Wirtschaft

Charmeoffensive nach Genickschlägen Gagfah macht gut Wetter

Das Verschleppen von Wohnungssanierungen soll für Gagfah der Vergangenheit angehören. Das Mdax-Unternehmen kündigt auch eine bessere Kommunikation an. Um fit zu werden, soll die Kapitalausstattung verbessert werden. Die Aktionäre erhalten für das erste Quartal keine Dividende - und sind sauer. Die Aktie geht in Frankfurt auf Sturzflug.

Kein großer finanzieller Spielraum.

Kein großer finanzieller Spielraum.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der mit einer Milliardenklage in Dresden konfrontierte Immobilienkonzern Gagfah will sich in Zukunft freundlicher präsentieren. Das Unternehmen, das Branchenexperten zufolge Wohnungssanierungen oftmals verschleppt, legte einen Drei-Punkte-Plan vor.

Demnach versprach Vorstandschef William Joseph Brennan nicht nur höhere Investitionen in den Bestand. Auch bei der Kommunikation will er besser werden und kündigte "eine breiter aufgestellte, ausgewogenere Perspektive auf der Basis von Fakten" an. Nicht zuletzt soll die Kapitalausstattung gestärkt werden, um Gagfah fit zu machen für die anstehende Refinanzierung - deswegen fällt trotz höherer Gewinne zu Jahresbeginn erstmals seit dem Börsengang 2006 die Quartalsdividende aus.

Die Gagfah-Aktie stürzte in Frankfurt ab und war mit Abstand größter Verlierer im Nebenwerteindex MDax. Schon in den vergangenen Wochen hatten viele Anleger das Papier aus ihren Depots geworfen. Der Dividendenausfall vergrätzte die Investoren nun zusätzlich. Noch sei nicht absehbar, ob die Märkte Gagfah eine zweite Chance geben, schrieb Berenberg-Analyst Kai Klose.

Ein gewichtiger Belastungsfaktor ist der ungewisse Ausgang des Rechtsstreits in Dresden. Die sächsische Landeshauptstadt hat zwei Gagfah-Töchter auf über eine Milliarde Euro verklagt, weil sie gegen die Sozialcharta verstoßen haben sollen, die zum Schutz der Mieter vereinbart worden war. Gagfah-Chef Brennan wies die Vorwürfe erneut zurück.

Hoher Schuldenberg

Rückstellungen für mögliche Schadenersatzforderungen hat Deutschlands größte Wohnungsgesellschaft, die mehrheitlich dem US-Finanzinvestor Fortress gehört, nach eigenen Angaben noch nicht gebildet. Es wurden aber rund zwei Millionen Euro für Rechtskosten zur Seite gelegt. Um die Vorwürfe zu entkräften, will Gagfah fortan neun bis zehn Euro pro Quadratmeter in die Instandhaltung investieren, bislang waren es acht Euro. So soll der vergleichsweise hohe Leerstand bis Jahresende auf unter fünf Prozent gedrückt werden.

Großen finanziellen Spielraum hat der Konzern mit Sitz in Luxemburg nicht: Ende März saß er auf einem Schuldenberg von fast sechs Milliarden Euro. Eine Milliarde davon soll in diesem Jahr refinanziert werden. Die Dresden-Klage mache die Verhandlungen mit den Banken nicht leichter, räumte das Management ein.

Eine Prognose für das Gesamtjahr traute sich Brennan nicht zu. Im ersten Quartal war das in der Branche maßgebliche operative Ergebnis auf 54,1 (Vorjahr: 46,6) Millionen Euro gestiegen. Unter dem Strich verdiente Gagfah 24,3 (12,3) Millionen. Vor allem Verkäufe spülten Geld in die Kasse: Von Januar bis März verkaufte der Konzern knapp 3400 Wohnungen.

Quelle: ntv.de, rts

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