Wirtschaft

Mit Unterstützung aus Frankreich und China Großbritannien treibt Atomkraft voran

Nach 15 Jahren Pause entstehen in Großbritannien wieder neue Atomreaktoren.

Nach 15 Jahren Pause entstehen in Großbritannien wieder neue Atomreaktoren.

(Foto: REUTERS)

Bis 2023 sollen im englischen Kernkraftwerk Hinkley Point zwei neue Meiler ans Netz gehen. Mit der Unterstützung des französischen Energiekonzerns EDF schiebt Großbritannien die Erneuerung seines Kraftwerk-Parks an und investiert enorme Summen.

Der französische Energiekonzern EDF baut zwei Atomkraftreaktoren der neuen Generation EPR in Großbritannien. Die britische Regierung und das Unternehmen gaben das Abkommen offiziell bekannt. Die Investition beläuft sich den Angaben zufolge auf 16 Milliarden Pfund (18,9 Milliarden Euro). Vereinbart wurde ein garantierter Abnahmepreis für den Atomstrom von umgerechnet 10,6 Cent pro Kilowattstunde. Er liegt weit über dem derzeit gezahlten Preis in Großbritannien.

Das Kraftwerk Hinkley Point C mit zwei Druckwasserreaktoren soll in Somerset in Südwest-England entstehen. Es ist der erste Neubau eines Atomkraftwerks in Großbritannien seit rund 20 Jahren. Zuletzt war in Großbritannien 1995 mit Sizewell B an der englischen Ostküste ein Atomkraftwerk in Betrieb gegangen. Dort plant EDF eine weitere Anlage.

"Dies ist ein Symbol für die nächste Generation der Atomkraft in Großbritannien, die für unseren zukünftigen Energiebedarf und die langfristige Sicherheit bei der Versorgung eine wichtige Rolle spielt", sagte Premierminister David Cameron. In Großbritannien wird derzeit heftig über steigende Energiepreise diskutiert. Oppositionsführer Ed Miliband von der Labour-Partei hatte für den Fall eines Wahlsieges 2015 angekündigt, für eineinhalb Jahre die Energiepreise einfrieren zu wollen.

"Historische Investition"

Die Förderung der Atomenergie ist ein zentrales Element der Regierungsstrategie, fossile Energieträger durch Alternativen mit niedrigem CO2-Ausstoß zu ersetzen. Die Anlage Hinkley Point C soll in rund zehn Jahren in Betrieb gehen. Die endgültige Entscheidung über den Bau, durch den 25.000 Stellen entstehen sollen, ist für kommenden Sommer geplant. Frankreichs Staatspräsident François Hollande begrüßte den Neubau der Atommeiler in Großbritannien durch EDF als "historische Investition", die Arbeitsplätze in beiden Ländern schaffen werde. EDF ist zu 84,4 Prozent in Staatshand.

Beteiligt an dem Bau der beiden Europäischen Druckwasserreaktoren sind der französische Anlagenbauer Areva mit zehn Prozent und die beiden chinesischen Atomkonzerne CGN und CNNC mit 30 bis 40 Prozent. Für die Chinesen ist die Zusammenarbeit eine Gelegenheit, einen Fuß in den britischen Markt zu bekommen. EDF sei in Verhandlungen mit weiteren Investoren, die sich mit bis zu 15 Prozent an dem Projekt beteiligten könnten, teilte das Unternehmen mit.

EDF und die britische Regierung hatten schon seit Monaten über den Vertrag verhandelt. Dabei ging es vor allem um den zugesagten Preis für den Atomstrom. Die beiden Atomreaktoren sind die ersten seit 1995, die in Großbritannien gebaut werden. Das Land hat derzeit 16 Reaktoren.

Lichtblick für Atomindustrie

Das Abkommen stellt für die weltweite Atomindustrie einen Lichtblick dar. Seit der Katastrophe im japanischen AKW Fukushima kämpft sie mit gestiegenen Akzeptanzproblemen. Deutschland hat sich für den Ausstieg aus der Atomkraft entschieden, Italien ein geplantes Atomprogramm gestrichen und Frankreich strebt eine Verringerung seiner Abhängigkeit vom Atomstrom an.

In Frankreich wird derzeit im nordfranzösischen Flamanville ein Europäischer Druckwasserreaktor gebaut. Das Projekt ist unter anderem wegen der explodierenden Kosten umstritten: Waren die Kosten für den Reaktor 2005 noch mit 3,3 Milliarden Euro angegeben worden, musste EDF Ende 2012 einräumen, dass die Kosten vermutlich auf 8,5 Milliarden Euro ansteigen würden. Der Konzern begründete dies unter anderem mit neuen Sicherheitsanforderungen und Lehren aus der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima.

Quelle: ntv.de, dpa, rts, AFP

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