Wirtschaft

Netz und doppelter Boden Griechenland braucht alles

In Athen beginnen heute die verspäteten Gespräche über das EU-Hilfspaket für Griechenland. Angereist sind dafür 20 Experten der EU, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds. Sie wollen in den kommenden zwei Wochen die Feinheiten des Notfallplans mit Vertretern der Regierung in Athen abstimmen. So bald alle Details geklärt sind, kann Athen den Notfallknopf drücken.

Die Athener Regierung, hier Finanzminister Papakonstantinou, emfpängt heute eine 20-köpfige Delegation der EU und des IWF.

Die Athener Regierung, hier Finanzminister Papakonstantinou, emfpängt heute eine 20-köpfige Delegation der EU und des IWF.

(Foto: REUTERS)

Wegen der drückenden Schuldenlast wird Griechenland könnte bereits in wenigen Wochen die Reißleine ziehen und den europäischen Rettungsschirm aktivieren. "Wir werden im Mai nicht auf dem Trockenen sitzen. Entweder leihen wir uns das Geld am Markt oder bei unseren Partnern", kündigte Finanzminister Giorgos Papakonstantinou in Athen. Dort wollen heute Vertreter von EU und IWF dem klammen Land mit strikten Sparvorgaben für die nächsten Jahre den Weg aus der Schuldenfalle weisen.

Deutschland und weitere Europartner stehen im Gegenzug bereit, den Griechen mit Krediten unter die Arme zu greifen. Die Euro-Länder wollen Athen notfalls mit bis zu 30 Mrd. Euro im ersten Jahr unter die Arme greifen. Griechenland hat bisher aber noch kein Hilfsgesuch gestellt. Rund 15 Mrd. soll der IWF beisteuern. Unklar ist noch, wie groß der Finanzbedarf des Euro-Landes insgesamt und über das laufende Jahr hinaus ausfallen wird.

Angaben von FDP-Abgeordneten, wonach er die griechische Lücke auf bis zu 80 Mrd. Euro in den kommenden Jahren beziffert haben soll,  wies Bundesbankpräsident Axel Weber zurück. Das habe er nie gesagt, betonte Weber am Rande einer Veranstaltung in Mannheim. Die Griechen selbst hätten die Zahl kürzlich für die nächsten drei Jahre genannt. Für das laufende Jahr gingen sie aber offenbar von einem deutlich höheren Finanzbedarf aus als die bislang genannten 30 Mrd. Euro. "Da ich selbst nicht in konkrete Verhandlungen eingebunden bin, kann ich diese Zahl und andere Zahlen aber nicht bestätigen", betonte Weber.

Schuldenaufnahme immer teurer

Die Spekulationen über das Ausmaß der griechischen Finanznöte trieben die Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen unterdessen weiter nach oben. Der EU-Staat muss für die Schuldenaufnahme immer tiefer in die Tasche greifen und Investoren inzwischen mit fast acht Prozent locken - mehr als das Doppelte als Deutschland. Der Spread für zehnjährige Bonds stieg im Vergleich zu Bundesanleihen mit gleicher Laufzeit auf 489 Basispunkte, was erneut Rekord bedeutete.

Weber bekräftigte in Mannheim, eine Pleite Griechenlands würde die Währungsunion in ihren Grundfesten erschüttern und könnte weitere Länder in den Schuldenstrudel ziehen. "Ein eventueller Zahlungsausfall Griechenlands würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem gravierenden wirtschaftlichen Rückschlag für andere Länder der Währungsunion führen", warnte Weber. Sollte es dem Land vorübergehend nicht gelingen, sich über die Märkte zu finanzieren, "könnte eine Unterstützung als Ultima Ratio in Erwägung gezogen werden", bekräftigte Weber.

Solidarität für Stabilität

Die Finanzminister der Euro-Zone hatten sich darauf verständigt, Griechenland im ersten Jahr eines auf drei Jahre angelegten Hilfsprogramms maximal 30 Mrd. Euro zur Verfügung zu stellen. Weitere bis zu 15 Mrd. Euro soll der IWF drauflegen. Über die Summen für die darauffolgenden Jahre ist noch keine Entscheidung gefallen.

Wie die EU-Kommission mitteilte, geht es bei den Athener Gesprächen um konkrete Vereinbarungen zum Sanierungskurs, den das Land bis 2012 einschlagen soll. Die Detailgespräche sollen den Weg für eine schnelle Auszahlung der Hilfskredite der Euroländer und des IWF ebnen, falls das klamme Land den Rettungsschirm aktivieren sollte. Papakonstantinou sagte, dieser Schritt hänge von der weiteren Entwicklung der Kosten für die Schuldenfinanzierung und den Fortschritten bei den Athener Gesprächen ab. 

Quelle: ntv.de, rts

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