Wirtschaft

Ruhe vor dem Sturm Gold-Anleger warten auf Ansagen aus USA

Die USA und der Goldpreis: 24-Karat-Barren in der staatlichen Münzprägeanstalt "West Point Mint Facility".

Die USA und der Goldpreis: 24-Karat-Barren in der staatlichen Münzprägeanstalt "West Point Mint Facility".

(Foto: Reuters)

Die ganze Welt schaut nach Syrien. Greifen die USA an oder nicht? Die Gemengelage ist schwierig. Am Edelmetallmarkt ist Abwarten angesagt. Der Goldpreis kommt zurück. Ende der Woche könnte das bereits ganz anders aussehen.

Gold, Feinunze
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Die Lage im Syrien-Konflikt ist unübersichtlich, und die Finanzmärkte schlagen mit jeder Nachricht kräftig in die eine oder andere Richtung aus: Vergangene Woche hatten die Drohungen der USA gegen das Assad-Regime die Investoren noch in Scharen in die sogenannten sicheren Häfen getrieben. Die Aktienkurse fielen, der Goldpreis bekam kräftig Auftrieb.

Als der Militärschlag unmittelbar bevorzustehen schien, kletterte der Preis für die Feinunze über die Marke von 1400 Dollar. Damit war Gold 17 Prozent teurer als Ende Juni. Das war der höchste Stand seit rund drei Monaten.

Im Moment geht es wieder in die umgekehrte Richtung. Am Rohstoffmarkt ist Entspannung angesagt. Aus Großbritannien kam ein klares Nein zu einer Beteiligung an einem Militärschlag, und US-Präsident Barack Obama will, dass der Kongress den Einsatz billigt. Die US-Parlamentarier werden sich aber erst in einer Woche nach Ablauf der Sommerpause mit dem Thema befassen. Der plötzlich gewonnene Abstand zu einem möglichen US-Angriff bremst die Rohstoffkurse. Öl wird billiger, auch der Goldpreis fällt. Zuletzt kostete die Unze mit rund 1392 Dollar etwas weniger als vergangene Woche.

"Bereit, den Befehl zu geben"

Das Blatt kann sich aber genauso schnell wieder wenden. Entscheidend ist die Ansage aus Washington. Der Ausgang ist ungewiss. Die Mehrheitsverhältnisse im US-Kongress sind alles andere als klar. Experten meinen, dass Obama zwar auf die Zustimmung des demokratisch beherrschten Senats bauen könne. Im Abgeordnetenhaus, das von den Republikanern dominiert wird, sei das aber weit unsicherer. Obama wird also um jede Stimme kämpfen müssen. Mit der Unterstützung der Parlamentarier ist er "bereit, den Befehl zu geben", wie er am Wochenende betonte.

Die Lage bleibt damit unverändert brisant: Billigt der Kongress den Einsatz, dürfte das Säbelrasseln zwischen Syrien und den USA die Rohstoffpreise wieder nach oben treiben. Grundsätzlich ist eine Goldpreisrally im Vorfeld eines Krieges nicht ungewöhnlich. Schon früher ist der Goldpreis vor einer kriegerischen Auseinandersetzung angestiegen. Wenn die Konflikte dann offen ausbrachen, ist der Kurs wieder gesunken. Viel Spiel nach oben gibt es also nicht.

Das Gold und seine Preisfaktoren

Der jüngste Preisanstieg des gelben Edelmetalls war Rohstoffexperten zufolge stark spekulativ getrieben. Bereits vor der Eskalation der Syrien-Krise hatten die Analysten der Commerzbank eine Korrektur prognostiziert. Der Preisanstieg sei zu steil gewesen. Tief dürfte der Goldpreis ihrer Ansicht aber auch nicht fallen. Dafür sei die Lage an den Weltbörsen zu unsicher.

Die Gemengelage beim Goldpreis ist komplex: Gegen einen weiteren Anstieg des Goldpreises sprechen auch die steigenden Zinsen in den USA und der festere Dollarkurs. Allein die Spekulationen um den genauen Zeitpunkt des Anfangs vom Ende des Billiggelds haben die Zinserwartungen und damit die Renditen an den Rentenmärkten kräftig in die Höhe getrieben.

Bald schon spricht die Fed

Dass Gold keine Zinsen abwirft, hat es in den Augen vieler Anleger als Investment unattraktiv gemacht. Die starken Kursgewinne an den Börsen waren ebenfalls verlockender als Gold. Ende der Woche gibt es frische Daten vom US-Arbeitsmarkt und damit möglichweise konkrete Hinweise auf das weitere Vorgehen der Federal Reserve (Fed)  – die Beschäftigungslage ist ein wichtiger Eckstein ihrer Konjunkturbeurteilung. Sollte die Arbeitslosenquote auf 7,3 Prozent fallen, rechnet die Deutsche Bank damit, dass die Fed den Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik einleiten wird.

Positiv für den Goldpreis hatte sich zuletzt die Nachfragesituation entwickelt. Die Niedrigpreise lockten vor allem die Investoren in Asien. Die offiziellen Zahlen belegen, dass die Nachfrage nach Goldschmuck, Barren und Münzen deutlich angestiegen ist. Selbst die Bestände der großen Gold-ETFs sollen sich wieder stabilisiert haben. Völlig offen ist zudem noch, ob die europäischen Schuldenkrisen tatsächlich in den vergangenen Monaten einer Lösung sehr viel näher gekommen sind. Sollten hier die Probleme wieder aufbrechen, dürfte der Goldpreis auch davon profitieren.

Auftrieb könnte es auch durch die Schuldenproblematik in den USA geben: Washington steuert wieder auf die "fiscal cliff" zu. Wegen der gesetzlich festgelegten Schuldenobergrenze droht Mitte Oktober erneut das Geld auszugehen. Im vergangenen Jahr hatte dieses Szenario zu einem Kurseinbruch von rund 25 Prozent im deutschen Leitindex Dax geführt. Zuflucht suchten die Anleger in Gold.

Quelle: ntv.de

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