag nicht in Euro umgetauscht wurde, das verfällt. Anders als Deutschland - wo die Bundesbank ohne Zeit-Beschränkung DM-Geldscheine in Euro umtauscht - hat Frankreich ähnlich wie in Italien, Griechenland und Finnland eine zehnjährige Umtauschfrist verfügt.
Nach dem Stichtag haben die alten Scheine höchstens noch Sammlerwert. Auf 50 Millionen Stück werden die noch immer nicht umgetauschten Geldscheine im Nominalwert von 3 Milliarden Francs nach Informationen der Zeitung "Le Parisien" geschätzt - das entspräche knapp einer halbe Milliarde Euro.
Händler hoffen
Wer den Gang zur Banque de France in Paris scheut, für den haben findige Händler eine Lösung parat: Sie akzeptieren die Scheine noch einmal als Zahlungsmittel. Nicht aus nostalgischen Gründen, sondern eher aus Profitdenken: Bei eher großzügig umgerechneten Kursen bleibt so einiges in der Kasse. Außerdem kauft vielleicht der eine oder andere etwas, worauf er normalerweise verzichtet hätte.
Im beschaulichen 4600-Seelen-Örtchen Saverdun bei Toulouse hat die große Umtauschaktion in 34 Geschäften am 18. Dezember begonnen - gerade noch rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft. Die Händler hatten herausgefunden, dass etwa jeder zweite Kunde noch alte Franc-Scheine besitzt. Nach zwei Wochen der Aktion tauchten nach Erkenntnissen der Vorsitzenden des Händlerverbands, Grace Ballandi, immerhin Scheine Wert von 15.000 Franc auf. Die Idee habe auch zahlreiche Kunden aus der Umgebung angelockt. "Die Leute, die kommen, haben den Eindruck, mit wertlosem Monopoly-Geld zu zahlen, doch im Gegenzug tätigen sie damit einen ganz konkreten Kauf", sagt Ballandi. Ähnliche Aktionen auch in anderen Städten, das Wechselgeld wird natürlich in Euro ausgegeben.
Wahrscheinlich bleibt viel Geld unentdeckt. Die Regierung in Paris wäre in dem Falle der lachende Dritte, meint die Zeitung "Le Parisien". Denn da die Notenbank per Statut keine Gewinne machen darf, müsste sie den unverhofften Buchgewinn durch die nicht umgetauschten Scheine an die Regierung abführen.
Die eingewechselten Franc-Bündel sollen geschreddert werden und auf Tennisplätzen als synthetischer Bodenbelag einen neuen Nutzen finden.
Quelle: ntv.de, jga/dpa