Wirtschaft

Gegen den Willen der US-Regierung Google sondiert in Nordkorea

Unbekanntes Nordkorea: Was plant der Google-Chef in Pjöngjang?

Unbekanntes Nordkorea: Was plant der Google-Chef in Pjöngjang?

(Foto: REUTERS)

Es ist eine Reise, die das Klima zwischen dem Internetgiganten Google und der US-Regierung bereits im Vorfeld belastet: Gerüchten zufolge plant Google-Chef Schmidt einen Besuch in Nordkorea. Washington reagiert frostig.

"Nicht sonderlich hilfreich": Google-Chef Eric Schmidt, hier bei einer Podiumsdiskussion mit Studenten in Seoul.

"Nicht sonderlich hilfreich": Google-Chef Eric Schmidt, hier bei einer Podiumsdiskussion mit Studenten in Seoul.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die US-Regierung hat die geplante Nordkorea-Reise des Google-Chefs Eric Schmidt kritisiert. "Ehrlich gesagt glauben wir nicht, dass der Zeitpunkt dafür sonderlich hilfreich ist", sagte Außenamtssprecherin Victoria Nuland. Schmidt und sein Begleiter, der ehemalige Diplomat Bill Richardson, wüssten "sehr wohl um unsere Sichtweise", betonte Nuland.

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Die beiden Google-Vertreter seien freie Bürger, die ihre eigenen Entscheidungen träfen. Sie trügen keinerlei Botschaften der US-Regierung mit sich, fügte die Sprecherin hinzu. Aus der südkoreanischen Hauptstadt Seoul hieß es, die Behörden seien informiert worden, dass der Vorstandsvorsitzende des US-Internetkonzerns einen "privaten Besuch" in Nordkorea plane. Weder der Termin noch der genaue Grund der Reise seien bekannt, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Außenministeriums.

Die internationale Gemeinschaft hatte Nordkorea erst unlängst nach dem Start einer Langstreckenrakete scharf kritisiert. Strikte Sanktionen sollen das Land von einem weiteren Ausbau des umstrittenen Atomprogramms  abhalten. In den vergangenen Tagen verblüffte Machthaber Kim Jong Un die Welt allerdings mit ungewohnt versöhnlichen Tönen: In einer auch im Ausland vielbeachteten Neujahrsansprache hatte der Sohn und Nachfolger des langjährigen Herrschers Kim Jong Il einen bevorstehenden Kurswechsel angedeutet.

Im politischen Washington löste der anstehende Besuch der Google-Spitze in Pjöngjang trotzdem Verstimmung aus: Erst am Vortag waren Berichte über die geplante Nordkorea-Reise einer hochrangig besetzten Google-Delegation mit Schmidt aus dem Umfeld des Unternehmens bestätigt worden. Die beiden Männer würden als Privatpersonen in das abgeschottete kommunistische Land reisen, hieß es nun aus dem State Department.

Anzeichen einer "koreanischen Wende"?

Die Hintergründe der Reise sind noch unklar. Die politische Brisanz des Besuchs ließ die Spekulationen schnell hochkochen: Interessiert sich Konzernchef Schmidt vielleicht nur privat für die Situation in dem abgeschotteten Land? Oder bemüht sich der Suchmaschinenanbieter vielleicht bereits darum, mögliche geschäftliche Perspektiven für den Fall einer bevorstehenden "koreanischen Wende" auszuloten? Offiziell wollte sich bei Google niemand zu den Berichten äußern.

Möglicherweise liegt der wahre Anlass der Reise ganz woanders: Nach Angaben des TV-Senders CNN wollten Schmidt und Richardson zu einer "privaten humanitären Mission" in das isolierte kommunistische Land aufbrechen. Hauptziel sei es, die Freilassung eines US-Bürgers zu erreichen. Welche Rolle Schmidt als Privatmann dabei spielen soll, blieb unklar. Abgesehen von seinen persönlichen Beziehungen nach Washington, kann der Google-Chef bei etwaigen Verhandlungen mit nordkoreanischen Stellen kaum politisches Gewicht in die Waagschale werfen.

Schmidts Begleiter Richardson ist mit der Lage in Nordkorea dagegen bestens vertraut. Er hat in den vergangenen 20 Jahren mit den dortigen Behörden über die Freilassung mehrerer festgenommener US-Bürger verhandelt. Nordkorea hatte Ende Dezember mitgeteilt, im November einen US-Bürger koreanischer Abstammung festgenommen zu haben. Dem als Tourist eingereisten Mann werde ein "Verbrechen" vorgeworfen, erklärte Pjöngjang, ohne nähere Angaben zu machen. Schmidts geplanter Besuch in Nordkorea könnte im Zusammenhang mit dem Fall stehen.

Mögliche Vorbilder für eine humanitäre Mission prominenter US-Abgesandten gibt es: In der Vergangenheit waren die Ex-Präsidenten Bill Clinton und Jimmy Carter nach Nordkorea gereist und hatten die Freilassung von festgehaltenen US-Bürgern erreicht - allerdings mit Rückendeckung aus Washington.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts

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