Manager verkauften Aktien Goldman mit sattem Plus
14.07.2009, 15:00 UhrDie weltgrößte Investmentbank Goldman Sachs hat einmal mehr mit einem überraschend hohen Milliardengewinn für einen Paukenschlag gesorgt. Trotz Wirtschaftskrise verdiente das US- Finanzhaus im zweiten Quartal unterm Strich 2,7 Milliarden Dollar. Die Manager des Hauses schienen zwischenzeitlich allerdings nicht mehr an ihr Unternehmen zu glauben: Sie verkauften Anfang des Jahres Goldman-Aktien im Wert von fast 700 Millionen Dollar.
Vor Ausschüttung der Vorzugsdividenden unter anderem für erhaltene Staatshilfen waren es sogar 3,4 Mrd. Dollar. Der Gewinn ist der höchste seit den Spitzenwerten der Bank im Rekordjahr 2007. Goldman Sachs hatte sich in der Krise schon bisher weit besser als der große Rest der Branche geschlagen. Die Bank schrieb lediglich in einem Quartal rote Zahlen. Vor einem Jahr lag der Quartalsgewinn bei zwei Mrd. Dollar.
Auch für viele andere US-Häuser werden in den nächsten Tagen wieder bessere Ergebnisse erwartet. Der Goldman-Erfolg gilt aber als unerreichbar. Die Bank übertraf die Schätzungen der Analysten bei weitem.
Märkte weiterhin anfällig
Der hohe Gewinn heizte umgehend die Diskussion an, ob die Wall Street aus den Fehlern der vor rund zwei Jahren ausgebrochenen Finanzkrise gelernt hat. Kritiker warnen vor erneut überzogenem Gewinnstreben als einem der Gründe für spekulative Blasen und dadurch drohende Wirtschaftskrisen.
Die Bedingungen an den Finanzmärkten hätten sich verbessert, sagte Goldman-Chef Lloyd Blankfein laut der Mitteilung. Zugleich warnte er, die Märkte seien weiter anfällig. Die Bank steigerte ihre Erträge im zweiten Quartal um fast 50 Prozent auf knapp 13,8 Mrd. Dollar.
Massiv Papiere verkauft
Goldman-Manager haben einem Zeitungsbericht zufolge seit dem Zusammenbruch des Rivalen Lehman Brothers Aktien im Wert von fast 700 Mio. Dollar abgestoßen. Die Verkäufe seien überwiegend in dem Zeitraum getätigt worden, in dem das Institut mit zehn Mrd. Dollar an staatlichen Hilfsgeldern gestützt worden sei, berichtete die "Financial Times" unter Berufung auf Mitteilungen an die US-Börsenaufsicht SEC. Eine Goldman-Sprecherin wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.
Zwischen September 2008 und April 2009 veräußerten die Goldman-Manager demnach Aktien im Wert von 691 Mio. Dollar und damit deutlich mehr als vor Jahresfrist: Zwischen September 2007 und April 2008 seien lediglich Anteilsscheine im Umfang von 438 Mio. Dollar verkauft worden, obwohl der Aktienkurs damals deutlich höher gewesen sei, berichtete die Zeitung.
Besonders viele Aktien seien zwischen Dezember und Februar verkauft worden. Goldman-Titel notierten in diesem Zeitraum nahe einem Rekordtief, nachdem die Bank im Schlussquartal erstmals seit ihrem Börsengang 1999 in die roten Zahlen gerutscht war. Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers hatte sich Goldman wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten von einer reinen Investmentbank in eine Geschäftsbank umwandeln müssen, um besseren Zugang zu staatlichen Hilfen zu erhalten.
US-Staat profitiert
Dennoch ist Goldman insgesamt deutlich besser durch die Finanzkrise gekommen als die meisten Konkurrenten. Im vergangenen Monat zahlte die Bank ebenso wie andere große Institute die staatlichen Hilfen an die Regierung zurück.
Für den Staat zahlten sich die Hilfen aus: Sie liefen über den Erwerb von Vorzugsaktien der Banken, auf die eine Dividende gezahlt wurde. Goldman Sachs bezifferte die Dividende auf 425 Mio. und JP Morgan auf 795 Mio. Dollar. Einige Banken wie JP Morgan behaupten, die Hilfe nicht gebraucht zu haben. Sie seien von der Regierung in das Hilfsprogramm gedrängt worden, um notleidende Institute nicht bloßzustellen.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts