Wirtschaft

Geringere Bonität und Streiks Griechenland im Würgegriff

Nach Fitch hat auch die führende Rating-Agentur S&P ihre Note für die Kreditwürdigkeit Griechenlands gesenkt. Die Agentur stufte das Rating am Mittwoch auf BBB+ von A- herunter und warnte zugleich vor einer weiteren Senkung.

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PAME-Mitglieder demonstrieren vor dem Finanzministerium in Athen.

(Foto: dpa)

Die Schritte des Landes zur Reduzierung des Defizits würden wahrscheinlich nicht zu einem nachhaltigen Abbau des Schuldenbergs führen, erläuterte S&P. Der Mittelmeerstat benötige bei der Reform seiner Finanzen ununterbrochene Anstrengungen über mehrere Jahren. Das Rating könnte erneut gesenkt werden, falls der politische Rückhalt für die Umsetzung des Sparprogramms fehle. Deshalb laste auch auf der neuen Note ein negativer Ausblick, erklärte S&P.

Griechenland hatte erst vor kurzem eingeräumt, dass sich das Staatsdefizit auf 12,7 Prozent der Wirtschaftsleistung beläuft und damit doppelt so groß ist wie ursprünglich angegeben. Fitch hatte daraufhin vor rund einer Woche das Rating heruntergestuft und damit für Verunsicherung an den Finanzmärkten gesorgt. Die Regierung in Athen kündigte daraufhin einen entschlossenen Schuldenabbau an, der jedoch an den Finanzmärkten durchfiel.

Mit einer Herabstufung durch die anderen Agenturen wurde deshalb weithin gerechnet. Daher werde die Reaktion der Märkte auf die neue S&P-Benotung wahrscheinlich nicht so stark ausfallen wie bei der Fitch-Senkung, sagte der Volkswirt Platon Monokroussos. Durch die beiden Herabstufungen und dem damit verbundenen Vertrauensverlust dürfte es für Griechenland teurer werden, sich am Finanzmarkt Geld zu leihen, weil Gläubiger nun höhere Zinsen verlangen. Dennoch dürfte es dem Land auch weiterhin gelingen, an frisches Kapital zu kommen. Dies signalisierte eine wenige Stunden zuvor ausgegebene Anleihe im Volumen von zwei Milliarden Euro, die das Land in einer nicht-öffentlichen Auktion bei Banken platzierte. Käufer waren einem Händler zufolge vier griechische und ein ausländisches Institut.

Proteste gegen das Sparprogramm

Unterdessen haben in Griechenland nach der Ankündigung eines massiven Sparprogramms zur Abwendung des Staatsbankrotts landesweite Streiks begonnen. Zunächst legten die Lehrer für 24 Stunden die Arbeit nieder; am Donnerstag wollen auch Journalisten in den Ausstand treten. 24 Stunden lang werde es keine Nachrichten geben, berichtete das Staatsradio.

Zudem sollen am Donnerstag die Fähren bestreikt werden. Viele Inseln ohne Flughafen bleiben damit für einen Tag von der Außenwelt abgeschnitten. Die Streikenden wenden sich hauptsächlich gegen die Sparpolitik der sozialistischen Regierung von Ministerpräsident Giorgos Papandreou und gegen Pläne, finanziell gesunde Rentenkassen mit defizitären zu fusionieren.

Allerdings rief vorerst lediglich die drittgrößte Gewerkschaft PAME, die der Kommunistischen Partei (KKE) nahesteht, zu Aktionen auf. In Presseberichten war von einem Signal die Rede. Die Streiks seien erst ein "Vorgeschmack darauf, was in den nächsten Monaten in Griechenland kommen könnte". Die zwei größten Gewerkschaften GSEE und ADEDY hielten sich zunächst zurück. Ihre Vorstände, die überwiegend von den Sozialisten kontrolliert werden, wollten der Regierung noch Zeit geben.

Warnung vor Verlust der Souveränität

Papandreou hatte alle Griechen aufgerufen, "die Reihen zu schließen" und gemeinsam zu handeln. Nur so könne eine Pleite des hoch verschuldeten Landes verhindert werden. Mit 300 Milliarden Euro Schulden laufe das Land Gefahr, praktisch seine Souveränität zu verlieren. Im Januar muss Athen seine Finanzpolitik detailliert der EU in Brüssel präsentieren.

Papandreou kündigte an, Korruption, Vetternwirtschaft und Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Er will zudem Umwelttechnologien fördern, die Privatisierung von Staatsbetrieben voranbringen und die Rentenkassen sanieren. Die Reihen der Beamten sollen sich lichten: Erst wenn fünf Staatsdiener in Rente gegangen sind, soll ein neuer Beamter angestellt werden.

Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa

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