Wirtschaft

Schutz der Weltwirtschaft G20 planen Risikoliste

Den immer stärker werdenden ökonomischen Ungleichgewichten soll nach dem Willen der G20-Staaten entgegengetreten werden. Dazu soll eine Liste mit Staaten erstellt werden, die ein Risko für die Weltwirtschaft darstellen. Sicher ist, dass die USA und China auf die Liste kommen. Auch Deutschland ist ein Kandidat.

Wolfgang Schäuble im Gespräch mit seiner französischen Kollegin Christine Lagarde.

Wolfgang Schäuble im Gespräch mit seiner französischen Kollegin Christine Lagarde.

(Foto: REUTERS)

Die führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) haben sich weitgehend auf Kriterien für Staaten verständigt, die sich stärker um den Abbau wirtschaftlicher Ungleichgewichte bemühen sollen. Die G20-Finanzminister kamen in Washington zusammen, um Einzelheiten auszuhandeln und über eine mögliche Veröffentlichung der Länderliste zu entscheiden. Auch Deutschland könnte auf der Liste stehen.

Nach Angaben aus Verhandlungskreisen einigten sich die Delegationen auf eine Kompromissformel, auf deren Grundlage eine Liste von Ländern erstellt werden soll, die etwa wegen hoher Staatsverschuldung oder unausgewogener Handelsbilanzen ein mögliches Risiko für die Weltwirtschaft darstellen. Für jede der im Februar von den G20-Finanzministern in Paris vereinbarten ökonomischen Messgrößen würden nun Orientierungswerte festgelegt, mit denen analysiert werden könne, wie stark ein Land zu den Ungleichgewichten beitrage. Die Messgrößen sind neben Schuldenstand und Haushaltsdefizit die private Sparquote und die Leistungsbilanz.

"Wir sind sehr, sehr nah an einer Einigung", sagte die französische Finanzministerin Christine Lagarde, deren Land derzeit den Vorsitz der G20 führt. Über die Länder, die genauer unter die Lupe genommen werden sollen, werde im Laufe des Tages entschieden. Unklar war, ob die Liste noch am Freitag öffentlich gemacht würde.

USA und China sind dabei

Als sicher galt, dass die USA wegen ihres enormen Haushaltsdefizits und der defizitären Handelsbilanz zu den betroffenen Staaten gehören würden. Auch China, das riesige Handelsüberschüsse einfährt und eine unterbewertete Währung hat, dürfte auf der Liste stehen. Aus Verhandlungskreisen verlautete, dass auch Japan und Deutschland überprüft werden sollen.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble rechnete mit einer Nennung Berlins. "Ich wäre nicht zu überrascht, wenn Deutschland in die zweite Runde der vertieften Prüfung kommen wird", sagte der CDU-Politiker. Dies sei aber "in Ordnung", da sich dann herausstellen werde, dass der deutsche Handelsüberschuss das "Ergebnis einer sehr hohen Wettbewerbsfähigkeit" sei.

In der Abschlusserklärung des G20-Treffens, das am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank stattfand, sollte auch eine stärkere Kontrolle der internationalen Kapitalströme zur Sprache kommen. Aus Verhandlungskreisen verlautete, dass die Mitgliedstaaten bereit seien, Schritte hin zu einem "Verhaltenskodex" zu machen, dessen Inhalt aber noch festgelegt werden müsse.

Quelle: ntv.de, AFP

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