"Einfacher, günstiger, sicherer" Fresenius wird KGaA
31.03.2010, 08:14 UhrÜbernahmen, Kapitalerhöhungen, Strategiewechsel: Das soll für Fresenius bald einfacher sein. Der im Dax gelistete Gesundheitskonzern plant eine Umwandlung in eine neue Rechtsform. Die SE hat ausgedient.

"Künftig wird die Finanzierung unseres Wachstums einfacher, günstiger und sicherer", sagt Firmenchef Ulf Schneider.
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Der Gesundheitskonzern Fresenius will durch eine neue Rechtsform auf Wachstumskurs bleiben. Im Rahmen der Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) plant das Unternehmen, Vorzugsaktien und Stammaktien zu einer einheitlichen Aktiengattung zu verschmelzen. Davon verspricht sich Fresenius eine höhere Handelsliquidität der Papiere und könnte sich zudem künftig über Kapitalerhöhungen leichter Geld für Übernahmen besorgen. "Künftig wird die Finanzierung unseres Wachstums einfacher, günstiger und sicherer", sagte Firmenchef Ulf Schneider.
Der Konzern aus dem hessischen Bad Homburg will auch in der neuen Struktur am moderaten Wachstumskurs der vergangenen Jahre festhalten. "Wir planen keine Kapitalerhöhung, keine größeren Akquisitionen und keinen Strategiewechsel", sagte Schneider. Das Unternehmen wolle auch nicht in neue Geschäftsfelder vorzustoßen. Fresenius habe aktuell vor allem kleinere und mittelgroße Zukäufe im Blick. "Wir wollen nicht signalisieren, dass in drei Tagen eine Übernahme kommen wird", sagte Schneider. "Es geht darum, in ruhigen Zeiten mit einer solchen Struktur die Grundlage für künftige Wachstumsfinanzierung zu schaffen."
LBBW-Analyst Karl-Heinz Scheunemann bewertete den Schritt positiv. Es mache Sinn, dass Kapitalerhöhungen durch die neue Struktur einfacher umzusetzen seien, sagte er. "Gerade angelsächsische Investoren dürften diesen Schritt positiv sehen, da sie zwei verschiedene Arten von Aktien nicht mögen."
Stiftung behält Kontrolle
Die gemeinnützige Else-Kröner-Stiftung wird im Zuge der Umwandlung ihre Stimmrechts-Mehrheit bei Fresenius verlieren, ihr Anteil wird sich vermutlich von 58 Prozent auf rund 29 Prozent halbieren. Die Stiftung, die von der langjährigen Eigentümerin Else Kröner ins Leben gerufen wurde, soll über eine Management-Gesellschaft, die als Komplementärin der KGaA fungiert, aber weiter die Kontrolle behalten und dafür sorgen, dass das Unternehmen als Ganzes erhalten bleibt.
Die Hauptversammlung am 12. Mai muss der Umwandlung von einer Europäischen Aktiengesellschaft (SE) in eine KGaA und der Umwandlung der Aktien noch zustimmen. Bisher ist Fresenius nur mit seinen Vorzugsaktien im Dax vertreten. Nach der Umwandlung würden diese durch die einheitlichen Stammaktien ersetzt. Dadurch würde nach Berechnungen von Fresenius die Marktkapitalisierung der Fresenius-Aktien im Streubesitz um fast 40 Prozent auf 5,5 Mrd. Euro klettern. Parallel würde auch die Gewichtung von Fresenius innerhalb des deutschen Leitindexes steigen. Fondsgesellschaften, die den Dax abbilden, müssten somit ihren Anteil an Fresenius aufstocken, erklärt Analyst Scheunemann. "Das sollte dem Aktienkurs Rückenwind verleihen."
Die Fresenius-Stammaktien, die am Dienstag mit einem Kurs von 51,65 Euro aus dem Handel gingen, und die Vorzugsaktien, die mit 55,92 Euro schlossen, sollen im Verhältnis 1:1 umgetauscht werden. Eine Barzuzahlung sei für keine der beiden Aktiengattungen vorgesehen, erklärte Fresenius. "Wir gehen davon aus, dass die Umwandlung frühestens im zweiten Halbjahr 2010 abgeschlossen wird", sagte Firmenchef Schneider. Die Kosten für die Umwandlung betragen laut Schneider nur sieben Millionen Euro. Sie seien im Ausblick für 2010 bereits berücksichtigt. Für die Konzerntochter Fresenius Medical Care, die ebenfalls im Dax gelistet ist, wird es laut Schneider durch die neue Struktur keine Veränderungen geben.
Quelle: ntv.de, rts