Aufregung um Banken-Stresstest Gerüchte um Hypo Real Estate
19.07.2010, 19:27 UhrDie Ergebnisse des Belastungstests in der europäischen Bankenbranche sorgen bereits vor der für Freitag vorgesehen Veröffentlichung für erheblichen Wirbel. Anders als bislang dargestellt, könnte nun doch auch ein deutsches Haus durchgefallen sein. In Bankenkreisen zeigen die Finger in Richtung Hypo Real Estate.

Wie ein Mühlstein für den Steuerzahler: Am Dienstag wird sich zeigen, wie der Markt auf die Gerüchte reagiert.
(Foto: REUTERS)
Der verstaatlichte Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate hat Finanzkreisen zufolge den Stresstest für 91 europäische Banken wohl nicht bestanden. Die HRE sei wohl in einem Stresstest-Szenario durchgefallen, sagte eine mit der Belastungsprobe vertraute Person aus der Branche.
In dem fraglichen Szenario hätten die Prüfer die Folgen einer Verlangsamung der Konjunktur mit einem gleichzeitigen Abschlag auf Staatsanleihen simuliert, hieß es. Zuvor hatte bereits die Nachrichtenagentur Bloomberg über ein Scheitern der HRE in diesem Teil des Tests berichtet. Die Bank selbst, die Bankenaufsicht BaFin und der Bankenrettungsfonds SoFFin wollte sich zum Abschneiden der HRE nicht äußern.
Die Münchener HRE war zuletzt mit 7,8 Mrd. Euro allein in Griechenland engagiert. Auf die Staatsanleihen dieses Landes wird in dem Stress-Szenario der höchste Abschlag vorgenommen.
Das Ergebnis des Stresstests hat für die Bank allerdings in der Praxis kaum Relevanz. Die Hypo Real Estate ist ohnehin dabei, toxische Wertpapiere und ganze Unternehmensbereiche im Volumen von bis zu 210 Mrd. Euro in eine große "Bad Bank" auszugliedern und sich damit von diesen Risiken zu trennen. Die Abwicklungsanstalt mit dem Namen "FMS Wertmanagement" ist zwar schon gegründet, die Übertragung der faulen Papiere ist erst für das zweite Halbjahr geplant. Nach der Ausgliederung will der Bankenrettungsfonds SoFFin entscheiden, wie viele Milliarden an zusätzlichem Eigenkapital vom Staat der Immobilienfinanzierer noch braucht. Bisher hat sie 103,5 Mrd. Euro an Garantien und 7,7 Mrd. Euro an Eigenkapital bekommen.
Der Ablauf der Zeugnisvergabe
Kurz vor dem "Tag der Wahrheit" für 91 Banken wachsen in der Branche unterdessen die Zweifel an der Aussagekraft der europaweiten Belastungsprobe für die Branche. Die Vereinigung der europäischen Bankenregulierer, CEBS, kündigte an, dass die mit Spannung erwarteten Ergebnisse am Freitag nach Börsenschluss veröffentlicht würden. Vertreter aus der Branche und Analysten warnten, aus den Daten die falschen Schlüsse zu ziehen.
Der CEBS will die Ergebnisse des Härtetests eigenen Angaben zufolge am Freitag um 18.00 Uhr (MESZ) auf aggregierter Basis publizieren und daraus seine Folgerungen für die Widerstandsfähigkeit der Banken ziehen. Ab diesem Zeitpunkt sollen die 91 an den Tests beteiligten Institute oder deren nationale Aufsichtsbehörden im Internet separat informieren. Eine halbe Stunde später werde der CEBS eine nach Ländern aufgeschlüsselte Gesamtschau der Ergebnisse anbieten. Um 19.00 Uhr ist eine Pressekonferenz des Bankenregulierers in London geplant.
Quelle: ntv.de, mmo/rts