Wirtschaft

"Beträchtliche Milliarden im Feuer" Griechenland-Rettung nötig

Für den Vorstandschef der Deutschen Bank, Ackermann, muss Griechenland finanziell unbedingt gerettet werden. Wenn eine Stabilisierung nicht gelänge, gebe es weitere Probleme, sagt der Manager. Ackermann zeigt sich zudem besorgt über Abschottungstendenzen und nationale Alleingänge.

Josef Ackermann ist für eine geringere Verflechtung der Marktteilnehmer.

Josef Ackermann ist für eine geringere Verflechtung der Marktteilnehmer.

(Foto: REUTERS)

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hält die Rettung des hochverschuldeten Griechenlands für alternativlos. "Wenn wir Griechenland nicht stabilisieren können, haben wir das nächste Problem. Die Kosten sind zu hoch, wenn man keine Rettung findet", sagte Ackermann bei einer Veranstaltung des Center for Financial Studies in Frankfurt. Die deutschen Banken hätten dort "beträchtliche Milliarden im Feuer". Sein Institut sei allerdings nicht darunter, so der Schweizer Manager.

Insgesamt müsse die Suche nach Lösungen aus der Finanzkrise wieder stärker weltweit abgestimmt werden, mahnte Ackermann. Tendenzen zu Abschottung und nationalen Alleingängen betrachte er mit Sorge. Die Preisgabe international integrierter Finanzmärkte wäre nicht nur ein Bruch wirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Grundentscheidungen, sie wäre vor allem verbunden mit massiven Wohlfahrtseinbußen.

Spekulanten nicht Grund für Krise

Ackermann sprach sich gegen ein Verbot hochspekulativer Geschäfte an den Finanzmärkten aus. Moderne Volkswirtschaften sind seiner Meinung nach ohne moderne Finanzprodukte nicht denkbar. Ein Verzicht auf Produkte, wie etwa die stark in die Kritik geratenen Kreditausfallversicherungen (CDS), führe zu hohen gesamtwirtschaftlichen Kosten. Mittels CDS-Papieren würden Risiken handelbar und bekämen damit einen Preis.

Ackermann wies auch Vorwürfe zurück, Spekulanten mit CDS-Papieren seien Grund für die Krise in Griechenland. "Hier verwechselt mancher Politiker Ursache und Wirkung", betonte der Bankchef. "Es bedurfte nicht des CDS-Marktes, damit Investoren ein Haushaltsdefizit von zwölf Prozent als nicht nachhaltig erkennen."

Griechenland hat mit massiven Schuldenproblemen zu kämpfen, weshalb die Zinsen für dortige Anleihen nach oben geschnellt sind und Anleger einen Staatsbankrott befürchten. Einige Politiker vermuten, dass dahinter auch Spekulanten stecken, die gezielt mittels CDS-Derivaten auf einen Ausfall des Landes gewettet haben.

"Kranke dürfen Gesunde nicht infizieren"

"Es steht außer Frage, dass der Ordnungsrahmen für die Finanzmärkte einer grundlegenden Reform bedarf. Die Schwächen, die die Krise offengelegt hat, waren zu offenkundig", so Ackermann weiter. Allerdings sei die Schuld für die Krise nicht nur bei der Finanzbranche zu suchen: Auch niedrige Zinsen und regulatorisches Versagen seien mitverantwortlich.

Darum müssten Reformen auch an verschiedenen Stellen ansetzen. Unter anderem sei angeraten, die Verflechtung der Marktteilnehmer untereinander zu verringern: "Wir müssen verhindern, dass kranke Finanzinstitute gesunde Wettbewerber infizieren", sagte Ackermann. Die Aufsicht müsse schon eingreifen dürfen und den Abbau von Risiken verlangen, bevor ein Institut kurz vor dem Kollaps stehe. Dazu brauche es auch gesamteuropäische Aufsichtsstrukturen.

Alle Marktteilnehmer sollten sich besser auf die mögliche Rettung einer Bank vorbereiten, forderte Ackermann und erinnerte an die Probleme bei der Rettung von IKB und Hypo Real Estate. Dabei sei ein Stabilisierungsfonds für die Restrukturierung von Banken unverzichtbar.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts

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