Wirtschaft

Streik entfacht Sicherheitsdebatte GdF greift Fraport an

"Wir können den Streik auch noch wochenlang aushalten": Herbert Mai, Arbeitsdirektor des Flughafenbetreibers Fraport.

"Wir können den Streik auch noch wochenlang aushalten": Herbert Mai, Arbeitsdirektor des Flughafenbetreibers Fraport.

(Foto: dpa)

Am Frankfurter Flughafen fallen scharfe Worte: Die Gewerkschaft GdF wirft dem Airport-Betreiber vor, leichtfertig mit der Sicherheit der Passagiere umzugehen. Damit geht die Auseinandersetzung in die nächste Runde. Mit dem Ausstand alleine kann Fraport offenbar immer besser umgehen.

Mit dem Riesen am Haken den Bogen überspannt? Fraport-Mitarbeiter bei der Arbeit.

Mit dem Riesen am Haken den Bogen überspannt? Fraport-Mitarbeiter bei der Arbeit.

(Foto: REUTERS)

Der Arbeitskampf am größten Flughafen Deutschlands nimmt eine neue Wendung: Die Gewerkschaft GdF wechselt die Strategie und attackiert die Gegenmaßnahmen der Arbeitgeberseite. Nach Ansicht der GdF gefährdet der Betreiber Fraport durch seine Anti-Streik-Maßnahmen die Sicherheit der Reisenden.

Um die Auswirkungen des Arbeitskampfes der Vorfeld-Mitarbeiter zu begrenzen, setzt Fraport angelernte Ersatzkräfte ein. Die Gewerkschaft hält das nun für ein großes Risiko.

"Da werden nämlich Leute eingesetzt, die nur in zwei Tagen geschult werden für Aufgaben, die andere in sechs Monaten erlernen", sagte ein Sprecher der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF). Unklar sei, ob alle Ersatzleute die erforderlichen Lizenzen aufweisen könnten und ob die Ruhezeiten eingehalten würden.

Fraport weist die Vorwürfe zurück. "Die Kollegen sind alle zertifiziert", sagte ein Konzernsprecher. Die nun eingesetzten Vorfeldlotsen etwa, die die Jets über das Rollfeld dirigieren, hätten den Job schon vorher gemacht. Da der Streik bereits vor Wochen absehbar gewesen sei, habe Fraport sich darauf eingestellt und die Mitarbeiter nachgeschult. Auch bei Pausen und Arbeitszeiten würden die gesetzlichen Vorgaben eingehalten, sagte er.

Ein Effekt der Ersatz-Mitarbeiter wird immer deutlicher: Ihr Einsatz schmälert die Wirkung der Arbeitskampfmaßnahmen auf dem Vorfeld deutlich. Das schärfste Schwert der Arbeitnehmervertreter könnte sich dadurch als stumpf erweisen. Wenn die Gewerkschaftsmitglieder unter der vergleichsweise kleinen Gruppe der Vorfeld-Mitarbeiter dauerhaft ersetzt werden können, liefe der Streik weitgehend ins Leere.

Das hessische Verkehrsministerium hat an dem Vorgehen von Fraport nichts auszusetzen. Auswahl und Training des Personals seien allein Sache von Fraport, sagte eine Sprecherin. Die harte Haltung der GdF wird mehr und mehr zum Politikum: Ein FDP-Politiker verlangte eine gesetzliche Quote für Streiks. Die Vereinigung Kommunaler Arbeitgeber (VKA) forderte einen "Schutz vor zügellosen Kleinstgewerkschaften". Unterdessen spielt sich der Notbetrieb an Deutschlands größtem Luftdrehkreuz ein.

Am Dienstag, dem vierten Streiktag, fielen noch 200 der insgesamt 1200 für den Tag geplanten Flüge aus - am Vortag waren es noch 240. "Wir sind guten Mutes, den Verkehr in den nächsten Tagen noch besser in den Griff zu kriegen", sagte Fraport-Personalvorstand Herbert Mai.

Bei der Lufthansa fielen am Dienstag 160 Flüge aus, am Montag hatte die Kranich-Linie noch 200 Verbindungen annullieren müssen. Kunden können ihre Reise kostenlos stornieren, auf einen anderen Tag verschieben oder auf die Bahn umbuchen.

Jeden Tag ein bisschen mehr?

Ein Ende des Ausstands ist nicht in Sicht - die 200 Flugzeugeinweiser und der Airport weichen im Tarifstreit keinen Millimeter von ihren Positionen ab. Die GdF erhöhte zuletzt noch einmal den Druck und rief die Vorfeld-Beschäftigten am Frankfurter Airport auf, die Arbeit bis Freitag um 23.00 Uhr niederzulegen - ursprünglich sollte der Streik am Mittwochmorgen um 5.00 Uhr enden.

Die Fronten in dem seit Monaten schwelenden Lohnstreit sind verhärtet, eine schnelle Einigung ist nicht absehbar. Die Tarifparteien belauern sich und hoffen darauf, dass der andere den ersten Schritt macht. Derzeit herrscht Funkstille - beide Seiten reden nicht einmal miteinander. Es könne noch dauern, bis die Gespräche wieder aufgenommen würden, sagte Fraport-Manager Mai. "Wir können den Streik auch noch wochenlang aushalten", ergänzte er.

Die Gewerkschaft verlangt deutliche Lohnerhöhungen für die 200 Flugzeug-Einweiser in Frankfurt. Die Arbeit der Vorfeld-Beschäftigten, die den Jets etwa Parkpositionen zuweisen, sei mit der Eröffnung der vierten Landebahn wesentlich anspruchsvoller geworden, argumentieren die Arbeitnehmervertreter.

Lufthansa leidet stärker als Fraport

Fraport spricht dagegen von überzogenen Forderungen der GdF, die auf Gehaltserhöhungen um bis zu 70 Prozent hinauslaufen würden. Ein Gütevorschlag des als Schlichter eingesetzten früheren Ersten Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust brachte keinen Durchbruch.

Die Gewerkschafter hatten den Schlichterspruch angenommen, Fraport hatte ihn jedoch abgelehnt. Das Pikante daran: Der Flughafenkonzern hatte Beust selbst benannt, den Kompromiss aber nicht angenommen, da er das Gehaltsgefüge innerhalb des Unternehmens sprengen würde.

An den ersten beiden Streiktagen Ende vergangener Woche gingen Fraport nach früheren Angaben zusammen 3,5 bis 4 Mio. Euro Umsatz verloren. Die Lufthansa büßte nach Analystenschätzungen an den beiden Tagen insgesamt 40 Mio. Euro an Umsatz ein.

Quelle: ntv.de, rts

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