Keine Entwarnung am Airport Frankfurt GdF droht mit weiteren Streiks
17.02.2012, 17:09 Uhr
Seit zwei Tagen herrscht am Frankfurter Flughafen Ausnahmezustand. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Fronten zwischen der Gewerkschaft GdF, die die streikenden Flugfeld-Mitarbeiter vertritt, un der Flughafengesellschaft Fraport sind verhärtet. Ab Montag könnte es zu weiteren Streikaktionen kommen.
Reisende am Frankfurter Flughafen müssen wohl auch in der kommenden Woche viel Geduld mitbringen: Die Flugfeld-Beschäftigten drohen mit weiteren Streiks. Wenn die Flughafen-Betreibergesellschaft Fraport am Wochenende nicht einlenke, sei es wahrscheinlich, dass der Arbeitsausstand kommende Woche weitergehe, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft GdF, in der die Vorfeld-Mitarbeiter organisiert sind.
Der Arbeitskampf könnte dann noch verschärft werden. Möglich sei etwa, den Flughafen den ganzen Tag über zu bestreiken. Am Samstag und Sonntag werde voraussichtlich nicht gestreikt. Jeder Ausstand werde mindestens 24 Stunden vorher angekündigt, betonte der Sprecher. Die Gewerkschafter liegen seit Monaten mit Fraport im Clinch und versuchen, Lohnerhöhungen für die 200 Flugzeug-Einweiser in Frankfurt auszuhandeln. Fraport hält die Forderungen für überzogen.
Am Freitag - dem zweiten Streiktag - legten die Flugfeld-Beschäftigen ihre Arbeit von 8.00 bis 22.00 Uhr nieder. Von den Fluglinien seien über 290 der insgesamt rund 1300 geplanten Starts und Landungen gestrichen worden, teilte Fraport mit. Der Flughafen gehe aber davon aus, mindestens 50 Prozent des Flugbetriebs sicherstellen zu können. Am Donnerstag hatten die Fraport-Angestellten zwischen 15.00 und 22.00 Uhr die Arbeit niedergelegt. Dadurch waren 172 Flüge ausgefallen. Rund 70 Prozent der ab 15.00 Uhr geplanten Flüge hätten aber stattgefunden.
Vor allem Lufthansa muss leiden
Am stärksten betroffen ist die Lufthansa. Am Freitag annullierte Deutschlands größte Airline etwa 250 ihrer täglich rund 300 Verbindungen an ihrem Heimatflughafen. Vor allem Verbindungen in Deutschland und Europa fielen aus, die Langstreckenflüge fanden statt. Zum Chaos am Flughafen kam es nicht: Viele Kunden hatten sich über das Internet über die Ausfälle auf dem Laufenden gehalten und ihren Flug verschoben. Stornierung oder Umbuchung waren ohne Zusatzkosten möglich. Wer unbedingt reisen musste, nahm die Bahn. Lufthansa-Tickets konnten in Bahnfahrscheine umgetauscht werden.
Der Streik wird für den Dax-Konzern teuer. "Der Lufthansa gingen durch den Streik am Donnerstag und Freitag zusammen 40 Millionen Euro Umsatz verloren", sagte Analyst Sebastian Hein vom Bankhaus Lampe. Auch wenn am Wochenende Normalbetrieb herrsche, dürfte die Airline langsam auf Fraport Druck machen, um eine Einigung mit der GdF herbeizuführen. Schließlich sei die Lufthansa mit Abstand größter Kunde in Frankfurt.
Die Flugfeld-Beschäftigten sind am Flughafen unverzichtbar. Sie sorgen etwa dafür, dass Jets die richtige Parkposition finden. So kann eine kleine Gruppe nun Europas zweitgrößten Airport mit 70.000 Mitarbeitern teilweise außer Gefecht setzen. Lufthansa und Fraport hatten sich daher bereits auf den Streik vorbereitet und zusätzliches Personal für die Arbeit auf dem Flugvorfeld geschult, nachdem auch der letzte Vermittlungsversuch in dem Tarifstreit Anfang Februar gescheitert war.
Die Positionen im Clinch zwischen GdF und Fraport sind verhärtet. Die Arbeit der Vorfeld-Kontrolleure ist der GdF zufolge mit der Eröffnung der vierten Landebahn in Frankfurt wesentlich anspruchsvoller geworden. Die Lohnentwicklung habe damit aber nicht Schritt gehalten, argumentieren die Arbeitnehmervertreter. Fraport hat die GdF-Forderungen als "extrem hoch" kritisiert. Sie liefen auf Entgelterhöhungen von bis zu 70 Prozent hinaus. Auch ein Kompromissvorschlag des als Schlichter eingesetzten früheren Ersten Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust brachte keinen Durchbruch. Die Gewerkschafter hatten den Schlichterspruch angenommen, Fraport hatte sich jedoch gesperrt.
Flugreisende können sich nach Angaben von Fraport unter folgender Rufnummer über die Lage am Frankfurter Flughafen informieren: 01805 - 3724636 Das Angebot ist kostenpflichtig.
Quelle: ntv.de, rts