Wirtschaft

Schwere Vorwürfe gegen Lufthansa Gewerkschaften kämpfen um Germanwings

Stillstand: Nach den mutmaßlichen Plänen der Konzernführung sollen die Germanwingsflugzeuge nach der Krise nicht wieder starten.

Stillstand: Nach den mutmaßlichen Plänen der Konzernführung sollen die Germanwingsflugzeuge nach der Krise nicht wieder starten.

(Foto: picture alliance/dpa)

Vertreter von Kabinenpersonal und Piloten bei Germanwings schlagen Alarm. Ihnen zufolge nutzt die Lufthansa die Corona-Krise gezielt, um einen alten Plan voranzutreiben und die ungeliebte Tochter dichtzumachen. Dazu würden öffentliche Gelder missbraucht. Der Konzern spricht von "Spekulationen".

Gewerkschafter und Personalvertreter werfen der Lufthansa vor, die Corona-Krise für einen rabiaten Konzernumbau nutzen zu wollen. Der Konzern bekomme gleichzeitig finanzielle Hilfe, die dazu gedacht sei, Arbeitsplätze zu retten, und plane die Schließung der Konzerntochter Germanwings mit 1400 Stellen, teilte die Unabhängige Flugbegleiterorganisation (Ufo) mit. Auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit geht davon aus, dass die Lufthansa noch diese Woche das Ende von Germanwings verkünden wird. Die rund 1400 Beschäftigten und ihre Familien würden mit Arbeitslosigkeit und dem Entzug ihrer Existenzgrundlage bedroht, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der beiden Gewerkschaften.

Das Unternehmen bezeichnete die angeblichen Schließungspläne als "Spekulationen", zu denen es keine Beschlussvorlage des Vorstands gebe. Derzeit würden die Optionen für Germanwings überprüft. Die Gesellschaft aus Köln mit 30 Flugzeugen und rund 1400 Beschäftigten fliegt seit Jahren nicht mehr unter eigenem Namen, sondern ist ausschließlich für die Billig-Fluglinie Eurowings unterwegs. Bereits vor der Corona-Krise hatte Eurowings das Ziel formuliert, ihre bislang wesentlich auf drei Flugbetriebe verteilte Flotte auf einen zu konzentrieren. Die Gewerkschaften kämpfen dabei um die aus ihrer Sicht teils besseren tarifvertraglichen Bedingungen bei Germanwings.

Der Konzern hatte in der vergangenen Woche die Zukunft des Flugbetriebs bei Germanwings in einer Pressemitteilung zu den Verhandlungen um die Aufstockung des Kurzarbeitergelds infrage gestellt. Bislang gibt es für die rund 1400 Beschäftigten der Germanwings anders als bei der Lufthansa-Mutter keine Vereinbarung beim Kurzarbeitergeld. Die Gewerkschaften bezweifeln das Arbeitgeber-Argument, die wirtschaftliche Situation der Germanwings rechtfertige nicht die Übernahme der Lufthansa-Regelungen. Schließlich handele es sich um eine 100-prozentige Tochter.

Ufo wirft dem Lufthansa-Management nun vor, die Krise "kaltblütig" auszunutzen, um die alten Umbaupläne durchzuziehen. Der Konzern erhalte für Kurzarbeit in mehreren Unternehmensteilen "Hunderte Millionen Euro monatlich". Mit einem Teil davon finanziere er bei Germanwings zunächst die weiter voll gezahlten Gehälter und könne dadurch eine Vereinbarung für Kurzarbeit mit einem Bestandsschutz für die dortigen Arbeitsplätze vermeiden. Aus Sicht der Gewerkschaftsvertreter wird auf diese Weise die öffentliche Hand mit Geldern, die zum Arbeitsplatzerhalt dienen sollen, an einem Plan zum Stellenabbau beteiligt.

In der Krise hat die Lufthansa einen Großteil ihrer Flotte stillgelegt. Der Konzern bestätigte vergangene Woche, dass er Verhandlungen über verschiedene Beteiligungsformen des Staates führt, um die Fluglinie zu retten. Man sei im engen Austausch mit allen Regierungen im Heimatmarkt und anderen Stellen wie der staatlichen KfW-Bank, um die Liquidität zu sichern, sagte ein Sprecher in Frankfurt, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa/rts

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