Die Kleinen begehren auf Gegenwind für Weber
16.02.2010, 16:43 UhrDer Weg von Bundesbank-Präsident Axel Weber an die Spitze der EZB wird kein leichter sein. Luxemburg und andere kleine Euro-Länder kritisieren die regelmäßigen Absprachen der Großen.
In den kleinen EU-Staaten formiert sich Widerstand gegen eine Ernennung von Bundesbank-Chef Axel Weber zum künftigen Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB). Er werde "nicht in allen Fällen dafür plädieren", dass Deutschland den Posten besetze, sagte der luxemburgische Regierungschef Jean-Claude Juncker. Die EU-Finanzminister segneten die Ernennung des Portugiesen Vitor Constancio als EZB-Vizepräsident ab.
Mit der Einigung auf Constancio steigen die Chancen für Weber, im Herbst kommenden Jahres an die Spitze der EZB zu rücken. Die Bundesregierung sieht den 52-Jährigen laut Medienberichten als Nachfolger von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet vor. Die Amtszeit des Franzosen endet im Oktober 2011. Dem italienischen Zentralbank-Gouverneur Mario Draghi werden nun geringere Aussichten auf den Spitzenposten eingeräumt, da er wie Constancio Südländer ist.
Juncker widersprach diesen Annahmen. "Ich sehe das nicht so", sagte der Chef der Eurogruppe im Deutschlandfunk. Deutschland werde "darum kämpfen müssen, den Präsidenten der EZB zu bestellen". Das Amt gilt als eines der wichtigsten internationalen Finanzposten.
"Regelmäßige" Absprachen kritisiert
Juncker bekam Unterstützung vom belgische Finanzminister Didier Reynders. Dieser beklagte die Entscheidung "mehrerer großer Länder" für Constancio. Er bedaure, dass es "regelmäßig" Absprachen zwischen den EU-Ländern über die Vergabe von Posten gebe, sagte Reynders laut der belgischen Nachrichtenagentur Belga. Er und Juncker hätten erwartet, dass es zumindest "ein Minimum an Diskussion über die Qualität" der Kandidaten gegeben hätte.

Deutschland werde "darum kämpfen müssen, den Präsidenten der EZB zu bestellen", sagt Luxemburgs Regierungschef Juncker.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das sei keine Kritik an Constancio. Aber der belgische Kandidat, Peter Praet, und der luxemburgische Kandidat, Yves Mersch, seien nicht einmal in Erwägung gezogen worden, monierte Reynders. Er gebe die Hoffnung aber nicht auf, Praet im Direktorium der EZB zu platzieren. 2011 endet auch die Amtszeit von EZB-Direktoriumsmitglied Gertrude Tumpel-Gugerell aus Österreich.
Die Finanzminister der 16 Euro-Länder hatten sich auf Constancio als Nachfolger des Griechen Lucas Papademos geeinigt, dessen Mandat als EZB-Vize Ende Mai ausläuft. Die Finanzminister aller 27 EU-Länder bestätigten den Vorschlag. Mitte März müssen zudem die europäischen Staats- und Regierungschefs zustimmen, was jedoch als Formsache gilt.
Quelle: ntv.de, wen/AFP