Wirtschaft

Drohung mit Dauerstreik GDL macht Druck

Die GDL zeigt am Dienstagmorgen mit bundesweiten Warnstreiks zum ersten Mal ihre Zähne. Die Lokführergewerkschaft hält demnächst auch Dauerstreiks für möglich, sollten sich die Deutsche Bahn und die sechs größten Privatbahnen nicht bewegen. Die GDL leitet die Urabstimmung per Brief über einen regulären Streik ein.

GDL-Chef Weselsky im Berliner Hauptbahnhof.

GDL-Chef Weselsky im Berliner Hauptbahnhof.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach einem ersten bundesweiten Warnstreik der Lokführer hat die Gewerkschaft GDL mit weiteren Arbeitskämpfen gedroht. Zudem leitete sie eine Urabstimmung über Dauerstreiks ein.

Ihren Angaben zufolge fuhr im Berufsverkehr am Dienstagmorgen nur jeder fünfte Zug einschließlich der S-Bahnen pünktlich. Bundesweit warteten Hunderttausende Berufspendler bei Minustemperaturen auf den Bahnsteigen, besonders im Rhein-Main-Gebiet und Stuttgart. Massiv traf der Arbeitskampf die Deutsche Bahn (DB) und deren Privatkonkurrenten auch Ostdeutschland, wo es kaum beamtete Lokführer mit Dienstpflicht gibt.

Die GDL verlangt von den sechs großen Privatbahnen neue Gespräche über einen Flächentarifvertrag, von der Deutschen Bahn ein besseres Lohnangebot. Arbeitgeber und GDL forderten sich gegenseitig zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.

"Ob wir mit dem Arbeitskampf unserem Ziel ein Stück näher gerückt sind, können allein die Arbeitgeber beantworten", sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Sieben Monate Verhandlungen ohne Ergebnis seien Grund genug, den Druck mit weiteren Arbeitskämpfen zu erhöhen. Die GDL leitete die Urabstimmung per Brief über einen regulären Streik ein, der dann über Tage hinaus dauern könnte. In zwei Wochen soll das Ergebnis vorliegen.

Bis dahin könne es aber weitere Warnstreiks geben, sofern DB und Privatbahnen nicht zu neuen Verhandlungen bereit seien, erklärte die GDL. Arbeitsniederlegungen könnten mit Vorankündigung auch noch in dieser Woche starten. Kernziel der Gewerkschaft bleibe ein bundesweiter Flächentarifvertrag für alle 26.000 Lokführer im Fern-, Nah- und Güterverkehr. Dieser müsse ein Mindesteinkommen auf dem Niveau der DB einschließen.

Bahnen: Streik ohne Augenmaß

Beim Staatskonzern DB stieß der zweistündige Ausstand auf Unverständnis. Personverkehrsvorstand Ulrich Homburg warf der GDL einen Streik ohne Augenmaß vor. "Wir haben eine bundesweite Aktion erleben müssen mit extrem kurzer Vorankündigung. Davon waren am Ende Millionen unserer Kunden betroffen." Personalvorstand Ulrich Weber kritisierte: "Besonders ärgerlich ist das, weil die Warnstreiks gegen die DB völlig widersinnig sind. Es trifft die Falschen." So habe man fast alle Forderungen der GDL erfüllt, wolle weiter über einen Flächentarifvertrag verhandeln und biete schon jetzt die besten Beschäftigungsbedingungen der Branche.

Die GDL fordert einheitliche Tarifstandards für die 26.000 Lokführer in der gesamten Bahnbranche.

Die GDL fordert einheitliche Tarifstandards für die 26.000 Lokführer in der gesamten Bahnbranche.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Privatkonkurrenz Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahnen sprach ebenfalls von grundlosem Streik, der dem Kunden kaum zu vermitteln sei. Man sei weiter bereit, über einen Branchentarifvertrag zu verhandeln: "Gegenteilige Behauptungen der GDL sind schlichtweg falsch", sagte Verhandlungsführerin Ulrike Haber-Schilling. Beide Parteien müssten aber kompromissbereit sein.

Im Laufe des Dienstag normalisierte sich nach Angaben der Bahnen der Nah- und Regionalverkehr wieder. Die DB hatte mehrere Hundert Mitarbeiter seit den Morgenstunden zusätzlich im Einsatz. Verstärkt wurde vor allem das Service-Personal an den Bahnhöfen und bei der Telefon-Auskunft.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen