Ex-BayernLB-Chef fühlte sich verfolgt Gribkowsky ging selbst zur Justiz
07.01.2011, 13:27 UhrEx-BayernLB-Chef Gribkowsky bringt die Justiz selbst auf seine Spur. Einem Medienbericht zufolge geht Gribkowsky zur Münchener Staatsanwaltschaft, weil er sich von Journalisten verfolgt fühlt. Doch statt von seinen "Erpressern" und "Stalkern" befreit zu werden, droht dem Bankmanager nun eine mehrjährige Haftstrafe.
Der wegen Korruptionsverdacht verhaftete ehemalige BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky hat die Ermittlungen der Justiz laut einem Zeitungsbericht selbst ins Rollen gebracht. Gribkowsky sei zur Münchner Staatsanwaltschaft gegangen, weil er sich von Journalisten wegen Fragen zur Herkunft dubioser Zahlungen verfolgt fühlte, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Gribkowsky habe dabei von "Erpressung" und "Stalking" - also systematischem Nachstellen - gesprochen.
Dabei habe er der Staatsanwaltschaft auch eine Frage gezeigt, in der sich die Journalisten erkundigten, ob ein dubioser Geldfluss in Höhe von 50 Mio. Dollar (rund 37 Mio. Euro) aus Formel-1-Geschäften der Bank stammt. Erst aufgrund dieser Fragen nahm die Staatsanwaltschaft den Angaben zufolge die Ermittlungen auf. Wenige Tage später wurde Gribkowsky verhaftet.
Verdacht auf Untreue
Der Verdacht lautet auf Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung. Bei dem Fall geht es laut Staatsanwaltschaft um den Verkauf von Formel-1-Anteilen im Jahr 2006, die zuvor von der Landesbank gehalten worden waren. Die 50 Mio. Dollar wurden an von Gribkowsky gegründete Firmen in Österreich gezahlt.
In Deutschland sei das Geld nicht versteuert worden. Die BayernLB hatte die Formel-1-Rechte gehalten, weil der Unternehmer Leo Kirch diese mit Krediten der Bank gekauft hatte. Als Kirch pleiteging, blieb die Bank auf den Formel-1-Rechten sitzen. Bei dem Verkauf sei keine aktuelle Bewertung der Formel-1-Anteile vorgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Offenbar wurden die Anteile zu einem zu geringen Preis verkauft.
Fünf bis zehn Jahre Haft
Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, drohen Gribkowsky fünf bis zehn Jahre Gefängnis. In Ermittlerkreise sei die Rede davon, dass die Vorgänge um Gribkowsky sich als größter Korruptionsfall in der Geschichte der Bundesrepublik entpuppen könnten.
Laut "SZ" spielt auch die graue Eminenz der Formel 1, Bernie Ecclestone, in der Affäre eine zentrale Rolle. Ecclestone, der die Rennserie groß gemacht hatte, habe im Zuge des Verkaufs der Formel-1-Anteile an den Finanzinvestor CVC seine zwischenzeitlich geschwundene Macht in der Rennserie wieder zementieren können. Gribkowsky und Ecclestone hatten sich vor den dubiosen Vorgängen kennen gelernt.
Die Ermittlungen können sich jedoch noch eine Weile hinziehen. Es sei derzeit nicht absehbar, wie lange die Untersuchung zur genauen Herkunft der 50 Mio. Dollar im Vermögen des früheren Risikomanagers dauern werden, sagte eine Sprecherin der Behörde in München. Zu Einzelheiten wollte sie sich nicht äußern, etwa zur Frage, ob es neben Gribkowsky weitere Beschuldigte in dem Fall gibt.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa