Trichet: "Absurde Hypothesen" Griechenland bleibt Euroland
15.01.2010, 10:26 UhrZum Ende der Woche schießen die Spekulationen ins Kraut: Unabhängig von den angeblichen Rücktrittspläne der deutschen Regierungschefin wehrt sich die EZB-Spitze gegen Spekulationen um einen Austritt Griechenland aus der Euro-Zone.

Jean-Claude Trichet (links) mit EZB-Vize Lucas Papademos, der in Athen selbst schon mal für die griechische Geldpolitik verantwortlich war.
(Foto: REUTERS)
Die Finanzprobleme Griechenlands werden nach den Worten von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet nicht zu einem Austritt aus der Währungsunion führen. "Ich kommentiere solche absurden Hypothesen nicht", sagte Trichet. Er forderte Griechenland zugleich dazu auf, seine Hausaufgaben zu machen und seine Finanzen wieder in Ordnung zu bringen. "Es gibt viel harte Arbeit zu erledigen", sagte der EZB-Chef.
Die Regierung in Athen hatte zuvor erste Details ihres Sparplans bekanntgegeben. Demnach soll das Defizit binnen drei Jahren unter die EU-Obergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts gedrückt werden.
Für 2009 wird ein Fehlbetrag von 12,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwartet. Die Ratingagenturen stuften wegen der Schuldenkrise die Kreditwürdigkeit des Landes herab, was neue Kredite für Griechenland erheblich verteuert. An den Finanzmärkten wurde vor diesem Hintergrund über einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion spekuliert, weil Athen dann die eigene Währung abwerten und dadurch etwa den Export ankurbeln könnte.
"In mancher Hinsicht chaotisch"
Mit Blick auf die Lage der europäischen Wirtschaft sprach Trichet von einem teils unberechenbaren Verlauf der Konjunkturerholung. "Wir haben die Rezession überwunden, aber die Erholung wird schwierig und in mancher Hinsicht chaotisch", sagte der EZB-Chef. "Wir befinden uns in einer Phase des Aufschwungs, aber wir müssen sehr vorsichtig bleiben."
Zu den Problemen gehören nach den Worten Trichets die in sogenannten "Bad Banks" ausgelagerten faulen Kredite der Banken. "Faule Anlagen waren der Zünder dieser sehr ernsten, unerwarteten Krise", sagte der Währungshüter. "Ich würde sagen, dass das Problem weiter besteht, aber es ist nicht das Hauptproblem."
Wegen der schleppenden Erholung hatte die Zentralbank ihren Leitzins bei ihrer regulären Ratssitzung Mitte Januar auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent belassen. Mit billigem Geld will sie Investitionen und Konsum anstoßen. Experten erwarten, dass die Notenbank ihren Leitzins frühestens im Sommer anzuheben beginnt.
Quelle: ntv.de, mmo/rts