Auf die harte Tour Großaktionär droht Tui
04.12.2009, 16:26 UhrBeim Tourismuskonzern Tui bahnt sich ein neuer Konflikt zwischen dem Management und dem größten Aktionär John Fredriksen an. An der Oberfläche geht es nur um einen Posten im Aufsichtsrat, im Kern jedoch um die Macht im Konzern.
Per Gerichtsbeschluss in den Aufsichtsrat: Bisher unbestätigten Angaben zufolge will sich John Fredriksen gerichtlich durchsetzen.
(Foto: REUTERS)
Kreisen zufolge hat der Norweger beim Amtsgericht Hannover den Antrag auf die Bestellung eines Vertrauten in den Tui-Aufsichtsrat gestellt. Fredriksen strebe an, seinen Manager Tor Olav Troim bei der nächsten Aufsichtsratssitzung in das Gremium einziehen zu lassen, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters eine nicht näher benannte Quelle aus dem Umfeld des Unternehmens. Bei dem Kontrolleurs-Treffen am 14. Dezember wird einer der Posten neu besetzt, da der frühere Vorsitzende Jürgen Krumnow ausscheidet.
Fredriksen fordert bereits seit knapp zwei Jahren eine aus seiner Sicht bessere Vertretung im Aufsichtsrat. Der Tui-Vorstand um Michael Frenzel sowie der Aufsichtsrat um den neuen Vorsitzenden Dietmar Kuhnt lehnen die Bestellung eines Fredriksen-Vertreters jedoch strikt ab. Auf zwei Hauptversammlungen hatte der Norweger erfolglos versucht, den Chefkontrolleur zu stürzen und zusammen mit Troim selbst in das Gremium gewählt zu werden. Vermittlungsversuche zwischen Tui und Fredriksen scheiterten im Herbst.
Fredriksen will sein Anliegen nun offenbar auf die harte Tour durchsetzen. Theoretisch hat er durchaus Chancen, bei Gericht Gehör zu finden. Denn die Justiz kann unabhängig vom Willen des Aufsichtsrats Kontrolleursposten neu besetzen, wenn zwischen zwei Hauptversammlungen Stühle frei werden. Normalerweise wählen die Aktionärvertreter die Vertreter. Das Landgericht Hannover wollte zum dem Vorgang zunächst ebenso wenig Stellung beziehen wie Tui.
Angst vor Discount-Frachtern
Fredriksens Mann für den Aufsichtsrat: Tor Olav Troim, hier bei der Hauptversammlung im Mai 2008.
(Foto: REUTERS)
Fredriksen besitzt angeblich rund 19 Prozent der Tui-Anteile. Auf der Hauptversammlung hatte der Reeder zwei Sitze gefordert. Tui hatte ihm stattdessen einen Sitz für eine von ihm benannte neutrale Person angeboten, was Fredriksen abgelehnt hatte. Der Norweger beklagt unter anderem, dass das Tui-Management das Aufsichtsgremium mit zahlreichen Mitgliedern besetzt hat, die in geschäftlichen Interessen mit dem Konzern verbunden sind.
Der norwegische Reeder hat Tui sowohl fachliche Hilfe bei der Sanierung der angeschlagenen Tui-Schifffahrtsbeteiligung Hapag-Lloyd angeboten, als auch umfassende finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt. "Dafür will Fredriksen aber im Aufsichtsrat vertreten sein", sagte der Reuters-Informant.
Tui hatte jegliches Engagement des Norwegers abgelehnt - zuletzt auch unter Verweis auf dessen neuestes Projekt, eine Container-Billiglinie. Die könne Hapag-Lloyd Konkurrenz machen, daher sei es nicht sinnvoll, Fredriksen Einblick in die Geschäftsgeheimnisse von Hapag zu ermöglichen, hatte es in Tui-Kreisen geheißen. "Die Billig-Linie ist nur eine Idee von Fredriksen gewesen, sie wurde nicht umgesetzt", hieß es dazu aus dem Umfeld von Fredriksen.
Quelle: ntv.de, rts