Wirtschaft

Keine Flüge, kein Brot, kein Arzt Griechen geben im Streik alles

Griechenland liegt am Boden.

Griechenland liegt am Boden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Griechenland versinkt dieser Tage nicht nur im Müll. Ein zweitägiger Ausstand, zu dem die Gewerkschaften aufgerufen haben, legt das öffentliche Land nahezu komplett lahm. Auch die Fluglotsen streiken. Die Griechen protestieren so gegen die Sparvorhaben ihrer Regierung. Morgen soll ein neues Sparpaket verabschiedet werden.

Im von der Finanzkrise erschütterten Griechenland haben die größten Streiks seit Beginn der Schuldenkrise begonnen. Die Gewerkschaften wollen aus Protest gegen weitere harte Sparmaßnahmen das Land lahmlegen. Ministerpräsident Giorgos Papandreou warnte die Streikenden, wenn sie das Land "zersetzten", dann werde es "kein Geld für Löhne und Renten" geben.

Gestrandete Urlauber auf dem Flughafen in Athen.

Gestrandete Urlauber auf dem Flughafen in Athen.

(Foto: REUTERS)

Als erste starteten die Fluglotsen die Streikwelle. Die gute Nachricht für alle Griechenland-Urlauber: Ihre Gewerkschaft beschloss, angesichts der dramatischen Lage und um dem Tourismus nicht einen schweren Schlag zu verpassen, nur für zwölf Stunden zu streiken. Der Flugbetrieb sollte somit ab 11 Uhr wieder aufgenommen werden. Ursprünglich wollten die Fluglotsen für zwei Tage streiken. Der griechische Luftraum blieb seit Mitternacht für alle kommerziellen Flüge von und nach Griechenland geschlossen. Viele Flüge in der zeit wurden verschoben oder fielen aus.

Auch in Deutschland kam es zu Flugausfällen. In München wurden wegen der Streiks sämtliche 20 Flüge aus und nach Griechenland gestrichen - darunter Flüge nach Athen, Thessaloniki oder aus Heraklion und Kos. Wie viele Passagiere von dem Streik in Griechenland betroffen waren, konnte die Flughafen-Pressestelle zunächst nicht sagen.

Am Hamburger Flughafen wurden zwei Flüge aus Heraklion und Kos gestrichen, teilte ein Airport-Sprecher mit. Während der Bremer Flughafen keine Beeinträchtigungen meldete, mussten in Hannover nach dortigen Angaben drei Flüge auf Donnerstag verschoben werden.

Ausfälle von Flügen nach Griechenland gab es auch in Düsseldorf und Köln/Bonn. In Düsseldorf wurden nach Flughafenangaben drei Hin- und Rückflüge komplett gestrichen, und zwar nach Athen und Thessaloniki, drei wurden verschoben, die nach Kos und Heraklion gingen. In Köln/Bonn wurden zwei Flüge (Athen und Thessaloniki) um einen Tag verschoben.

Auch den Müllmännern stinkt's

Bestreikt werden in Griechenland auch Ministerien und staatliche Unternehmen sowie viele Banken, Apotheken, Tankstellen, Geschäfte und Bäckereien. Wegen eines seit fast zwei Wochen andauernden Streiks der Müllabfuhr liegen in den Städten mittlerweile Zehntausende Tonnen Müll herum.

Zehntausende Tonnen Müll warten darauf, abgeholt zu werden.

Zehntausende Tonnen Müll warten darauf, abgeholt zu werden.

(Foto: REUTERS)

Die für die öffentliche Gesundheit zuständige Behörde bezeichnete die Situation als "Bombe". In einigen Fällen seien bereits Ratten gesichtet worden. Die Beseitigung der riesigen Müllberge soll nach ersten Schätzungen der Kommunen im Großraum Athen etwa eine Woche dauern. Ärzte behandeln in Krankenhäusern nur Notfälle.

Auch die öffentlichen Verkehrsmittel sollen für mehrere Stunden bestreikt werden. Zu dem Ausstand haben die beiden größten Gewerkschaftsverbände aufgerufen. Für den Nachmittag sind mehrere Demonstrationen geplant. Aus Angst vor Ausschreitungen zog die Polizei starke Einheiten in Athen zusammen.

Athen hat keine andere Wahl

Bis Donnerstag will das Parlament in Athen über ein neues Sparprogramm beraten. Die Debatte begann bereits am Dienstag. Giorgos Papandreou hat sein Volk zur Einigkeit aufgerufen. Das Sparpaket müsse beschlossen werden, damit es Griechenland aus der Krise schaffen könne. "Jeder muss seiner Verantwortung gerecht werden", sagte der Regierungschef zum Wochenbeginn.

Trotz des Unmuts der Bevölkerung dürften die neuen Maßnahmen - Steuererhöhungen, Lohnkürzungen und Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst - mit der Mehrheit der sozialistischen Regierung auf den Weg gebracht werden. Griechenland muss harte Spar- und Reformauflagen erfüllen, um Hilfen von EU und Internationalem Währungsfonds zu beanspruchen.

Das Land steckt seit Jahren tief in der Rezession. Die Staatsverschuldung beläuft sich auf 162 Prozent der Wirtschaftsleistung. Beim EU-Gipfel am Sonntag in Brüssel soll eine Strategie für das weitere Vorgehen in der Schuldenkrise vorgestellt werden.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen