Managergehälter zurückzahlen "Gehälter-Zar" greift durch
17.08.2009, 21:28 UhrDer Sonderbeauftragte der US-Regierung für die Kontrolle von Managergehältern, Kenneth Feinberg, zeigt Zähne und Klauen: Der ehemalige Anwalt der Opfer vom 11. September will entschlossen gegen überzogene Boni bei Unternehmen vorgehen, die vom amerikanischen Steuerzahler mit Milliarden gestützt wurden.
Seine Macht gehe weit genug für Einschnitte bei der Bezahlung des Spitzenmanagements, kündigte der "Gehälter-Zar" zum Auftakt der Überprüfung an. Dabei schloss er Rückforderungen ausdrücklich ein.
"Der Kongress hat mir die Befugnis erteilt, eine Rückerstattung von Managergehältern zu versuchen", sagte Feinberg. Dies gelte nicht nur für die vom Finanzrettungsprogramm TARP gestützten Banken, sondern für alle Firmen, die vom Staat Hilfen erhalten hätten. "Ich kann Geld zurückfordern", betonte Feinberg. Aber das sei bislang kein Thema gewesen und die Einzelheiten seien noch nicht geklärt.
Feinberg will zudem als erstes prüfen lassen, ob er auch in Verträge eingreifen kann, die vor der im Gesetz genannten Frist vom 11. Februar geschlossen wurden. Besonderes Aufsehen erregt der Fall des Rohölhändlers Andrew Hall, dem die Citigroup in diesem Jahr Medienberichten zufolge 100 Mio. Dollar bezahlen will. Halls Vertrag wurde vor dem 11. Februar unterzeichnet. Die Citigroup hat im vergangenen Jahr einen Verlust von fast 19 Mrd. Dollar gemacht und vom Staat 45 Mrd. Dollar erhalten.
Feinberg ist als harter Anwalt seiner Sache bekannt. Der 63-jährige hat Opferfonds verwaltet und Angehörige in Streitfällen um Entschädigung vertreten - von den September-Anschlägen über den Amoklauf an der Hochschule von Virginia vor zwei Jahren bis zu den Giftgasangriffen während des Vietnamkrieges. Präsident Barack Obama hat einen Coup gelandet, als er den Spezialisten für einen der heikelsten Punkte der Rettung der Finanzbranche engagierte: Kaum vor dem Abgrund bewahrt, verdienen viele Großbanken inzwischen bereits wieder Milliarden und bezahlen ihren Spitzenmanagern dafür Millionen - zum Missfallen der meisten US-Bürger.
Institute wie Goldman Sachs oder Morgan Stanley sind Feinbergs Kontrolle durch die Rückzahlung der staatlichen Hilfen schnell noch entkommen. Das Auge des Anwalts richtet sich nun auf die sieben Übriggebliebenen: neben der Citigroup die Bank of America, der Versicherungskonzern AIG, die in der Sanierung befindlichen Autokonzerne Chrysler und General Motors sowie GMAC und Chrysler Financial. Die Konzerne mussten bis Freitag ihre Konzepte für die Gestaltung der Managergehälter vorlegen.
Nun beugt sich der Feinberg über die Pläne und bereitet seine Empfehlungen vor. Bei der Citigroup hat die Aussicht bereits Wirkung gezeigt: Medienberichten zufolge hat Spitzenhändler Hall schon im Voraus Veränderungen an seinem Vertrag angeboten.
Quelle: ntv.de, rts