Wirtschaft

RWE-Chef kämpft gegen Schäden Großmann verteidigt Biblis-Klage

Kernkraftwerk Biblis: Bis zum Stresstest vom Netz.

Kernkraftwerk Biblis: Bis zum Stresstest vom Netz.

(Foto: dapd)

Deutschlands zweitgrößter Energieversorger will das AKW-Moratorium nicht kampflos hinnehmen: Zur Klage gegen die Abschaltung des Reaktors Biblis A sieht sich RWE-Chef Großmann gezwungen. Langfristig hält er den vollständigen Ausstieg dagegen für möglich: "Wir sind keine Kreuzritter für die Kernenergie."

"Wir Deutschen wollen immer die Besten sein": Jürgen Großmann.

"Wir Deutschen wollen immer die Besten sein": Jürgen Großmann.

(Foto: REUTERS)

RWE-Chef Jürgen Großmann hat einheitliche Standards bei der Sicherheitsüberprüfung der Atommeiler nach der Katastrophe in Japan gefordert. Er wünsche sich, dass die Überprüfung der Reaktoren europaweit "möglichst uniform" verlaufe, sagte Großmann im Deutschlandfunk. Es sei nicht sachgerecht, wenn hierzulande Kraftwerke wegen unerreichbar hoher Standards stillgelegt würden, während dann Strom aus ausländischen Kraftwerken importiert werden müsse, die den deutschen Sicherheitsanforderungen nicht genügten. Immerhin seien in Europa derzeit 143 Atomkraftwerke in Betrieb. Großmann kritisierte: "Wir Deutschen wollen immer die Besten sein."

Der RWE-Chef räumte zugleich ein, dass wohl nicht alle sieben derzeit abgeschalteten Reaktoren nach den verschärften Sicherheitstests weiterlaufen würden. Er rechne aber damit, dass "ein, zwei oder drei" Reaktoren den sogenannten Stresstest bestehen würden.

Die Bundesregierung hat als Konsequenz aus dem andauernden Reaktorunglück in Japan ein dreimonatiges AKW-Moratorium verhängt und will den Weiterbetrieb der Altreaktoren von den Ergebnissen verschärfter Sicherheitstests abhängig machen. Allerdings gilt ein Wiederanfahren der Altreaktoren als politisch kaum durchsetzbar.

Grossmann verteidigt die Klage

Historische Torwache am Brüder-Grimm-Platz in Kassel: Das Gebäude gehört zum Komplex des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs.

Historische Torwache am Brüder-Grimm-Platz in Kassel: Das Gebäude gehört zum Komplex des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs.

(Foto: dpa)

RWE-Chef Großmann verteidigte die kürzlich eingereichte Klage gegen die Stilllegung des Reaktors Biblis A. Ein Konzernvorstand müsse nach dem Aktienrecht Vermögensschäden vermeiden und habe daher kaum eine andere Möglichkeit als zu klagen. Deutschlands größter Energieversorger Eon ist von den Auswirkungen des Moratoriums ebenfalls betroffen, will aber eigenen Angaben zufolge nicht juristisch gegen den Kurswechsel der Bundesregierung vorgehen.

Die Klage diene der "Wahrung unserer Rechtsposition, dass, wenn ein Schaden eintritt, wir zumindest uns bemühen, formaljuristisch diesen Schaden ausgeglichen zu bekommen", sagte RWE-Chef Großmann. Die Höhe einer Schadenersatzforderung bezifferte Großmann nicht, es gehe aber "um einen fühlbaren Betrag".

Proteste vor der RWE-Zentrale: Die Kernkraft könnte das Privatkundengeschäft dauerhaft belasten.

Proteste vor der RWE-Zentrale: Die Kernkraft könnte das Privatkundengeschäft dauerhaft belasten.

(Foto: dapd)

Der RWE-Chef rechnet bei einem Ausstieg aus der Atomkraft-Nutzung mit steigenden Strompreisen. Der Endverbrauchspreis werde etwa um 20 Prozent anziehen, sagte er in einer bemerkenswert präzisen Schätzung. Angaben zur zeitlichen Einordnung seiner Prognose machte er nicht. Zu den möglichen Preiseffekten eines vollständigen Atomausstiegs sagte Großmann im Deutschlandfunk wörtlich: "Wir haben also direkt - ich sage mal - anderthalb, zwei Cent kurzfristig, das kann mehr werden, liegt auch an einer Reihe von anderen Preisen, Co2-Preisen und anderen Dingen. Und wir haben natürlich indirekt durch den verstärkten Einsatz der Erneuerbaren noch mal zwei Cent oder so - das sind Schätzungen von mir jetzt mit ganz großem Daumen - sodass der Endverbraucherpreis, schätze ich, um 20 Prozent steigen wird."

Den einen vollständigen Verzicht auf die Atomenergie schloss Großmann längerfristig nicht aus, es müsse dabei aber über die Kosten eines Ausstiegs gesprochen werden. "Wir sind keine Kreuzritter für die Kernenergie. Wir sind Kreuzritter für eine sichere und verlässliche Energieversorgung, die auch bezahlbar ist in Deutschland."

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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